Randale gegen Bildungsreform: Mexikos Lehrer verwüsten Parteibüros

Aus Wut über eine Reform des Schulwesens haben Lehrer im Westen Mexikos die Vertretungen der großen Parteien gestürmt. Sie schlugen Fenster ein, beschmierten Wände und legten Feuer.

Die Proteste gegen eine Bildungsreform im westmexikanischen Bundesstaat Guerrero geraten außer Kontrolle. Am Mittwoch griffen wütende Lehrer die Büros aller großen Parteien an. In der Stadt Chilpancingo attackierten sie zunächst die regionalen Zentralen der Opposition.

Im Fernsehen war zu sehen, wie vermummte Demonstranten die Fenster der Büros der konservativen Partei PAN, der linken Partei PRD und der sogenannten Bürgerbewegung einschlugen und die Wände besprühten. Beobachter melden, dass sich die Mitglieder radikalisierter Bürgerwehren unter die Demonstranten gemischt haben. Auch Gangs sollen sich an den Protesten beteiligen.

Später stürmten die Demonstranten auch die örtliche Zentrale der Regierungspartei PRI von Präsident Enrique Peña Nieto und steckten Möbel in Brand. Beamte der Bereitschaftspolizei umstellten das örtliche Parlamentsgebäude, gingen allerdings nicht gegen die Randalierer vor. Der Gouverneur des Bundesstaats forderte wegen der Vorfälle die Unterstützung der Regierung an.

PRI-Vertreter Cesar Camacho sprach von einem "Gesetz des Urwalds", das derzeit in der strukturschwachen Region herrsche. Man werde die Vorfälle genau untersuchen.

 

Posten dürfen nicht mehr vererbt werden

 

Kurz vor den Übergriffen hatte der Kongress des Bundesstaats eine umstrittene Bildungsreform verabschiedet. Sie sieht unter anderem eine regelmäßige Überprüfung der Leistung der Lehrer vor. Zudem sollen die Posten künftig nicht mehr vererbt werden dürfen.

Die Lehrkräfte befürchten jedoch massenhafte Entlassungen als Folge der Reformen. Zudem wehren sie sich gegen eine zunehmende Privatisierung des Bildungssektors. Nach der Entscheidung des Kongresses waren die 20.000 Mitglieder der Lehrer-Gewerkschaft in Streik getreten.

Die Lehrer in der Region protestieren seit Wochen gegen die Gesetzesänderung. Zuletzt blockierten sie mehrfach eine Autobahn zwischen Mexiko-Stadt und Acapulco an der Pazifikküste und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Zeitweise hatten sich bewaffnete Bürgerwehren dem Protest der Lehrer angeschlossen.


Quelle: Spiegel online, spiegel.de, 25.04.2013