Muleba-Fachschule in Tansania nahm vor zehn Jahren ihre Arbeit auf

Stolze Zahlen kann das auf private Initiative im Jahr 2012 gegründete Muleba Lutheran Vocational Training Center in Tansania inzwischen vorweisen: 150 Absolventen, 90 Prozent der davon sind erwerbstätig, sechs freiwillige Helfer und eine Gesamtinvestition von gut einer halben Million Euro.

Bernhard Troja und Klaus Lurse vom Verein "Berufsbildung Tansania" aus Boke waren von Anfang an bei dem eindrucksvollen Hilfsprojekt dabei. Die Idee, etwas Wirkungsvolles gegen die Armut in der auch für tansanische Verhältnisse sehr ländlichen Region zu tun, entstand am Ende einer Reise des evangelischen Kirchenkreises Paderborn in den Partnerkirchenkreis Kusini B in Tansania. "Hier gibt es schon lange gute Kontakte, und wir wollten etwas für junge Menschen tun, die keinen Zugang zu Universitäten oder Hochschulen besaßen", erinnern sich Troja und Lurse an ihre Reise im Jahr 2010. Lurse war bereits im Jahr 2009 in Tansania. Die beiden Nachbarn aus Boke reisten nun gemeinsam nach Muleba, um die Hilfsmöglichkeiten auszuloten.

Im Jahr 2012 konnte die Schule ihren Betrieb aufnehmen. Mit privaten Geldern wurde ein kleines Schulgebäude auf einem kirchlichen Grundstück errichtet und ein vorhandenes, baufälliges Gebäude als Wohnheim mit Küche und Speiseraum renoviert und hergerichtet. Eine Klasse mit 25 Schülern startete mit dem Ausbildungsbetrieb.

"Für uns ist Bildung ein wichtiger Erfolgsfaktor für den erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben. Die Ausbildung am Computer war unser erster Gedanke", waren und sind sich Troja und Lurse bis heute einig. Aus privaten Geldern und Spenden konnten bis heute mehr als 200 gebrauchte Laptops nach Tansania gebracht werden und so die Ausbildung junger Menschen unterstützt werden.

"Wir brauchten allerdings einen Partner vor Ort. Über den Kirchenkreis Paderborn wurden die Kontakte zur Erzdiözese der evangelischen Kirche in Tansania hergestellt und nach vielen Gesprächen stellte die Kirche ein größeres, geeignetes Grundstück zur Verfügung. Wichtiger Partner war Pastor Phenias Lwakatare, der die Chancen eines solchen Projektes schnell erkannte und vor Ort wichtiger Motor war", so Lurse. Bei ihren Besuchen haben Lurse und Troja in der Missionsstation gewohnt.

Doch der Status Quo reichte schnell nicht mehr. Eine zweite Klasse und damit zusätzlicher Schulraum sollten her. Privatpersonen verschiedener Glaubensrichtungen schlossen sich zum gemeinnützigen Verein "Berufsbildung Tansania" zusammen. Dieser unterstützt bis heute in enger Absprache mit den tansanischen Partnern die Fachschule. Eine weitere Klasse und damit verbundener Wohnraum sollten ab dem Frühjahr 2013 her. Die Vereinsmitglieder sahen sich als Multiplikatoren, die in Deutschland Spenden für das Projekt "Muleba Lutheran Vocational Training Center" sammelten.

Distrikt Muleba in Tansania

Muleba ist ein 3444 Quadratkilometer großer Distrikt im Nordwesten des ostafrikanischen Staates Tansania. Der Distrikt zählt rund 640.000 Einwohner und liegt am Westufer des Victoriasees. Zum Distrikt gehören auch 38 Inseln des Victoriasees sowie 43 Gemeinden. Für die Landschaft ist offenes Gras- und Buschland typisch. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 21 Grad Celsius, und im langjährigen Mittel fallen auf dem Hochplateau bis zu 1400 Millimeter Niederschlag im Jahr.

Rund 80 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, die besonders durch Kleinbauern geprägt wird. Neben Bananen als Hauptprodukt werden Kaffee, Bohnen und Maniok angebaut. Über 98 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im ländlichen Raum halten selber Nutztiere, überwiegend Hühner und Ziegen.

"Es gab zwischendurch auch immer mal wieder Rückschläge und wir haben viel über die tansanische Kultur und das Leben in Afrika gelernt. Es ist halt eine andere Kultur, und der Umgang mit Behörden ist auch dort schwierig", berichtet Troja, der 2016 den Vorsitz des Bildungsvereins an seinen Sohn Klaus Troja abgab. Schnell war der zweite Klassenraum fertig. Ein zweites Wohnheim mit einem schönen Appartement für europäische Freiwillige und ein neues Küchen- und Speisehaus entstand.

Immer wieder würden der Ausfall von Strom- und Wasserversorgung stören, würden sie für Unterbrechungen im Alltag sorgen. Eine batteriegestützte Photovoltaik-Anlage sowie große Zisternen konnten schließlich Abhilfe schaffen und gleichzeitig die Betriebskosten erheblich senken. "Wir können stolz auf das Erreichte sein", blickt Lurse heute auf zehn Jahre Fachschule zurück.

Zu den künftigen Aufgaben zählt Klaus Troja, den Ausbau des im Jahr 2020 begonnenen Ausbildungsgangs zum Installationselektriker sowie durch weitere Stipendien sicherzustellen, dass auch Kinder sehr armer Eltern, die das im Land übliche Schulgeld nicht aufbringen können, Zugang zu dem Bildungsangebot der Fachschule erhalten. Auch künftig sollen Volontariate von jungen Erwachsenen und von Senioren den Wissenstransfer fördern.


Quelle: westfalen-blatt.de, 05.01.2023