Russland: Ansätze einer dualen Ausbildung

Auch in Russland macht die Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften lokal produzierenden Unternehmen zu schaffen. Partnerschaften können Größennachteile ausgleichen. Lesen Sie dazu einen Artikel von iMOVE aus der Publikation "German Mittelstand in Russland 2018".

Russland strebt die Modernisierung der Fertigung in verschiedenen Industriezweigen an und ist dabei auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen. Bei deren Kompetenzaufbau setzt sie zunehmend auf die Integration dualer Elemente und Modelle in das bestehende System der beruflichen Bildung und konsequenterweise auf deutsch-russische Kooperationen.

Die Agentur für strategische Initiativen bei der russischen Regierung (ASI) hat in 13 Regionen das Projekt "Regionaler Standard zur personellen Sicherstellung des Industriewachstums" gestartet. Anhand von Erfolgsbeispielen sollen Grundsätze für optimale Prozesse der Kooperation zwischen den Beteiligten bei der dualen Ausbildung auf föderaler und regionaler Ebene definiert werden. Das russische Föderale Institut für die Entwicklung der Ausbildung (FIRO) engagiert sich für die Modernisierung und Neuentwicklung russischer Berufsbilder und der entsprechenden schulischen und betrieblichen Lehrpläne mit Unternehmen und Colleges.

Die Auslandshandelskammer (AHK) unterstützt seit Ende 2013 Mitgliedsunternehmen beim Aufbau von Strukturen beziehungsweise Modulen einer dualen beruflichen Bildung in Russland. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Regierungsstellen wurden zehn duale Ausbildungsprogramme in sechs Regionen mit elf Ausbildungseinrichtungen erarbeitet. Von solchen einzelnen regionalen Praktiken aus soll sich ein übergreifendes Verständnis dualer Ausbildung als ganzheitliches System entwickeln, das sich allerdings noch nicht russlandweit durchgesetzt hat.

Bei der weiteren Verbreitung zeigen sich Hindernisse. Die örtlichen knapp 4.000 Berufsschulen mit rund drei Millionen Auszubildenden sind aus finanziellen Gründen nur dann bereit, ihre Lehrpläne zu verändern, wenn es für die Lernangebote eine ausreichende Anzahl Auszubildender gibt. Die deutschen Unternehmer allein können aber oft keine ganzen Berufsschulklassen füllen und viele russische Mittelständler bilden nicht aus. Das liegt nicht nur daran, dass sie für ihre betriebliche Ausbildung eine Ausbildungslizenz benötigen, sondern an der noch weit verbreiteten Unkenntnis, was duale Ausbildung im Kern ausmacht.

Bislang investieren daher fast ausschließlich deutsche Großunternehmen in Russland in die Berufsbildung und leisten sich eigene Ausbildungszentren, in denen sie teilweise auch ihre Zulieferer qualifizieren. Mittelständische Unternehmen mit einer geringeren Anzahl von Auszubildenden können allerdings durch koordinierte Zusammenarbeit Größennachteile ausgleichen und beispielsweise gemeinsam hinreichend starke Berufsschulklassen bilden oder Praxisteile der Ausbildung im Verbund anbieten.

Die AHK plant, deutsche Firmen in Russland mit Colleges zusammenzubringen, Lehrer mehr an die betrieblichen Erfordernisse und Curricula heranzuführen, Bestandteile der Verbundausbildung zu testen und einzuführen, wo die Ressourcen nicht ausreichend sind, sowie die Colleges in Kooperation mit Firmen bei der Ausstattung von Lehrwerkstätten zu unterstützen.

Professionelle deutsche Berater und Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen können die deutsche Industrie darüber hinaus beim Aufbau eigener Bildungskapazitäten unterstützen. Über 200 international tätige Bildungsunternehmen – auch solche mit langjähriger Russland-Erfahrung - finden sich in der kostenlos nutzbaren Anbieter-Datenbank von iMOVE, der Exportplattform des Bundesbildungsministeriums.

  • Silvia Niediek, iMOVE

German Mittelstand in Russland

Das Wirtschaftsjahrbuch "German Mittelstand in Russland" kann beim OWC Verlag für Außenwirtschaft GmbH kostenpflichtig bestellt werden.

Berufsbildung in Russland

wehende Nationalflagge

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Quelle: Artikel aus German Mittelstand in Russland 2018, OWC Verlag für Außenwirtschaft GmbH