Oman muss seine Wirtschaft diversifizieren

In weniger als einer Generation muss die Volkswirtschaft im Oman neu aufgestellt werden. Das Sultanat steckt deshalb fortgesetzt hohe Beträge in seinen Ausbildungssektor, um seine junge Bevölkerung auf ein Arbeitsleben vorzubereiten.

Die Protestwelle in der arabischen Welt hat - wenngleich in Maßen - auch das beschauliche Oman erreicht. Sultan Qaboos bin Said Al Said kam den Demonstranten schrittweise und in bemerkenswertem Umfang entgegen. Die Türe für einen Wandel scheint damit ein wenig geöffnet. Dringend muss sich das Sultanat um die Diversifizierung seiner Wirtschaft kümmern. In den Bereichen Infrastruktur, Immobilien und Industrie sind Vorhaben im Wert von 100 Millarden US-Dollar im Bau oder geplant.

Ob sich die aktuelle Lage nur in schwächeren Börsenkursen und teureren Kreditversicherungen niederschlägt oder sogar Auswirkungen auf den Tourismus, den Immobiliensektor und Industrieinvestitionen hat, bleibt abzuwarten und dürfte wohl entscheidend davon abhängen, wie die weiteren Entwicklungen verlaufen.

Verstärkter Zufluss an Petro-Dollars

Internationale Beobachter sehen bislang keinen Grund, die Wachstumsprognosen für Oman zu revidieren und wenn, dann nur wegen einer steigenden Ölproduktion und höheren internationalen Ölpreisen. So deutet vieles darauf hin, dass sich die enormen Investitionen des Sultanats in verbesserte Ölfördermethoden (enhanced oil recovery; EOR) inzwischen auszahlen und das Bruttoinlandsprodukt beflügeln.

Den verstärkten Zufluss an Petro-Dollars kann das Sultanat gut für seine ehrgeizigen Infrastruktur-, Immobilien- und Industrieprojekte gebrauchen. In Bau und Planung sind immerhin mehrere hundert Vorhaben im Gesamtwert von 100 Millarden US-Dollar.

Es sind dann auch diese Projekte, die für deutsche Firmen von besonderem Interesse sind. Fast alles, was dafür gebraucht wird, muss importiert werden: die Arbeiter, die Fachkräfte und die Ausrüstung. Deutschland lieferte 2010 für 546 Millionen Euro Waren nach Oman, nach 447 Millionen 2009.

Wirtschaft muss diversifiziert werden

Oman ist sehr stark von seinem Öl- und Gasreichtum abhängig und verfügt über nachgewiesene Erdölvorkommen in einer Größenordnung von 5,6 Millarden Barrel (2008). Hinzu kommen Gasblasen von 35 Trillionen Kubikfuß (2006), die bei dem derzeitigen Förderniveau noch etwa 30 Jahre reichen. Damit ist die Entwicklung des internationalen Ölpreises wichtig für die Finanzierung des expansiven Haushaltes. Noch etwa 15 Jahre reichen die kommerziell nutzbaren Ölreserven, bis dahin muss die Wirtschaft diversifiziert werden.

So positiv die Aussichten für die nächsten Jahren auch sein mögen, langfristig dürften auf das Sultanat große Probleme zukommen: Die fossilen Bodenschätze gehen zur Neige, alternative Einnahmequellen fallen nicht von selbst in den Schoß.

In weniger als einer Generation muss die Volkswirtschaft neu aufgestellt werden. Oman steckt deshalb fortgesetzt hohe Beträge in seinen Ausbildungssektor, um seine junge Bevölkerung auf ein Arbeitsleben vorzubereiten.

Die Bereitschaft zu körperlicher Arbeit ist begrenzt, die Gehaltserwartungen sind hoch. Wie auch die benachbarten Vereinigten Arabischen Emirate propagiert Oman daher eine wissensbasierte Gesellschaft mit anspruchsvollen Berufen in modernen Industrien und einem luxuriösen Fremdenverkehr.

Doch gerade für die geplanten Luxushotels muss alles importiert werden, auch Personal und Manager kommen aus dem Ausland. Dagegen käme ein einfacherer Drei-Sterne-Tourismus auch ohne ausländische Management-Ketten aus und könnte von Omanern durchgeführt werden. Das Gros der Industrieprojekte setzt unterdessen auf einen fortgesetzten Überfluss an Öl und Gas, den Oman aber gar nicht mehr besitzt.

Quelle: gtai online-news, 31.05.2011