Kolumbien wird auch langfristig einer der Topmärkte Lateinamerikas bleiben

Kolumbiens Stärken liegen in der auf makroökonomische Stabilität und Wachstum ausgerichteten Wirtschaftspolitik mit niedriger Inflation. Als Schwachpunkte des Standorts gelten unter anderem Defizite im Bildungssektor sowie Reformbedarf im Arbeitsmarkt.

Ein robustes Wirtschaftswachstum und der Boom im Bergbau und Erdölsektor locken ausländische Investoren nach Kolumbien. Zahlreiche Freihandelsabkommen und die strategische Lage mit Zugang zu Pazifik und Atlantik machen das Land zunehmend als Produktionsstandort und Logistikhub attraktiv.

In Kolumbiens Infrastrukturbereich stehen wichtige Investitionsprojekte an. Die Sicherheitslage stellt weiterhin einen Risikofaktor dar, sie hat sich aber in der Vergangenheit deutlich verbessert.

Die kolumbianische Wirtschaft wächst weiterhin kräftig, wenn auch die Dynamik im Vergleich zu den Vorjahren etwas nachgelassen hat. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2012 mit 4,0 Prozent geringer zu als noch 2011 (6,6 Prozent).

Die Ursachen sind vor allem Probleme in der Industrie, die mit einer geringen Wettbewerbsfähigkeit und einem starken Peso zu kämpfen hat, welcher die Ausfuhren hemmt.

Auch der Bergbau, eigentlich ein Zugpferd der kolumbianischen Wirtschaft, hatte zuletzt mit Streiks und Schwierigkeiten bei der Vergabe von Umweltlizenzen zu kämpfen. Als Resultat lag das Wirtschaftswachstum im 1. Halbjahr 2013 nur noch bei 3,7 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2013 erwarten Experten dennoch ein Wachstum von über 4 Prozent. Die Industrie hat wohl die Talsohle durchschritten und verzeichnete zuletzt wieder positive Wachstumsraten. Hohe Investitionen im Infrastrukturbereich dürften zukünftig vor allem die Bauwirtschaft ankurbeln.

Experten prognostizieren ab 2014 wieder eine Wachstumsrate von 5 Prozent. Allerdings muss sich das Land einigen Herausforderungen stellen, um das Potenzial völlig auszuschöpfen.

 

Drehscheibe für die Region

 

Kolumbiens Stärken liegen in der auf makroökonomischen Stabilität und Wachstum ausgerichteten Wirtschaftspolitik mit niedriger Inflation (2012: 2,4 Prozent). Dem wurde 2011 mit der Verleihung des Investitionsgrades für kolumbianische Staatsanleihen durch die internationalen Rating-Agenturen Standard & Poors, Moody's und Fitch Ratings Rechnung getragen.

Die demografische Entwicklung mit einer jungen Bevölkerung und einer wachsenden Mittelschicht stützt ebenso das Wirtschaftswachstum. Hinzu kommt ein noch weitgehend unerschlossener Rohstoffreichtum. Die sich seit 2002 stetig verbessernde Sicherheitslage hat wieder ein normales Wirtschaftsleben in vielen Landesteilen ermöglicht.

Auf der vorteilhaften geographischen Lage des Landes mit Zugang zu Pazifik und Atlantik hat die Regierung durch den Abschluss zahlreicher Freihandelsabkommen aufgebaut, unter anderem mit der Europäischen Union (EU) (seit August 2013) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Die im Juni 2012 neu gegründete Pazifik-Allianz mit Kolumbien, Peru, Chile und Mexiko soll die Freihandelsabkommen unter den Mitgliedstaaten vereinheitlichen und eine bessere Wirtschaftsintegration in der Region ermöglichen. Kolumbien fungiert dadurch schon jetzt als Drehscheibe für die Region, dies dürfte sich in Zukunft noch verstärken.

 

Verbesserte Geschäftsbedingungen

 

Als Schwachpunkte des Standorts Kolumbien gelten die schlecht ausgebaute Transportinfrastruktur, der noch nicht beendete Guerilla-Konflikt, die geringe Innovationskraft der kolumbianischen Wirtschaft, die auch mit Defiziten im Bildungssektor zusammenhängt, sowie ein Reformbedarf im Gesundheitssektor, im Rentensystem sowie im Arbeitsmarkt.

Deutsche Unternehmer beklagen vor allem die Korruption im Lande, die schlechte Infrastruktur sowie das zum Teil willkürliche Vorgehen der Steuerbehörden.

Die kolumbianische Regierung hat in den vergangenen Jahren gezielt versucht, die Geschäftsbedingungen für die Privatwirtschaft zu verbessern. Dies schlug sich auch im "Doing Business Report" der Weltbank nieder: Seit 2007 hat das Land im regionalen Vergleich die größten Fortschritte gemacht und ist um 34 Plätze nach oben geklettert. Derzeit steht Kolumbien auf Platz 45 und liegt damit an dritter Stelle in Lateinamerika, knapp hinter Chile (37) und Peru (43).

Mexiko folgt auf Rang 48, vor Panama (61). Weiter abgeschlagen liegen Argentinien (124), Brasilien (130), Ecuador (139) und Venezuela (180). Mittelfristig strebt die kolumbianische Regierung den 25. Platz an.

Gemäß dem jüngsten Bericht des Weltwirtschaftsforums zur Wettbewerbsfähigkeit liegen Kolumbiens Vorzüge vor allem in einem stabilen makroökonomischen Umfeld und seiner Marktgröße. Auch in Bildung und Ausbildung konnte das Land zuletzt in der Rangliste Plätze gutmachen.

Schwächen beziehen sich vor allem auf die Infrastruktur, die Qualität der Institutionen, den Arbeitsmarkt, die Wettbewerbsintensität auf dem Inlandsmarkt sowie die Innovationskraft. Als kritisch gilt weiterhin die Sicherheitslage.

 

Starke Entwicklung der Auslandsinvestitionen

 

Im Jahr 2012 erreichten die Auslandsinvestitionen mit 15,6 Milliarden US-Dollar das höchste je registrierte Niveau und waren damit höher als in Mexiko oder Argentinien.

Die Steigerung der Zuflüsse seit 2005 hängt vor allem mit dem Erdölsektor zusammen. Zweiter Wachstumsmotor ist der Bergbau, der angetrieben von hohen Rohstoffpreisen und der verbesserten Sicherheitslage zahlreiche internationale Explorationsunternehmen nach Kolumbien gelockt hat.

Im Jahr 2012 kam allein der Erdölsektor auf 35 Prozent der Auslandsinvestitionen, gefolgt vom Bergbau mit 14 Prozent sowie dem verarbeitenden Gewerbe mit ebenfalls 14 Prozent. Bedeutende Investitionsströme gingen auch in die Bereiche Transport (13 Prozent), Finanzdienstleistungen (9 Prozent) sowie in das Gastgewerbe (9 Prozent). Die Auslandsinvestitionen wurden unter anderem vom hohen Außenwert des kolumbianischen Peso angetrieben sowie vom verstärkten Interesse von Anlegern an Investitionen in Schwellenländern.

Hinweis:
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Quelle: Germany Trade and Invest, GTAI Online-News, Ausgabe 19 vom 4.11.2013