Iran: Aktuelles zum neuen Berufsbildungsgesetz

Nach der Inkraftsetzung des neuen Berufsbildungsgesetzes Ende 2017 veröffentlichte die Technical and Vocational Training Organization (TVTO), dass eine Hauptursache für die Arbeitslosigkeit in Iran der Mangel an beruflichem Wissen und Können der jungen Generation ist. Dadurch fehlt ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt.

Der fehlende Zugang zum Arbeitsmarkt betrifft auch eine große Zahl von Universitätsabsolventen, die eine zu geringe berufspraktische Ausbildung erhalten. Laut Bericht sind 37 Prozent der graduierten Studentinnen und Studenten von Arbeitslosigkeit betroffen.

In den letzten Jahren sprach man in Iran viel über neue Arbeitsplätze, über Wirtschaftswachstum, Investitionen und Produktivität als Mittel zur Verringerung der Arbeitslosenzahlen. Ein wesentlicher Grund für die hohe Arbeitslosigkeit ist allerdings die nicht passende oder nicht vorhandene berufliche Ausbildung der jungen Iranerinnen und Iraner.

Auch wenn die Mittel knapp sind, gäbe es in den beruflichen Bildungseinrichtungen viele Möglichkeiten für eine berufliche Ausbildung. Dafür müsste in die Ausstattung der Einrichtungen der TVTO und der beruflichen Schulen investiert werden. Denn eine moderne Ausrüstung ermöglicht eine moderne Qualifikation und schafft auch bessere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an den WorldSkills-Wettbewerben.

In einem Interview betonte der Dr. Soleiman Pakseresht, Präsident der TVTO, vor welchen anspruchsvollen Aufgaben das Berufsbildungssystem in der nächsten Zeit steht:
 

  1. Laut Statistik benötigen rund fünf Millionen Absolventen und tausende junge Akademikerinnen und Akademiker eine Anstellung. Die Wirtschaft kann aber aufgrund mangelhafter berufspraktischer Ausbildung diesen jungen Leuten keine Arbeit anbieten.
  2. Zusätzlich gibt es im Land 3,3 Millionen Arbeitslose. Für den Abbau dieser Arbeitslosigkeit sollen im nächsten iranischen Kalenderjahr 900.000 Arbeitsplätze im privaten Sektor geschaffen werden. Einstellungen im öffentlichen Bereich sind nur beschränkt möglich.
  3. Die Abkehr von der bevorzugten universitären Ausbildung hin zu einer Berufsausbildung gerade für junge Männer ist notwendig. Dazu müssen entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.
  4. Der genannte Weg hin zur Berufsausbildung wird auch von fortgeschrittenen Ländern gegangen. Die erfolgreichen Länder legen einen hohen Wert auf die Ausbildung von Technikern mit einem Praxisanteil von bis zu 70 Prozent. Zwei Länder - Deutschland und Australien – nennt Pakseresht als positive Beispiele. Der praktische Teil einer Ausbildung beträgt in Iran gegenwärtig rund 20 Prozent.
  5. Die Ausrüstung in den Berufsbildungszentren ist meist veraltet und muss modernisiert werden. Da die Geldmittel dafür knapp sind, müssen sich die Provinzen auf ihren regionalen Bedarf konzentrieren. Pakseresht spricht sich für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen aus, weil die praktische Ausbildung sonst nicht in der erforderlichen Qualität realisiert werden kann.
  6. Bei der Festlegung des Haushalts ist zu beachten, dass die Berufsausbildung für die Verringerung der Arbeitslosigkeit wichtig ist. Berufsausbildung benötigt eine entsprechende Infrastruktur. Dazu gab es eine Diskussion mit dem Haushaltsausschuss des Parlaments zur Vorbereitung des Haushalts für das kommende iranische Jahr.
  7. Das Ministerium für Arbeit und Soziales entwickelt Programme, die die Schaffung kleiner und kleinster Unternehmen fördern. Dafür muss eine angepasste Berufsausbildung entwickelt und realisiert werden.
  8. Die TVTO hat mit ihrer Geschichte, Kapazität und Struktur eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des neuen Berufsbildungsgesetzes inne. Die TVTO wird das Sekretariat des neuen Obersten Rates für Berufsbildung (Supreme TVET Council) aufnehmen. Damit wird die TVTO für die Koordinierung aller an beruflicher Bildung beteiligten Einrichtungen verantwortlich sein.

Anfang des Jahres besuchten der Vorsitzende des Sozialausschusses und andere Ausschussmitglieder des iranischen Parlamentes die TVTO, um sich über die zukünftigen Aktivitäten der Organisation zu informieren. Der Vorsitzende der TVTO bat die Parlamentsmitglieder um stärkere Unterstützung für die weitere Entwicklung der Berufsbildung in Iran.

Das Parlament beschloss Ende Dezember, dass die Berufsausbildungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung verbessert werden müssen und beauftragte die TVTO mit der Realisierung. Die Basis für den Beschluss bildet der Artikel 14 des Gesetzes über den Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Die Berufsbildungszentren und Schulen sind auf die Aufgabe vorzubereiten und gegebenenfalls auch technisch angemessen auszustatten. Entsprechende Lehrpläne sollen entwickelt werden.

Bildungsmarkt Iran

wehende Nationalflagge Iran

Quelle: iMOVE-Kontaktstelle Iran