Nachdem Demographen errechnet hatten, dass die Bevölkerung in Afrika bis 2050 auf zwei Milliarden Menschen anwachsen wird, reagierten europäische Politiker alarmiert. Seitdem besuchen Regierungschefs wie Emmanuel Macron und Angela Merkel unermüdlich afrikanische Länder, um dort für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung zu werben. Die Vorstellung von zunehmend mehr Migranten aus Afrika, die in Europa eine bessere Zukunft suchen könnten, setzt sich in hektische politische Aktivität um.
Auch die EU-Außenbeauftragte Mogherini leugnet nicht, dass die Bevölkerungsentwicklung eine Herausforderung ist, die man bewältigen müsse. Sie kann wegen kultureller und politischer Empfindlichkeiten allerdings nicht zu deutlich formulieren, dass eine Verdoppelung der Einwohner Afrikas innerhalb weniger Jahrzehnte die Entwicklungsfortschritte schneller aufsaugt, als sie noch mit den gewaltigsten internationalen Investitionen erzielt werden könnten. "Die jungen Menschen in Afrika sind keine Last, sie sind eine Chance" für den Kontinent, erklärt EU-Chefdiplomatin Mogherini daher vorsichtig.
Äußerungen wie die von Tansanias Präsident John Magufuli, der vor kurzem die Frauen des Landes aufforderte, die Verhütung wegzulassen und mehr Babies zu produzieren, dürften Entsetzen bei europäischen Politikern und neue Zweifel an der Verantwortlichkeit einiger afrikanischer Machthaber ausgelöst haben.
Auch die Rücknahmeabkommen für Migranten aus Afrika, die bei allen Verhandlungen der EU eine Rolle spielen, kommen teils langsam voran oder werden schleppend umgesetzt. Das Geld, das die Migranten an ihre Familien zu Hause schicken, ist derzeit noch wichtiger als Investitionszusagen der Europäer, die sich erst später auszahlen.
Ebenso werden Themen wie mangelnde Sicherheit und Korruption in den offiziellen Stellungnahmen vorsichtig umschifft, um nicht politische Widerstände zu erzeugen. Die Hoffnung ist, dass sich private Investoren trotzdem nicht abschrecken lassen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten Afrikas nutzen und ihre Nerven durch Garantien der EU und der Entwicklungsbanken beruhigen lassen.