Sind kenianische Unternehmen bereit, für Aus- und Weiterbildung zu bezahlen?

Friseurin aus Kenia bei der Arbeit
© Hands on the Future / AHK Kenia
Unternehmen stellen eine wichtige Zielgruppe für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildungsleistungen nach Kenia dar. Rund 80 Prozent der kenianischen Unternehmen sind auch bereit, für Bildungsmaßnahmen zu bezahlen.

Lesen Sie den Artikel zum Thema aus der iMOVE-Marktstudie Kenia, die jetzt erschienen ist.
Um die Produktivität des eigenen Betriebes zu erhalten oder auszubauen, ist Kenias Privatsektor bereit, in die Ausbildung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren.

Das zeigen die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, die die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia (AHK Kenia) für die iMOVE-Marktstudie bei 392 kenianischen und internationalen Unternehmen in Kenia durchführte. 

Für die Befragung sendete die AHK einen Fragebogen an die Mitglieder der German Business Association (GBA) in Kenia und an eine randomisierte Auswahl von Unternehmen. Die Rücklaufquote der Umfrage betrug 15,8 Prozent. Das entspricht 62 Antworten. Die teilnehmenden Unternehmen kamen aus 18 verschiedenen Sektoren, mit einem leichten Schwerpunkt in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sowie dem Energiesektor.

Die Zahlungsbereitschaft der kenianischen Unternehmen bestätigte auch die Kenya Association of Manufacturers (KAM) gegenüber der AHK Kenia in Gesprächen über die Auslastung und Ausrichtung der KAM Manufacturing Academy.

Die Unternehmen interessieren sich laut KAM nicht nur für Kurzzeitkurse für bestehendes Personal, sondern auch für die Berufsausbildung neuer Arbeitskräfte.

78,9 Prozent der von der AHK befragten Unternehmen sind bereit, für die passenden Aus- und Weiterbildungskurse zu bezahlen. 12,3 Prozent der Unternehmen zögern und bei 8,9 Prozent der Unternehmen ist keine Zahlungswilligkeit vorhanden.

Trotz der grundsätzlichen Zahlungsbereitschaft verfügen Einzelpersonen häufig nicht über die finanziellen Mittel, um kostenintensive Kurse belegen zu können. Zwar bieten der Higher Education Loans Boards (HELB) und die National Industrial Training Authority (NITA) durch die NITA-Ausbildungsumlage finanzielle Unterstützung für Aus- und Weiterbildung an. Jedoch gilt das nur für bestimmte Institutionen und die Stipendien sind gering.

Anbieter von Trainingsmaßnahmen sollten diese Finanzierungsproblematik bedenken oder flexible Zahlungsmöglichkeiten anbieten.
Mann aus Kenia arbeitet an Unterboden eines aufgebockten Autos
© Marah Köberle

Zahlungsbereitschaft für hochwertige Bildungsangebote

Bezüglich der Zahlungsbereitschaft der Unternehmen in Kenia gibt es große Unterschiede.

Viele Unternehmen können oder wollen nur niedrige Summen pro Semester in die Bildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. Über ein Viertel der Befragten sind bereit, 20.000 Kenia-Schilling (KES; rund 170 Euro) oder weniger zu bezahlen, während knapp acht Prozent bis zu 100.000 KES (rund 830 Euro) ausgeben würden. Es wird zudem deutlich, dass knapp 1.700 Euro pro Semester für ein Training als zu teuer empfunden werden.

Unternehmen, die nicht bereit waren für ein Training zu bezahlen, gaben an, keine passenden Bildungsangebote für die Bedürfnisse des eigenen Unternehmens zu finden (50 Prozent). Jeweils ein Drittel der Befragten empfanden die angebotenen Kurse als zu teuer und kritisierten, dass viele der Trainings nur Scheinqualifikationen bieten. Würden mehr qualitativ hochwertige Kurse mit passendem Inhalt angeboten, könnte auch bei diesen Unternehmen die Zahlungsbereitschaft steigen.

Hierbei kann auf das Label "Made in Germany" gesetzt werden, da deutsche Qualität in Kenia grundsätzlich hoch angesehen wird.

Ein wichtiges Handlungsfeld ist die Anpassung des Aus- und Weiterbildungsangebots an den Bedarf der Wirtschaft.

Ein Unternehmen der Plastikindustrie etwa bemängelte im Rahmen der Umfrage die fehlende Abstimmung der Bildungsangebote auf den Plastiksektor, obwohl dieser Sektor eine wichtige Stellung in der kenianischen Wirtschaft einnimmt.

Ein weiteres Unternehmen merkte an, dass es als kleines Unternehmen die Weiterbildung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht finanzieren kann. Es regt seine Angestellten jedoch an, sich auf eigene Kosten weiterzubilden. Dieses Unternehmen schlug vor, dass staatliche Zuschüsse auch an Unternehmen gehen sollten, die Weiterbildung fördern.

Fachartikel zur Zahlungsbereitschaft von Unternehmen

Dieser Fachartikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Kenia (Kapitel 5.4), die Anfang 2018 erschienen ist.

  • Inhalt der Marktstudie: Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia
  • Autorinnen und Autoren der Marktstudie: Marah Köberle, Valerie Leisten, Chris Wegner, Esther Mukendi, Annlily Mbugua, Emily Mungwana, Peter Pfaffe

Marktstudie Kenia

Titelbild der Marktstudie

Berufsbildung in Kenia

wehende kenianische Nationalflagge

Marktinformationen


Quelle: iMOVE, Artikel aus der iMOVE-Marktstudie für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, 2018