"Kifafa" Willstätt: Trainingszentrum in Kenia ist fertig

Der Verein "Kifafa" hat ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Mit der Fertigstellung des Trainingszentrums kommt die Berufsausbildung junger Mädchen als neuer Aufgabenbereich hinzu. Auch die Aufklärungsarbeit über Epilepsie rückt wieder stärker in den Fokus.

Der Verein Kifafa hat sich gut strukturiert. Dies zeigte der Bericht, den Vorsitzender Joachim Eiberle am Samstag auf der Mitgliederversammlung im Begegnungszentrum "Treffpunkt" vorstellte.

In diesem Jahr konnte der Verein laut Eiberle sein Trainingszentrum beim Waisenhaus in Kendu Bay am Viktoriasee fertigstellen. Inzwischen werden drei Mädchen, die nicht in der Lage sind eine weiterführende Schule oder reguläre Ausbildung zu absolvieren, an der Nähmaschine, im Schneidern und Körbe flechten unterrichtet – Tätigkeiten, die ihnen ermöglichen sollen, ein gewisses eigenes Einkommen zu erzielen. Das Trainingszentrum bietet aber auch Möglichkeiten. So könnte es auch für Computerkurse genutzt werden.

Die Epilepsie-Ambulanz in Kendu Bay, die bisher ohne offizielle Registrierung geführt, doch durch die örtliche Politik toleriert wurde, ist seit diesem Jahr offiziell registriert. Die Klinik hat sich etabliert und hat begonnen, routiniert zu arbeiten. Außerdem unterstützt Kifafa noch drei weitere Epilepsie-Ambulanzen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit Medikamenten. Die Medikamentenpreise steigen weiterhin. Geplant sind in den nächsten Jahren Aufklärungsveranstaltungen rund ums Thema Epilepsie.

Im Waisenhaus bleibt die Wasserversorgung ein großes Thema, hieß es weiter. Doch durch den Bau von Wassertanks und Brunnen ist die Versorgung weitgehend gesichert. Die Anbindung an eine öffentliche Wasserleitung hat 2018 jedoch nicht geklappt. Für das kommende Jahr hofft der Verein auf eine Spende für drei Wassertanks zu je 10.000 Liter.

Die Selbstversorgung des Waisenhauses mit Lebensmitteln konnte 2019 weiter ausgebaut werden. Dazu wurden weitere Grundstücke erworben, auf denen unter anderem Bananenstauden und Mangobäume gepflanzt wurden. Über 100 Hühner liefern Eier und Fleisch. In zwei großen Gärten wird Gemüse, Papaya, Avocado, Tomaten angebaut. Zudem gibt es im Waisenhaus sechs Kühe und zwei Schafe. Da sich das Waisenhaus zunehmend selbst versorgen kann, können erhebliche Kosten eingespart werden. Die Ausgaben für das Waisenhaus stiegen 2018/19 nicht mehr an.

Mittlerweile besuchen etliche Mädchen des Waisenhauses die Highschool. Alle betreuten Kinder können die Schule besuchen und sind weitgehend gesund. Die ersten Entlassungen von Mädchen aus dem Waisenhaus haben begonnen. Kleinere Mädchen wurden aufgenommen. Alle Mädchen, die auf die Highschool gehen, werden ab 2020 nicht mehr in den Ferien im Waisenhaus wohnen, sondern bei Verwandten oder auch Eltern.

Nach wie vor kommen bis zu 40 Kinder täglich zum kostenlosen Mittagessen und Betreuung ins Waisenhaus – eine wichtige Hilfe für die Kinder und deren Familien. Gleichzeitig erhalten Kinder, denen die finanziellen Mittel fehlen, die Schuluniformen von einer Schneiderin gefertigt.

Die Zahl der Patenkinder außerhalb des Waisenhauses soll weiter reduziert werden. Etwa 90 Patenkinder seien eine "leistbare Größe", hieß es.

Bestehen bleiben soll auch die Kooperation mit dem Hope Theatre aus Nairobi, das inzwischen auch schon mehrfach in Kehl aufgetreten ist. Dreimal im Jahr erhalten die Mädchen im Waisenhaus Workshops in Tanz, Gesang, Akrobatik, Theaterspiel. Dies stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl der Mädchen, die Workshops haben auch therapeutische Wirkung vor allem in der Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit.

Für die Zukunft erwartet der Verein steigende Gehaltskosten aufgrund der Einführung des Mindestlohns. Die entsprechende gesetzliche Regelung werde inzwischen durch den kenianischen Staat strenger gehandhabt. Dies verlange nach neuen Antworten, hieß es. Um die finanzielle Situation zu verbessern, sollen unter anderem das Gästeprogramm ausgebaut und die Ausgaben im Waisenhaus stabilisiert werden.

Was Kifafa macht

Der Verein Kifafa wurde 1995 von Doris Wieghorst und fünf Frauen aus Kehl gegründet. Kifafa ist Suaheli und meint "Epilepsie" – eine Krankheit, über die in Kenia noch immer viele falsche Vorstellungen existieren und über die die meisten Menschen wenig wissen. Außer um epilepsiekranke Kinder kümmert sich der Verein auch um Aids-Waisen.

"Hauptquartier" des Vereins ist das Waisenhaus in Kendu Bay am Viktoriasee in Kenia, das 2007 eröffnet wurde. Dort leben aktuell 25 Mädchen; etliche von ihnen mit Epilepsie. Diese werden von zehn Mitarbeitern betreut. Außerhalb des Waisenhauses unterstützt der Verein nach eigenen Angaben aktuell insgesamt 144 Patenkinder. 2020 feiert „Kifafa“ sein 25-jähriges Bestehen. 

Schwerpunkte der Arbeit des Vereins:

  • Essensprogramm
  • Schulbildung
  • Epilepsie-Ambulanz im Waisenhaus.
  • Vergabe von Kleinkrediten für Existenzgründungen und Verbesserungen der eigenen Lebenssituation
  • Medikamentenprogramm
  • Besucherprogramm – Begegnungen der Kulturen
  • Unterstützung alleinerziehender Mütter
  • Ausbildung von Mädchen im Trainings-Center

 


Quelle: baden online, bo.de, 31.10.2019