Ägyptens Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Frauen und Jugendliche besonders betroffen - Lohnentwicklung positiv

Der ägyptische Arbeitsmarkt zeigt nur wenig Bewegung. Das niedrige Wirtschaftswachstum reicht nicht für eine durchgreifende Erholung. Unter Frauen und in den Städten ist die Erwerbslosenquote besonders hoch. Die meisten Arbeitslosen sind Jugendliche. Die Entgelte der abhängig Beschäftigten haben sich 2012 relativ gut entwickelt. Allerdings sind die Lohnunterschiede zwischen privaten und öffentlichen Arbeitgebern sowie zwischen verschiedenen Branchen erheblich.

Einen weiteren, wenn auch geringfügigen Anstieg verbuchte Ägyptens Arbeitslosigkeit im 1. Quartal 2013. Nach Angaben des Statistikamtes CAPMAS belief sich die Quote gemäß ILO-Standard [ILO: Internationale Arbeitsorganisation, International Labour Organization] nach dem Labour-Force-Konzept (LFC) auf 13,2 Prozent nach 13,0 Prozent im Quartal zuvor beziehungsweise 8,9 Prozent im Vergleichsquartal 2010, vor dem politischen Umbruch.

Die Zahl der Erwerbspersonen wird für das 1. Quartal 2013 mit 27,2 Millionen Personen angegeben. Dies war ein Anstieg um 170.000 Personen zum Vorquartal beziehungsweise um gut 1 Million zum 1. Quartal 2010.

Der Anteil der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung (erwerbsfähige Bevölkerung ab 15 Jahre) erreichte 48,2 Prozent nach 48,4 Prozent beziehungsweise 49,5 Prozent im Vergleichsvierteljahr 2010. Hierbei lagen Männer mit zuletzt 73,7 Prozent deutlich vor den Frauen mit 22,1 Prozent. In städtischen Gebieten (46,7 Prozent) war der Anteil etwas niedriger als in ländlichen Regionen (49,4 Prozent)

Die Zahl der Erwerbstätigen belief sich auf 23,6 Millionen, von denen 19 Millionen männlich und 4,6 Millionen weiblich waren. In städtischen Gebieten waren 10 Millionen Personen erwerbstätig, in ländlichen Regionen 13,6 Millionen.

Den höchsten Anteil an den Gesamtbeschäftigten hielt mit 26,5 Prozent beziehungsweise 6,3 Millionen Arbeitskräften der Sektor Landwirtschaft und Fischerei. Im Baugewerbe waren es 2,7 Millionen mit einem Anteil von 11,3 Prozent, gefolgt vom produzierenden Gewerbe mit 2,6 Millionen Beschäftigten bei einem Anteil von 11,2 Prozent.

Rund 3,6 Millionen Personen waren erwerbslos. Die Erwerbslosenquote lag bei Männern mit 9,7 Prozent deutlich unter der der Frauen mit 25,0 Prozent. In städtischen Gebieten (15,7 Prozent) war sie höher als in ländlichen Regionen (11,3 Prozent). Allerdings zeigte sich der Abstand zum Vorquartal mit 16,9 Prozent beziehungsweise 10,0 Prozent deutlich verringert.

Der Anteil erwerbsloser Jugendlicher (15 bis 29 Jahre) an den gesamten Erwerbslosen belief sich auf 81,9 Prozent. 70,7 Prozent der Erwerbslosen haben eine Ausbildung genossen.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit wird mit 47 Stunden angegeben. Bei Männern lag sie bei 47,8 Stunden, bei Frauen waren es 43,2 Stunden.

Untersuchungen der Weltbank zufolge sind in Ägypten 850.000 Arbeitsplätze im Jahr zu schaffen, um allein die neuen Arbeitsuchenden aufzunehmen.

Die durchschnittlichen Wochenlöhne der abhängig Beschäftigten in Privatwirtschaft sowie öffentlichen Sektor und Unternehmen lagen 2012 bei 641 ägyptischen Pfund. Nach Angaben des Statistikamtes CAPMAS waren das 20 Prozent mehr im Vergleich zum Jahr 2011, für das 534 ägyptische Pfund ausgewiesen werden. Die Inflationsrate belief sich 2012 auf 7,2 Prozent nach 10,1 Prozent im Jahr davor.

Männer verdienten 6,6 Prozent mehr als Frauen. Das Gehalt lag 2012 bei Männern nach einem Zuwachs von 18,7 Prozent durchschnittlich bei 646 ägyptischen Pfund, während Frauen nach einem Anstieg um 27 Prozent im Durchschnitt 606 ägyptische Pfund erhielten.

 

Sektor- und branchenspezifische Lohnunterschiede

 

Erhebliche Unterschiede weist der öffentliche Sektor (Verwaltung und Unternehmen) zur Privatwirtschaft auf. Während der öffentliche Bereich bei einem Anstieg um 28,6 Prozent auf 845 ägyptische Pfund kommt, waren es bei privaten Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten gerade 395 ägyptische Pfund (minus 0,5 Prozent).

Im öffentlichen Sektor erhielten Männer durchschnittlich 834 ägyptische Pfund in der Woche (plus 28,5 Prozent), Frauen 927 ägyptische Pfund (plus 29,6 Prozent). Umgekehrt sah es in der Privatwirtschaft aus. Hier verdienten die Männer mit 407 ägyptische Pfund (minus 3,1 Prozent) mehr als die Frauen mit 336 ägyptische Pfund (plus 16,2 Prozent).

Zwischen verschiedenen Branchen bestehen erhebliche Einkommensunterschiede. Während man mit Makler- und Versicherungsaktivitäten im Durchschnitt auf einen Wochenlohn von 2.025 ägyptischen Pfund kommt, liegt dieser im Bereich Erziehung und Bildung bei 212 ägyptischen Pfund.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 2012 wird mit 55 Stunden angegeben. Im öffentlichen Sektor sollen es 52 Stunden, im privaten 58 Stunden gewesen sein.

Löhne und Zusatzleistungen im öffentlichen Sektor sollen im Fiskaljahr 2013/14 (Juli bis Juni) um rund 21 Prozent steigen. Sie stellen fast ein Viertel der Staatsausgaben dar.

Die Zahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten erhöhte sich im Fiskaljahr 2012/13 (Juli bis Juni) um 2 Prozent auf 5,545 Millionen. Im Jahr davor waren es 5,439 Millionen Beschäftigte. Der Zuwachs stammte aus dem Bereich Bildung/Erziehung, in dem sich die Beschäftigung um 35,5 Prozent auf 1,854 Millionen Personen erhöhte.

Die Zahl der im öffentlichen Dienst beschäftigten Männer legte um 2,3 Prozent auf rund 4 Millionen zu, die der Frauen um 1 Prozent auf 1,524 Millionen.

Die CAPMAS-Daten zu den Löhnen sind nicht unumstritten. Weitere Angaben zu Berechnungsgrundlagen, Methoden und Erhebung werden nicht gemacht.


Quelle: Germany Trade & Invest GTAI, 06.09.2013