Arabische Länder: Doppelter Gewinn - Infrastrukturprojekte mit Bildungskomponente

Wer innovative Technologien erwirbt, profitiert gleich doppelt, wenn er das eigene Personal auch angemessen qualifizieren lässt. Ausschreibungen, in denen die Kombination von Waren- und Bildungsimport von vornherein vorgesehen ist, haben höhere Erfolgsaussichten. Lesen Sie dazu einen Artikel von iMOVE aus der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins SOUQ.

Der kombinierte Erwerb von hochwertigen Technologien und darauf abgestimmten beruflichen Qualifizierungen erfreut sich bei den internationalen Kunden der deutschen Industrie einer steigenden Nachfrage. Der doppelte Nutzen, den die Abnehmer deutscher Infrastrukturprojekte mit integrierten Bildungskomponenten ziehen, verschafft ihnen deutliche (Wettbewerbs-)Vorteile.

So konnte Siemens kürzlich in Ägypten den US-amerikanischen Konzern GE bei der Ausschreibung von drei Gasturbinen- Kraftwerken ausstechen. Das Unternehmen Siemens hatte die Qualifizierung des örtlichen Personals durch die Kraftwerksschule, einen deutschen Berufsbildungsspezialisten, in sein Angebot aufgenommen und diese Offerte "aus einem Guss" überzeugte die Auftraggeber.

Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den arabischen Ländern hat sich zwischen 2004 und 2015 mehr als verdoppelt. In zahlreichen Ländern der Region sind in den nächsten Jahren umfangreiche Infrastrukturprojekte geplant, die international ausgeschrieben werden sollen. So bestehen etwa in den Bereichen Elektrizität, Wasser und Abwasser sowie "Smart Cities" umfassende und dringende Nachholbedarfe, die möglichst schnell und dennoch nachhaltig gedeckt werden sollen.

Qualifizierung in Ausschreibungsprozesse integrieren

Die Aus- und Weiterbildung örtlicher Fachkräfte schon bei der Ausschreibung mit zu bedenken und entsprechende Klauseln regelmäßig in die Leistungsbeschreibungen aufzunehmen, erhöht die Erfolgsaussichten der Projekte enorm und auf lange Sicht. Dies gilt umso mehr, wenn nicht nur die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgesehen wird, sondern auch die von Trainern. Bildungsanbieter können auch als Berater schon frühzeitig in Ausschreibungsprozesse involviert werden, um bereits in der Entwicklungsphase zu definieren, welche Qualifikationen in geplanten Projekten benötigt werden.

In Deutschland gibt es rund 25.000 Anbieter von beruflicher Aus- und Weiterbildung. Die Spannbreite ihrer Leistungen reicht von handwerklichen, kaufmännischen, technischen und medizinischen Qualifizierungsangeboten über berufsbezogene Fortbildung im Managementbereich bis zu E-Learning- Software und anderen Lehr- und Lernmitteln. Zu den deutschen Stärkefeldern gehören vor allem wirtschaftsnahe Bildungsbereiche.

Deutsche Expertise in der Berufsbildung intensiver nutzen

Die deutsche Exportkraft im Bildungsbereich geht Hand in Hand mit der allgemein starken internationalen Marktposition der deutschen Wirtschaft. Das weltweit renommierte Gütezeichen "Made in Germany" greift auch für deutsche Bildungsexporte. Angebote zur beruflichen Aus- und Weiterbildung, Produktschulungen und Beratungsleistungen sind heute vielfach integrale Bestandteile der bedeutenden weltweiten Warenexporte Deutschlands. Die deutschen Waren- und Bildungsexporte stützen und stärken sich auf diese Weise gegenseitig.

