Deutsche Standards bei Vietnamesen gefragt

Deutsches Know-how ist nicht nur bei Industrieprodukten gefragt, sondern auch im Blick auf die Medizin - in diesem Fall auf die Rehabilitation. In diesem Bereich soll die Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH beim Aufbau helfen, beispielsweise bei der Ausbildung der entsprechenden Fachkräfte.

"Wir haben eine Menge zu lernen und zu modernisieren. Wir wünschen uns deutsche Standards", sagt Vu Cong Lap, Professor, Berater und nebenher auch Sportjournalist: "Ich war", bemerkt der Mann aus Vietnam mit gewisser Euphorie in der Stimme, "beim deutschen Sommermärchen dabei."

Aufbau der Rehabilitation

Aber das nur am Rande. Lap, inzwischen 74 Jahre alt, hat in Leipzig promoviert und kümmert sich seit Jahren um die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam auf dem Gebiet der Medizin. Er ist maßgeblich beteiligt am Zustandekommen der Kooperation zwischen dem Eisenmoorbad in Bad Schmiedeberg und dem Militärkrankenhaus 175 in Ho-Chi-Minh-Stadt, die jetzt konkret wird.

Das Krankenhaus in der südvietnamesischen Metropole befindet sich im Aufbau - es soll mal 3.500 Betten haben und im Übrigen nicht allein dem Militär dienen, sondern der kompletten Versorgung der Bevölkerung. Samt einer Abteilung für Rehabilitation, die, wie es heißt, in Vietnam eher noch in den Kinderschuhen stecke.

Hier kommt die Kur GmbH ins Spiel, sie soll beim Aufbau helfen - nicht zuletzt bei der Ausbildung der entsprechenden Fachkräfte. Vier sind Anfang der Woche in Bad Schmiedeberg eingetroffen, ein Arzt, zwei Sporttherapeuten, eine Physiotherapeutin. Es sind junge, wissbegierige Leute, die einige Erwartungen haben: "Wir wollen die Arbeitsweise der Deutschen und neue Behandlungsmethoden kennenlernen", erklärt Vi Long Quach, der Arzt im Team.

Natürlich nicht nur das - auch Städte oder Schnee zum Beispiel, den die jungen Leute am Montag zum ersten Mal in ihrem Leben sahen.

Drei Monate Hospitation

Sie werden drei Monate in Bad Schmiedeberg bleiben und in verschiedenen Abteilungen des Eisenmoorbads hospitieren - die Verständigung läuft auf Englisch. Der aktuelle Besuch ist quasi die erste Stufe der Kooperationsvereinbarung, die, so hofft es Vu Cong Lap, mehrere Jahre Bestand haben wird.

Zu ihr gehören auch wechselseitige Visiten. Der Chefarzt Orthopädie in Bad Schmiedeberg, Jörg Brandt, der wesentlich beteiligt war an der Anbahnung der Partnerschaft, wird nach Vietnam reisen und mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. In die Kurstadt kommt im Gegenzug ein vietnamesischer Spezialist, der asiatische Heilmethoden unter anderem in der Schmerztherapie vorstellen wird. Für April ist der Besuch von General Son, dem Direktor des Krankenhauses avisiert.

Dann sollen möglichst Nägel mit Köpfen gemacht werden, was den anderen Teil der Kooperation betrifft, an dem das Eisenmoorbad stark interessiert ist - um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegen zu wirken. Die Idee ist, rund 15 junge Vietnamesen auszubilden, die dann in Bad Schmiedeberg bleiben und arbeiten.

Dass das alles nicht einfach sei, räumt Kur-Direktor Deddo Lehmann ein: "Die Unterschiede in der Ausbildung sind groß und bürokratische Hindernisse machen es nicht einfacher." So könne die Anerkennung von Zeugnissen bis zu zwölf Monate dauern: "Das ist für alle Seiten frustrierend", weiß Personalchef Marcus Lauchstaedt.

Trotzdem will die Kur GmbH dran bleiben und möglichst noch in diesem Jahr erste vietnamesische Azubis begrüßen. "Vietnam", erklärt Lehmann, der im Oktober in Ho-Chi-Minh-Stadt war, um den Kooperationsvertrag zu unterzeichnen, "ist als Partner sehr interessant. Das ist ein fleißiges Völkchen mit hoher sozialer Kompetenz. Die kümmern sich um andere Menschen. Man spürt das."


Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, mz-web.de, 27.02.2019; Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH, heilbad-bad-schmiedeberg.de, Nachricht, 22.11.2018