Schuhkompetenzzentrum macht Schritt nach China

Das Internationale Schuhkompetenzzentrum ISC Pirmasens (International Shoe Competence Center Pirmasens) baut eine Dependance in Fernost auf.

Hinter den 21 Mitarbeitern des ISC liegt ein betriebsames und erfolgreiches Jahr – für ISC-Geschäftsführer Uwe Thamm ist es sogar das beste Jahr, und dies für beide Standbeine Wissensvermittlung und Forschung.

"Europaweit hervorragend vernetzt"

Im Forschungsbereich seien sie mittlerweile "europaweit hervorragend vernetzt", stellt Thamm fest. Dazu beigetragen haben auch Europäische Union (EU)-geförderte Projekte wie "Shoes made in Europe", die helfen sollen, die Schuhproduktion in Europa wieder zu stärken. Beispielsweise durch den Aufbau einer Schuhfertiger-Ausbildung nach deutschem Vorbild.

Vor allem in Portugal, Spanien, Polen, Tschechien, der Slowakei und Slowenien war die Fachkompetenz des ISC gefragt. Es gebe eben keine vergleichbare Institution in Europa und sogar weltweit, die so aufgestellt sei wie das ISC, stellt Thamm fest – gerade auch in Verbindung mit dem benachbarten Prüf- und Forschungsinstitut PFI.

Gefragte Wissensvermittlung

Überaus gefragt war 2017 auch die Wissensvermittlung im ISC selbst. Zeitweise sei es räumlich eng geworden, berichtet Thamm. Allein der Sportschuhhersteller Adidas habe ein großes Schulungskontingent belegt für seine Mitarbeiter aus aller Welt.

So voll dürfte es 2018 nach Thamms Schätzung nicht werden; im Schulungsbereich gebe es eben Schwankungen und kurzfristige Entwicklungen. Derzeit überarbeiteten sie aber auch ihr Kursangebot.

Neu bietet das ISC in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Pirmasens nun den Zertifikatslehrgang "Nachhaltigkeitsmanager für die Schuh-, Lederwaren- und Textilbranche" an, für den es bereits erste Anmeldungen gibt.

ISC Asia in Quanzou in der Provinz Fujian

Ausruhen auf dem Erreichten können sich Uwe Thamm und seine rechte Hand Steffen Korf nicht. Im Gegenteil: 2018 stehe die Kundenakquise im Schulungsbereich im Vordergrund, sagt Thamm, und im Forschungsbereich gehe es darum, neue Weichen zu stellen.

Neue Kunden wird Thamm auch in China besuchen. Denn dort entsteht gerade – als Tochter der neuen ISC Hongkong – die künftige ISC Asia, die in Quanzou in der Provinz Fujian beheimatet sein soll, in einer Region mit zahlreichen Schuhfabriken.

Ein großes Potenzial für das ISC mit seinem Angebot der Wissensvermittlung. Diese, bekräftigt Thamm, werde einen Teil der Tätigkeit dort darstellen; interessant für chinesische Produzenten seien etwa auch Regularien der europäischen Märkte, das Thema Schadstoffe und mehr. Groß sei die Erwartungshaltung zudem beim Thema Automatisierung.

Robotik als Zukunftsthema

Industrie 4.0 ist für das ISC aber nicht nur interessant mit Blick auf China, das der größte Schuhproduzent ist.

Auch für europäische Hersteller und Zulieferer sei dies ein Thema, stellt Steffen Korf fest. Denn auch wenn Automatisierung nicht überall möglich sei, gebe es doch Bereiche, für die Robotik interessant sei, etwa bei vorbereitenden Arbeiten. Die Entwicklung könnte auch zu anderen Fertigungsverfahren führen. Deshalb suche das ISC nun einen Ingenieur Maschinenbau/Automatisierung, um diesen Bereich voranzubringen.

Zwei Azubis für kommendes Ausbildungsjahr gesucht

Gestärkt werden soll ebenfalls die Ausbildung: durch Kooperationen mit Unternehmen, in deren Auftrag das ISC Schuhfertiger ausbildet.

Den Anfang macht Gore, Hersteller von Funktionsmaterialien; interessiert ist auch der Maschinenbauer Desma. Etliche Unternehmen könnten selbst nicht ausbilden, seien aber sehr interessiert an Fachkräften mit Schuhwissen, etwa für ihre Forschung oder ihren Vertrieb, so Thamm.

Für den Nachwuchs sei dies eine große Chance, auch ohne akademische Ausbildung "richtig Karriere zu machen". Die ersten beiden Azubis werden aktuell für das kommende Ausbildungsjahr gesucht.

"Zehnjähriges" Ende Juni

Neben Herausforderungen bringt 2018 auch Grund zu feiern: Ende Juni wird "Zehnjähriges" gefeiert. Mit ISC-Gesellschaftern, den etwa 30 Sponsoren aus der Branche, mit Vertretern von PFI und dem Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie HDS/L und mit allen Mitarbeitern des ISC.

Einmal mehr blickt die Schuhwelt dann nach Pirmasens.


Quelle: Die Rheinlandpfalz, rheinpfalz.de, 09.01.2018