Eiszeit für Hochschulabgänger auf japanischem Arbeitsmarkt

Fast ein Drittel aller Studenten, die im März ihre Abschlussprüfung haben, hatte Anfang Dezember noch keinen Arbeitsvertrag in der Tasche. Das sind so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1996. Die Medien sprechen bereits von einer "Super-Eiszeit". Politik und Wirtschaft wollen handeln.

Nach den jüngsten Daten hatten Anfang Dezember 68,8 Prozent des neuen Abschlussjahrgangs ein Jobangebot in der Tasche. Unter den Junior-Studenten, die im März 2012 die Universität verlassen, waren es 45,3 Prozent, ebenfalls ein Rekordtief. Die Job-Angebote für Studenten der Ingenieur- und Naturwissenschaften sackten um noch nie da gewesene 7,3 Prozentpunkte auf 71,3 Prozent ab.

Schon 2010 konnte ein Fünftel der Jungakademiker keine feste Stelle finden. Dabei ist die japanische Wirtschaft im abgelaufenen Jahr um mutmaßliche 4,4 Prozent gewachsen. Die Firmengewinne nähern sich wieder ihren Rekordhochs von vor der Finanzkrise. Doch für die Super-Eiszeit auf dem Arbeitsmarkt sind vor allem strukturelle Faktoren verantwortlich.

Die Babyboomer räumen ihre Plätze in den Firmen nicht, und die Firmen scheuen hohe Investitionen in den Nachwuchs. Wer als Unternehmen im Ausland wächst, wählt sich dort vor Ort die besten Talente aus. Die Konzerne stellen in Japan deswegen weniger ein, während viele junge Leute sich in ihrer Jobsuche genau auf diese Firmen konzentrieren.

Wirtschaft und Politik sind daher alarmiert. Die Regierung kündigte eine Verlängerung der finanziellen Beihilfen für Firmen an, die Hochschulabsolventen einstellen und dauerhaft übernehmen. Auch die Firmen wollen reagieren. Toyota wird ab dem Frühjahr 2012 seinen Nachwuchs unter den drei letzten Abschlussjahrgängen auswählen. Bei den Finanzgruppen gibt es ähnliche Pläne.

Bisher haben Studenten, die in ihrem Abschlussjahr bei der Jobsuche das Nachsehen hatten, kaum Chancen, im nächsten Jahr auf dem Arbeitsmarkt eine feste Stelle zu ergattern. Daher verlängern viele Studenten, die keine Stellenzusage haben, ihr Studium um ein Jahr, um den Makel des Versagens zu vermeiden.

Quelle: Japanmarkt online, Artikel 19.01.2011