Kommission verabschiedet Initiative zur Förderung von Berufsausbildungen in Europa

Um mit den sich verändernden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt Schritt zu halten, hat die Europäische Kommission eine Empfehlung mit 14 Schlüsselkriterien für hochwertige und nachhaltige Berufsbildung vorgestellt.

Die Europäische Kommission hat im Oktober 2017 einen Vorschlag für einen Europäischen Rahmen für hochwertige und nachhaltige Berufsausbildungen angenommen.

Diese Initiative in Form einer Empfehlung des Rates ist Teil der neuen europäischen Agenda für Kompetenzen vom Juni 2016. Sie fügt sich ebenfalls ein in die europäische Säule sozialer Rechte, die das Recht auf allgemeine und berufliche Bildung von hoher Qualität und in inklusiver Form vorsieht.

Ausgehend von einer breit angelegten Konsultation werden in der Empfehlung 14 Schlüsselkriterien ermittelt, die die Mitgliedstaaten und sonstigen Akteure zur Entwicklung hochwertiger und nachhaltiger Berufsausbildungen verwenden sollten. Diese Initiative wird zu einer besseren Beschäftigungsfähigkeit und persönlichen Entwicklung von Auszubildenden und damit auch zu einer hervorragend ausgebildeten und qualifizierten Arbeitnehmerschaft gemäß den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts beitragen.

Der für den Euro und den sozialen Dialog zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission Valdis Dombrovskis, der außerdem für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und die Kapitalmarktunion zuständig ist, erklärte: "Eine Berufsausbildung ist häufig das notwendige Sprungbrett für den Berufseinstieg junger Menschen. Unsere heute vorgelegten Vorschläge sollen diese wertvolle Ausbildungserfahrung weiter verbessern, sodass sie Arbeitgebern und Auszubildenden gleichermaßen zugutekommt. Unter Wahrung der Vielfalt der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung in den Mitgliedstaaten möchten wir letztendlich den Einstieg junger Menschen in den Arbeitsmarkt erleichtern."

Der für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission Jyrki Katainen sagte: "Durch die Schaffung einer direkten Verbindung zwischen Theorie und Praxis, zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt bieten hochwertige und nachhaltige Berufsausbildungen jungen Menschen konkrete Möglichkeiten für den Einstieg in die Berufswelt und eine gute Position im Leben und stärken gleichzeitig Europas Humankapital. Dies wiederum ist entscheidend für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft."

Die für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität zuständige Kommissarin der Europäischen Union (EU) Marianne Thyssen kommentierte: "Wir wollen sicherstellen, dass junge Menschen die Qualifikationen erwerben, die sie für das Berufsleben brauchen. Berufsausbildungen sind der Gold-Standard der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Zwei von drei Auszubildenden gelingt nach dem Ende ihrer Ausbildung der nahtlose Übergang in den Beruf. Mit dem heute vorgestellten neuen Rahmen definieren wir, was eine gute Berufsausbildung ausmacht. Wenn der Rahmen angenommen ist, wird er gewährleisten, dass Lernende und Arbeitgeber gleichermaßen von hochwertigen Berufsausbildungen profitieren."

Für die Bewertung der Qualität und Nachhaltigkeit einer Berufsausbildung sieht der vorgeschlagene Rahmen sieben Kriterien für Lern- und Arbeitsbedingungen vor:

  1. Schriftlicher Vertrag,
  2. Lernergebnisse,
  3. Pädagogische Unterstützung,
  4. Arbeitsplatz-Komponente,
  5. Bezahlung und/oder Aufwandsentschädigung,
  6. Sozialschutz,
  7. Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit.

Außerdem werden weitere sieben Kriterien für Rahmenbedingungen vorgeschlagen:

  1. Regulierungsrahmen,
  2. Einbeziehung der Sozialpartner,
  3. Unterstützung für Unternehmen,
  4. Flexible Lernpfade und Mobilität,
  5. Berufsberatung und Sensibilisierung,
  6. Transparenz,
  7. Qualitätssicherung und Werdegang-Nachverfolgung.

Die Kommission unterstützt die Umsetzung dieser Kriterien durch angemessene EU-Finanzmittel. Allein der Europäische Sozialfonds trägt bis zu 27 Milliarden Euro zur allgemeinen und beruflichen Bildung bei.

