Kolumbianisches Modell dualer Ausbildung kommt - erste Pilotprojekte laufen

Erste Pilotprojekte zur dualen Ausbildung in Kolumbien laufen erfolgreich. Der rechtliche Rahmen für ein "kolumbianisches Modell dualer Ausbildung" nach deutschem Vorbild liegt als Konzeptentwurf vor. Hierzu berät das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) das kolumbianische Partnerinstitut Servicio nacional de Aprendizaje (SENA).

 

Duale Berufsausbildung beim BIBB-Partnerinstitut SENA bekommt rechtlichen Rahmen

 

Wie bereits Mexiko entwickelt jetzt Kolumbien einen rechtlichen Rahmen für ein "kolumbianisches Modell dualer Ausbildung" nach deutschem Vorbild.

Auch in Kolumbien begleitet das BIBB den Prozess und berät das Partnerinstitut Servicio Nacional de Aprendizaje (SENA). Das deutsche Berufsbildungsgesetz (BBiG) dient als Leitlinie. Im Rahmen eines BIBB-Workshops im April 2016 im SENA wurde Konsens darüber hergestellt, dass das SENA-Konzept zur dualen Ausbildung in eine Verordnung einmünden und in eine entsprechende rechtliche SENA-Plattform integriert werden soll. Der finale Konzeptentwurf liegt im SENA zur institutionellen Abstimmung vor.

Zunehmende Akzeptanz dualer Ausbildung bei kolumbianischen Unternehmen
Seit 2013 berät das BIBB den SENA bei der Durchführung von Pilotprojekten zur dualen Ausbildung.

Die Pilotprojekte zeigen, dass gerade Betriebe, die zunächst auf die verpflichtende Übernahme von Auszubildenden verzichteten und stattdessen eine Ausbildungsumlage zahlten, mittlerweile dual ausbilden.

Der SENA setzt zurzeit zwei Pilotprojekte erfolgreich um: Der kolumbianische Großbetrieb Permoda bietet mehrere duale Ausbildungsgänge in der Textilproduktion an, darunter einen Ausbildungsgang mit dem Abschluss "Operario" (Maschinen- und Anlagenbediener/-in / 880 Stunden).

Permoda bildet insgesamt 295 Auszubildenden dual aus. Das Ausbildungspersonal wird vom SENA in einem 80 Stunden Kurs geschult, die Auszubildenden und Permoda schließen Ausbildungsverträge ab und die Lernortkooperation zwischen Permoda und dem SENA erfolgt auf der Grundlage eines gemeinsam entwickelten Rotationsplans.

Im Automobilsektor bietet der kolumbianische Großbetrieb General Motors Colmotores drei Ausbildungsgänge für die Bereiche Montage von Automobilkomponenten, Montage von Kraftfahrzeugen und Lackierung im Metall-, mechanischen und Kunststoffsektor an. Die Auszubildenden erwerben die Qualifikation eines "Técnico" (Techniker/-in / 2.200 Stunden).

Als Hauptmotivation zur Ausbildung geben beide Betriebe den steigenden Fachkräftebedarf an, der über den Arbeitsmarkt nicht zu decken ist. Auch bringt der Auszubildende immer einen Nutzen für den Betrieb, so ein Vertreter von General Motors Colmotores.

Im Juni 2016 beginnt ein weiteres Pilotprojekt. Die größte kolumbianische Fluggesellschaft AVIANCA wird die drei Ausbildungsberufe Servicekaufmann/-frau im Luftverkehr, Servicekaufmann/-frau für Flughafengepäckservice und Fachkraft für die Flughafenbetriebsplattform/Rampe mit dem Abschluss Técnico (Techniker/-in / 15 Monate) ausbilden.

Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeiten begleitet das BIBB den SENA bei der Durchführung von Fallstudien zur Motivation und Organisation von Betrieben sowie zur Kosten-Nutzen-Relation betrieblicher Ausbildung. Die Ergebnisse sollen weiterführende Erkenntnisse über die Reformprozesse in Kolumbien bringen und darüber hinaus in die Forschungsarbeiten des BIBB einfließen.

 

Noch kurze Ausbildungsdauer in Pilotprojekten

 

Die Ausbildungsdauer in den Pilotprojekten ist derzeit noch kurz (sechs Monate für die Ausbildungen im Textil- und 15 Monate für die Ausbildungen im Automobilsektor). Dies hat formale Gründen, wonach Ausbildungsgänge mit einer Dauer von mehr als zwei Jahren eine zusätzliche Akkreditierung durch das kolumbianische Bildungsministerium erfordern. Die Implementierung von Pilotprojekten wäre dadurch erschwert worden.

Perspektivisch plant der SENA jedoch auch die duale Ausbildung auf alle Qualifikationsniveaus auszuweiten.


Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), bibb.de, Pfad: Die Themen > Berufsbildung international > Internationale Beratung und Kooperation, 09.05.2016