Indiens Bedarf an Fachkräften wächst

Die Bevölkerungspyramide in Indien hat eine breite Basis. Rund 500 Millionen Inder sind jünger als 25 Jahre. Es gibt eine große Anzahl qualifizierter Hochschulabsolventen, und einige indische Hochschulen und Forschungsinstitute genießen Weltruf. Beste Voraussetzungen eigentlich, um den Arbeitsmarkt zu versorgen. Trotzdem klagen die Unternehmen, denn in Indien werden noch viel zu wenige Menschen ausgebildet. Über Jahre hat Indien die Investitionen in die Berufsausbildung vernachlässigt.

Mehr Klasse statt Masse

Jetzt kann das Ausbildungssystem nicht mit dem steigenden Bedarf der boomenden Wirtschaft Schritt halten. Nicht nur die Suche nach qualifizierten Hochschulabsolventen wird schwerer. Vor allem der Mangel an ausgebildeten Fachkräften aus traditionellen Handwerks- und Lehrberufen ist für die Firmen ein Problem.

Die Ursachen sind vielschichtig. "Die Schulabbrecherquote ist außerordentlich hoch. Nur circa 40 Prozent von 13 bis 14 Millionen Jugendlichen, die jedes Jahr die Schulen verlassen, erreichen den Abschluss der 10. Klasse", sagt Jürgen Männicke, Geschäftsführer von Educon und Senior Consultant bei iMOVE, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Berufliche Ausbildung findet in Indien an den Industrial Training Institutes (ITIs) oder den Polytechnical Colleges und Technical Colleges statt. Das größte Problem ist der mangelnde Praxisbezug. Die Ausrüstung der Lehrstätten und die Lehrpläne gelten als völlig veraltet, die Unternehmen haben deshalb kaum Interesse an den Absolventen.

Nur etwa ein Viertel der jährlich 500.000 Absolventen der Ingenieursschulen ist überhaupt anstellungsfähig, stellte eine McKinsey-Studie 2005 fest. An den Berufsschulen ist die Situation noch schlechter. Ohnehin gibt es viel zu wenige Ausbildungsplätze - aktuell nur schätzungsweise 900.000 an den ITIs.

Millionen Hilfs- und Facharbeiter gehen in Indien ohne eine formale Ausbildung ihrer Tätigkeit nach. Berufe werden oft über Generationen "weitervererbt" oder durch Zuschauen erlernt. Das dabei erlangte Wissen ist nicht mit einer strukturierten Ausbildung zu vergleichen.

Um der boomenden Wirtschaft ausreichend Fachkräfte zu verschaffen, will die Regierung investieren. Eines der ambitionierten Ziele: Bis 2022 sollen 500 Millionen Inder eine berufliche Ausbildung erhalten.

 

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Quelle: gtai online-news, 03.12.2010