Kolumbien lernt vom deutschen dualen System

Kolumbien möchte sein Berufsbildungssystem reformieren und dieses stärker auf die Bedarfe des Arbeitsmarktes ausrichten. Das deutsche duale System soll Vorbild sein, um eigene Handlungsansätze zu entwickeln.

Im Rahmen der bestehenden Kooperationsvereinbarung zwischen dem kolumbianischen Ausbildungsdienst SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje) und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) fanden vom 26. bis 28. September 2011 ein Informationsaustausch und ein Planungsworkshop von beiden Instituten in Bonn statt.

Die achtköpfige kolumbianische Delegation bestand aus der Vizedirektorin und Leitungsmitgliedern des SENA, dem Präsidenten des nationalen Verbandes für kleine und mittelständische Unternehmen (ACOPI), dem Präsidenten des nationalen Bauernverbandes (ANUC) sowie Vertretern des nationalen Handelsverbandes FENALCO.

Das BIBB informierte die ausländischen Gäste über das duale Ausbildungssystem in Deutschland einschließlich der Aufgaben aller beteiligten Akteure und vermittelte ein Bild von der praktischen Umsetzung durch den Besuch verschiedener Einrichtungen.

Mit dem BIBB besuchte die kolumbianische Delegation das Metall- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Koblenz, das Berufskolleg Bonn-Duisdorf sowie das überbetriebliche Ausbildungszentrum der Bauindustrie Nordrhein-Westfalen in Kerpen.

Zum Besuch der Handwerkskammer Koblenz sagte ein Delegationsmitglied: "Ich hätte nie gedacht, dass eine Kammer so wichtig für das Berufsbildungssystem sein kann. Wir sollten gerade über eine Beratungs- und Prüfungsfunktion auch für unsere kolumbianischen Kammern nachdenken."

Der Planungsworkshop wurde von BIBB und SENA als großer Erfolg gewertet, denn es konnten die Kooperationsfelder zwischen beiden Instituten konkretisiert werden.

Die beim Planungsworkshop angesprochenen Themen "Berufe im landwirtschaftlichen Bereich und Bauberufe", "Europäischer und Deutscher Qualifikationsrahmen (EQF/DQF)" sowie "Forschung, Wissensmanagement und Informationssysteme im Berufsbildungsbereich" werden in der Zusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen. Ein Kooperationsfeld soll die Qualitätssicherung und die Entwicklung von Berufs-, Ausbildungs- und Prüfungsstandards sein.

Als nächster Schritt soll zu folgenden Arbeitsfeldern ein Expertenworkshop in Kolumbien stattfinden:

 

  • Entwicklung und Modernisierung von "Berufs-, Ausbildungs- und Prüfungsstandards sowie Prüfungsverfahren" als Beitrag zur Qualitätssicherung in der Berufsbildung sowie
  • Aufbau der "Forschung und des Wissensmanagements im Berufsbildungssystem".

 

Hierbei lauten die zentralen Fragen:

 

  • Wie entwickeln sich Berufe?
  • Welche Kompetenzen nehmen an Bedeutung zu?
  • Wie können zukünftige Qualifikationsbedarfe und Fachkräftemangel ermittelt werden?
  • Wie können Prognosen genutzt werden?
  • Wie werden Standards konzipiert, umgesetzt und bewertet?

 

Insbesondere das Thema "Forschung und Wissensmanagement" liegt dem kolumbianischen Partnerinstitut am Herzen. So sagte die Delegationsleiterin: "wissenschaftliche Analysen zur Nachfrage nach Ausbildungsberufen aus der Sicht der Betriebe gibt es bei uns nicht. Dies könnte sich jetzt mit Hilfe des BIBB ändern".


Quelle: Artikel Internetportal Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB, 27.10.2011