Leipziger Weiterbildungsanbieter schult chinesische Techniker und Ingenieure

Das Leipziger Berufsförderungswerk Bau Sachsen e.V. führt gemeinsam mit dem Leipziger Montagewerk eine mehrmonatige Qualifizierungsmaßnahme für Ingenieure und Techniker der chinesischen Zhejiang Construction Investment Group aus der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, Hangzhou durch. Beide Leipziger Unternehmen verbinden mit diesem Projekt langfristige Perspektiven in der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner.
Den 25 Ingenieuren und Technikern der „Zhejiang Construction Investment Group“ aus der Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang, Hangzhou (ZCIG) werden die drei Monate des Lehrgangs beim Leipziger Berufsförderungswerk Bau Sachsen e.V. (BfW) nicht nur wegen der Erlebnisse in Deutschland lange im Gedächtnis bleiben, sondern vor allem deshalb, weil sich damit für sie völlig neue Perspektiven für ihre weitere berufliche Entwicklung aufgetan haben.

Eine Orientierung auf ihre neuen Aufgaben bekamen sie bereits zur Eröffnung des Kurses, der mit einem Monat theoretischer Vorbereitung in Hangzhou begann, von Liu Jian Wei, einem der Geschäftsführer des Staatskonzerns: Das Unternehmen stehe vor den ersten Schritten der Privatisierung, müsse darauf vorbereitet werden, sich ohne staatliche Subventionen allein am Markt zu behaupten – und das bedeute, besser und effektiver als die Konkurrenz zu sein. Wie ernst es der Geschäftsführung mit dieser Orientierung ist, bewies sie auch dadurch, dass sie die – für ein chinesisches Unternehmen beträchtliche – Finanzierung der Weiterbildung aus eigenen Mitteln bestritt.

Ebenso ernst hatten auch das BfW und sein Partner, das Leipziger Montagewerk (MWL), diese Aufgabe genommen. So wurde das Schulungsprogramm für die chinesischen Kollegen nicht aus „Standardbausteinen“ zusammengesetzt, sondern nach einem bereits im Oktober 2005 durchgeführten Eignungstest in Hangzhou speziell für die ZCIG und ihre spezifischen Anforderungen entwickelt.

Ziel war, die chinesischen Kollegen an die Beherrschung der internationalen Standards und Anforderungen beim Bau von Chemieanlagen und Rohrleitungssystemen heranzuführen. Dazu mussten sie zunächst davon überzeugt werden, dass diese Aufgabe nicht durch einige Theorieseminare gelöst werden kann, sondern dass dazu vor allem praktische Erfahrungen mit dem computergestützten Managementsystem, in der Vorfertigung der Rohrleitungssysteme sowie auf den Baustellen selbst erworben werden müssen.

Zusammen mit dem MWL entwickelte das BfW dazu ein kompaktes Trainingsprogramm, das die chinesischen Teilnehmer befähigt, sowohl als „Baufeldverantwortlicher“ Führungsaufgaben im Baustellenmanagement von Chemieanlagen wahrzunehmen oder als Trainer für die Schulung weiterer Montagefachleute in Hangzhou eingesetzt zu werden.

Für die praktischen Voraussetzungen sorgte dabei das MWL, das beispielsweise seinen „Rohrtrainer“ – eine Mini-Chemieanlage für das praktische Üben von Montageabläufen – völlig neu aufbaute und die Praxisanleiter stellte.

Für die beiden Leipziger Unternehmen verbinden sich mit diesem Programm – wie für die ZCIG – neue und langfristige Perspektiven: Wenn im Herbst dieses Jahres in der Nähe von Shanghai mit dem Bau von umfangreichen Anlagen deutscher Chemieunternehmen begonnen wird, will das MWL zu denen gehören, die diese Großaufträge in guter Qualität abwickeln.

Für das mittelständische Unternehmen geht das aber nur mit einem chinesischen Partner wie der ZCIG, die die hohen Qualitätsstandards erreichen kann, weil sie über entsprechend geschultes Personal verfügt.

Da über die nächsten Jahre insgesamt mehrere hundert qualifizierte Montagefachleute benötigt werden, steht für alle Beteiligten bereits jetzt fest, dass auch das BfW demnächst bei der ZCIG in Hangzhou eine eigene „Außenstelle“ unterhalten wird, um dort den Aufbau der notwendigen betrieblichen Trainings- und Schulungsstrukturen inhaltlich und praktisch zu begleiten.

Dafür wiederum hat die ZCIG begonnen gute Voraussetzungen zu schaffen, indem sie bereits eine Werkstatt für Schweißfachleute einrichtete und den – in diesem Fall begrüßten und gewollten – Nachbau des Rohrtrainers nach dem Leipziger Vorbild plant.



Quelle: EDUCON-Info, Juni 2006