Gerade deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen verfügen über hochwertige, marktgerechte Programme und Produkte. Beim Markteintritt und bei der Realisierung und Implementierung ihrer Bildungsangebote setzen sie mit Erfolg auf unterschiedliche Konzepte und Modelle, die auf die speziellen Anforderungen der Kunden zugeschnitten sind. Je nach Bedarf unterstützen deutsche Anbieter bei der angemessenen Ausstattung von Bildungseinrichtungen, modernen Lehrplänen, betriebs- übergreifenden und am Berufskonzept orientierten Ausbildungs- und Prüfungsstandards sowie berufspädagogischen Qualifikationen des Lehr- und Ausbildungspersonals.

iMOVE – das Tor zur deutschen Bildungswirtschaft

iMOVE, die Bildungsexport-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), ist in Deutschland darauf spezialisiert, für die deutsche exportierende Industrie, aber auch direkt für internationale Interessenten die passgenauen Bildungspartner zu identifizieren. Kristine Schinkmann, die bei iMOVE als VET Export Advisor für die arabischen Länder zuständig ist, empfiehlt vor allem die Nutzung der Kooperationsbörse und des Anbieter-Pools im Internetportal von iMOVE.

Sie rät: "Veröffentlichen Sie bei uns Ihre Gesuche und informieren Sie sich über die Leistungsprofile von über 200 deutschen Bildungsunternehmen. Gern beraten wir Sie auch persönlich. Verzichten Sie nicht auf das Know-how, das die deutsche Bildungswirtschaft zu bieten hat."

Bildung als Grundlage wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit

Die hohe Qualität der beruflichen Bildung in Deutschland zeigt sich nicht zuletzt in der Qualität der deutschen Produkte, die weltweit eine hohe Wertschätzung genießen. Innovative Güter und Technologien auf dem aktuellsten Entwicklungsstand, Ergebnisse solider Wertarbeit mit einem hohen Präzisionsgrad und von großer Langlebigkeit haben ihren Preis, der sich allerdings angesichts ihres zu- verlässigen Beitrags zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung allemal rechnet.

Hochwertige Industrieexporte setzen allerdings auch die Existenz gut ausgebildeter Fachkräfte im Ausland zwingend voraus. Qualifiziertes Personal spielt nicht nur bei der Entwicklung und Produktion von Maschinen eine wichtige Rolle, sondern auch bei ihrem Betrieb und ihrer Wartung. Erst gut ausgebildete Fachleute in den Produktionsstätten, in denen die Anlagen zum Einsatz kommen, gewährleisten, dass ein hohes Produktivitätsniveau langfristig gehalten werden kann.

Das deutsche duale System

Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten in Deutschland als wichtiger Standortfaktor. Die aktuellen Bedarfe der Wirtschaft sind wesentliche Impulsgeber für die Ausgestaltung der verschiedenen Berufe und ihrer Ausbildungsinhalte.

Das deutsche System der dualen Berufsbildung verbindet betriebliches mit schulischem Lernen und gilt weltweit als Erfolgsmodell. Angesichts international hoher Jugendarbeitslosenquoten und steigenden Fachkräftemangels ist der duale Qualifizierungsansatz attraktiver denn je. "Work-based Learning" als wirtschaftsnahe Aus- und Weiterbildung zum Erwerb beruflicher Handlungskompetenz findet weltweit immer mehr Interessenten, Befürworter und auch Kunden.

Die berufliche Bildung ist besonders eng mit der Industrie verbunden, weil die Unternehmen einen zentralen Lernort darstellen. Ein bedeutender Teil des Lernens findet in den realen, betrieblichen Arbeitsprozessen statt. Die Lernerfolge werden auch direkt in den industriellen Abläufen verwertet und beeinflussen unmittelbar die Produktivität. So sind Aus- und Weiterbildung in den Wertschöpfungsprozess der Unternehmen eingebunden.

Wissenschaftliche Analysen belegen, dass sich das Engagement der Unternehmen für die Ausbildung junger Menschen schon frühzeitig, lange vor Abschluss der Qualifizierung, auszahlt. Daher sind zahlreiche Firmen in Deutschland nur zu gern bereit, auf diese Weise in die Zukunft zu investieren.

  • Autorin: Silvia Niediek, iMOVE

SOUQ

Der Artikel ist soeben in der SOUQ, Ausgabe 4/2016 erschienen.

Die Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry gibt die SOUQ für ihre Mitglieder heraus. Bei Interesse an der SOUQ wenden Sie sich bitte an die Ghorfa.


Quelle: Ghorfa - Arab-German Chamber of Commerce and Industry, Wirtschaftsmagazin SOUQ, Ausgabe 4/2016