Die EU fördert Berufsausbildungen außerdem durch verschiedene andere Instrumente. Die Europäische Ausbildungsallianz hat bislang mehr als 750.000 Angebote für junge Menschen mobilisiert. Im Rahmen der Jugendgarantie sind bereits mindestens 390.000 Ausbildungsplätze vermittelt worden, denn eine Berufsausbildung ist eine der vier Optionen, die jungen Menschen nach viermonatiger Arbeitslosigkeit angeboten werden sollten.

Erasmus+ fördert die Mobilität von Auszubildenden, unter anderem durch die neue ErasmusPro-Initiative, über die im Zeitraum 2018 bis 2020 etwa 50.000 Auszubildende in Unternehmen im Ausland vermittelt werden sollen.

Nun, da die Bemühungen zur Vergrößerung des Angebots an Berufsausbildungsplätzen Früchte tragen, müssen die Erfolgskriterien dringend konkretisiert werden. Dies leistet der neue Rahmen.

Nächste Schritte

Die Mitgliedstaaten werden den Vorschlag im Hinblick auf die Annahme durch den Rat erörtern. Die Kommission erarbeitet neue Unterstützungsdienste, um Mitgliedstaaten und sonstigen Akteuren zu helfen, den Rahmen durch Wissensaustausch, Vernetzung und Peer-Learning umzusetzen.

Die Initiative wird außerdem gefördert durch die Europäische Ausbildungsallianz und durch Sensibilisierungskampagnen wie die europäische Woche der Berufsbildung (20. bis 24. November 2017), die dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet.

Hintergrund

Berufsausbildungen, eine Kombination aus Lernen in der Berufsschule und Ausbildung am Arbeitsplatz, erleichtern den Übergang junger Menschen aus der allgemeinen und beruflichen Bildung ins Berufsleben.

Heute gibt es in Europa etwa 3,7 Millionen Auszubildende. Dem stehen etwa 20 Millionen Hochschulstudierende gegenüber.

In einigen Mitgliedstaaten gibt es seit langem gut funktionierende Berufsausbildungssysteme. Andere sind erst dabei, ihr Berufsausbildungssystem aufzubauen oder zu verstärken. Insgesamt schaffen 60 bis 70 Prozent der Auszubildenden den direkten Übergang von der Ausbildung in den Beruf, in manchen Fällen sogar bis zu 90 Prozent.

Der Vorschlag für einen Europäischen Rahmen für hochwertige und nachhaltige Berufsausbildungen trägt zu den Prioritäten der EU für Beschäftigung, Wachstum und Investitionen bei und wahrt die Vielfalt der nationalen Systeme. Er ist Teil der neuen europäischen Agenda für Kompetenzen und soll die Qualität und Relevanz des Kompetenzaufbaus verbessern. Ein wichtiges Ziel besteht darin, mehr Menschen zu motivieren, sich für eine Berufsausbildung zu entscheiden. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der stärkeren Einbeziehung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die sich in vielen Ländern als Erfolgsfaktor herausgestellt hat.

Der Vorschlag fügt sich in den politischen Kontext der Erklärung von Rom vom 25. März 2017 ein, in der die führenden Vertreter der europäischen Mitgliedstaaten geloben, sich für eine Union einzusetzen, "in der junge Menschen die beste Bildung und Ausbildung erhalten und auf dem gesamten Kontinent studieren und Arbeit finden können".

Die Initiative trägt auch zur Verwirklichung der europäischen Säule sozialer Rechte bei, deren erster Grundsatz besagt, dass jede Person das Recht auf allgemeine und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen von hoher Qualität und in inklusiver Form hat.

Die vorgeschlagene Initiative ist auch eine Folgemaßnahme zur Mitteilung der Kommission "Investieren in Europas Jugend" aus dem Jahr 2016, in der die Kommission ihre Absicht bekundet, einen solchen Rahmen für Berufsausbildungen vorzuschlagen. Wichtige Beiträge der Sozialpartner sind ebenfalls eingeflossen.
Die Initiative ergänzt Maßnahmen der Kommission zur Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, insbesondere den bestehenden Qualitätsrahmen für Praktika.

In den letzten drei Jahren ist die Jugendarbeitslosigkeit rascher zurückgegangen als die allgemeine Arbeitslosigkeit, nämlich von 21,4 Prozent im Jahr 2014 auf 16,7 Prozent, sie liegt jedoch weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt (7,6 Prozent im August 2017).

Quelle: Europäische Kommission, europa.eu, Pressemitteilung, 05.10.2017