Regierung will Chinas Absolventen in strukturschwache Regionen locken

Mehr als sechs Millionen Hochschulabsolventen wollen in diesem Jahr auf dem chinesischen Arbeitsmarkt untergebracht werden. Die Regierung lockt darum mit Finanzbonus nach Zentral- und Westchina.


Regierung will Chinas Absolventen in strukturschwache Regionen locken
2009/01/09

Mehr als sechs Millionen Hochschulabsolventen wollen in diesem Jahr auf dem chinesischen Arbeitsmarkt untergebracht werden. Die Regierung lockt darum mit Finanzbonus nach Zentral- und Westchina.

Der chinesische Staatsrat hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass chinesische Hochschulabsolventen, die Jobs in Zentral- oder Westchina annehmen, zukünftig ihre Studiengebühren zurück erhalten können. Die Rückzahlung der Gebühren solle für alle Absolventen gelten, die in Städten und Dörfern Zentral- und Westchinas oder anderen abgeschiedeneren Gegenden Chinas eine Arbeit aufnehmen. Auch diejenigen, die nach der Universitätsausbildung der Armee beitreten, könnten von den Zahlungen profitieren.

Dieses Angebot für junge Arbeitnehmer wurde nach einer Sitzung des Staatsrates unter der Leitung des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao verkündet. Hier sollte gezielt den Absolventen zu Arbeitsstellen zu verholfen werden. Es war schon das zweite Treffen zum Thema Erwerbstätigkeit in diesem Monat, bei der ersten Sitzung am 10. Dezember vergangenen Jahres wurden Faktoren diskutiert, welche Auswirkungen auf die Beschäftigung der Wanderarbeiter haben.

In einem Bericht von der Sitzung am vergangenen Mittwoch geht hervor, dass Chinas Aussichten in Bezug auf Beschäftigungsverhältnisse nicht gerade rosig aussehen. Der Grund dafür sei die globale Finanzkrise. Zudem werden in dem Statement Hochschulabsolventen als "wertvolle menschliche Ressourcen" bezeichnet, um deren Arbeitsvermittlung sich die Regierung mit größter Priorität kümmern wolle. Chen Guangjin, Arbeitsexperte der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften (CASS), sagte: "Zum ersten Mal wird eine Rückzahlung der Studiengebühren angeboten. Die Regierung ist ganz offensichtlich sehr entschlossen, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren."

Ein früherer Bericht der CASS hatte Ende des vergangenen Jahres mit 1,5 Millionen arbeitslosen Absolventen eine Arbeitslosenquote von mehr als zwölf Prozent genannt. In diesem Jahr werden mehr als 6,1 Millionen neue Universitätsabsolventen auf den Arbeitsmarkt strömen. Laut Chen könnten die abgeschiedeneren Regionen Chinas, der Westen und Zentralchina, sehr interessant für sie sein. Viele würden jedoch lieber gering bezahlte Jobs unter ihrer eigentlichen Qualifikation, aber dafür im wohlhabenden Südosten Chinas annehmen.

Ein kürzlich erschienener Bericht der Guangzhou Daily bestätigt, dass sich in den vergangenen sechs Monaten mehr als 2000 Hochschulabsolventen als Aushilfskräfte in Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, beworben haben. "Wir erhalten zwischen 500 und 600 Bewerbungen im Monat und mehr als 90 Prozent davon stammen von Studierenden", zitierte die Zeitung den Angestellten einer Agentur für Reinigungskräfte.

Zudem ermutigt die Regierung Arbeitssuchende, sich bei kleinen und mittelständischen, sowie privaten Unternehmen zu bewerben. Auch die Regeln über das Wohnsitz-Melderegister wurden gelockert, um eine Arbeitsstelle außerhalb des Heimatortes zu finden. Davon ausgeschlossen sind jedoch Beijing, Shanghai, Tianjin und Chongqing. Steuervergünstigungen und einfachere Kreditregelungen sollen Absolventen auch den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern.


Quelle: Bericht China Daily vom 09.01.2009, www.chinadaily.com.cn