Iran: Angehende Fotografen und Grafikdesigner zum Austausch in Isfahan

Die Unterschiede? Groß. Ähnlichkeiten? Mehr als gedacht. Freiburger Berufsschülerinnen und Berufsschüler haben Isfahan, Iran, besucht, Eindrücke und natürlich Fotos mitgebracht. Der Funke sprang über, was das Duale System angeht. Die deutsche Ausbildung stieß auf großes Interesse.

Das Dutzend angehender Fotografen und Grafikdesigner arbeitete eine Woche lang mit Studenten an einem Projekt. "Wir haben sehr viele offene Menschen getroffen", erzählt die 20-jährige Anja Gutmann. Und aufregend fand es ihr Mitschüler Jonas Fehlinger: "Weil's was ganz anderes ist – die Erhaltung von Kunsthandwerk, Architektur, alles." Er sah auf dem Markt einen Schmied. Sie jemanden beim Teppichdruck, ergänzt Leonie Faller. Und dann das gute Essen...

Eingefädelt hatte diese erste Reise in den Iran Christiane Begatik, Lehrerin der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule. Die Stadt Freiburg zahlte die halbe Reise, der Freundeskreis Freiburg-Isfahan stellte den Kontakt zur Universität her, die auch Fotografie und Grafik lehrt. Unterkunft und Essen waren umsonst. Freiburg ist die einzige deutsche Stadt mit einer Partnerstadt im Iran. Die Verbindung war auf Bürgerebene immer lebendig, auch wenn die offiziellen Kontakte auf Eis lagen.

Die Schulgruppe kam mitten in der Nacht an, ein Begrüßungskomitee wartete auf sie. "Wir haben ein immens hohes Maß an Gastfreundschaft erlebt", stellt Fotografielehrer Jörg Robold fest. Es gab auch Kontrolle, sagt sein Kollege Klaus Kaps: "Aber so freundlich." Spannungen haben sie keine gespürt, als sie im Land unterwegs waren, doch eine Unzufriedenheit mit dem System und den Einschränkungen.

Azubis und Studierende machten einen Workshop, erzählt der angehende Grafikdesigner Jan Knäble. Sie fotografierten zwei Tage lang und gestalteten in fünf gemischten Gruppen Plakate zu Themen wie Gebäude und Essen. "Das war nicht ganz reibungslos", sagt Christiane Begatik. Denn Herangehensweise und Gestaltungsregeln sind teils konträr.

Die Freiburger arbeiten eigenständiger und kreativer, die Iraner strenger an Vorgaben, sagt Lehrerin Marion Krauß. Anja Gutmann trennte auf dem Plakat das Wort Architektur und setzte es in zwei Zeilen: "Da hat der Lehrer gesagt, das darf man nicht." Umgekehrt könnte das auch passieren, sagt Robold und alle lachen.

"Krach gab's keinen, nur Tränen", erklärt Marion Krauß und meint den herzlichen Abschied. Als Klaus Kaps einer iranischen Kollegin automatisch die Hand geben wollte, wurde er erinnert, dass man das nicht macht: "Too much electricity." Der Funke sprang indes über, was das Duale System angeht. Die deutsche Ausbildung stieß auf großes Interesse. Im Oktober kommen die Iraner nach Freiburg.


Quelle: Badische Zeitung, badische-zeitung.de, 09.05.2018