Engere Kooperation in Bereichen Rohstoffe, Energie und Berufsbildung mit Chile geplant

Deutschland und Chile wollen ihre Zusammenarbeit im Rohstoff- und Energiesektor sowie in der beruflichen Bildung ausbauen. Beide Länder riefen ein Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe ins Leben.

Nach einem Gespräch mit der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet im Berliner Kanzleramt sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Rohstoffsektor sei ein Bereich, in dem Deutschland und Chile "sehr eng zusammenarbeiten können". Beide Länder hätten ein Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe ins Leben gerufen, das zum dritten Mal stattfand. Sie habe mit Bachelet auch über mögliche Kooperationen im Bereich der erneuerbaren Energien sowie über die Akzeptanz von Infrastrukturprojekten gesprochen.

Bachelet sagte, die erneuerbaren Energien seien von vitalem Interesse für ihr Land, hier könne Deutschland seine Erfahrungen weitergeben. Auch bei der Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen gebe es Unterstützungsbedarf. Bachelet äußerte ihren Wunsch nach mehr deutschen Investitionen in ihrem Land. Sie habe im Gespräch mit Merkel klar gemacht, dass Chile ein "vertrauenswürdiges Land mit klaren Regeln" sei, in dem die Investitionen geschützt seien.

Merkel sicherte Bachelet "intensive" Unterstützung bei der von Chile gewünschten Modernisierung des Assozierungsabkommens zwischen Chile und der Europäischen Union (EU) zu. Auch wolle Deutschland Chile bei seinen geplanten Reformen unterstützen. Bachelet habe ihr eine umfassende Reformagenda dargelegt, die von Verfassungsreformen über Steuerreformen bis zu Reformen im Bildungsbereich gehe.

Merkel kündigte mit Blick auf den Energiesektor die Unterstützung Deutschlands bei der Reform der Berufsausbildung in Chile an.

Im Bereich der Rohstoffe sei die entsprechende berufsbegleitende Ausbildung wichtig, sagte die Kanzlerin. "Chile hat eine Knappheit an technisch ausgebildeten jungen Leuten. Wir haben darüber gesprochen, dass neben der Hochschulausbildung auch die berufliche Ausbildung ein ganz wichtiger Zweig sein kann." Hier engagiere sich bereits die Industrie- und Handelskammer Chemnitz in Chile.

Die Bundeskanzlerin lobte die intensive Zusammenarbeit Chiles mit deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Es gebe derzeit 820 chilenische Studenten in Deutschland. "Es können gerne noch mehr werden", sagte Merkel. An der Bergakademie Freiberg, wo Bachelet am Dienstag die Ehrendoktorwürde erhalten wird, studieren derzeit nach Angaben der chilenischen Präsidentin zehn ihrer Landsleute.

Bachelet sagte, sie wolle die Bildung in ihrem Land verbessern. "Wir wollen das erfolgreiche deutsche Bildungsmodell kennenlernen, die duale Ausbildung und die technische Berufsausbildung."

Die Sozialistin Bachelet war im März zum zweiten Mal als Staatschefin vereidigt worden. Sie hatte das Amt bereits von 2006 bis 2010 inne. Mit ihrem Wahlsieg im Dezember 2013 setzte sie sich gegen den damaligen konservativen Präsidenten Sebastián Piñera durch. Als wichtigste Ziele kündigte sie Bildungs- und Verfassungsreformen und Steuererhöhungen an.

Quelle: Donaukurier, Rubrik Wirtschaft, 27.10.2014