Mexiko: Gut ausgebildete Führungskräfte, Mangel im mittleren Management und technischen Bereichen

Mexiko bietet gut ausgebildete Führungskräfte, denn eine sehr wohlhabende Schicht, aus der sich das Gros der Führungskräfte rekrutiert, hat Zugang zu exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten. Der einkommensschwache Großteil der mexikanischen Bevölkerung hingegen ist auf das mangelhafte öffentliche Bildungssystem angewiesen. Entsprechend dünn ist die Mittelschicht, die im mittleren Management oder in technischen Berufen Beschäftigung findet.

Mexiko bietet gut ausgebildete Führungskräfte
Attraktive Zusatzleistungen von großer Bedeutung


Die Vergütung für Führungskräfte liegt in Mexiko nur geringfügig unter westeuropäischem Niveau. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht eine höhere Fluktuation als in Deutschland. Daher müssen Firmen Strategien entwickeln, um erfolgsversprechende Mitarbeiter zu halten. Dazu zählen attraktive Zusatzleistungen, die in Mexiko in mannigfaltiger Form üblich sind. Schwierig ist die Personalsuche für Positionen im mittleren Management und bei technischen Spezialbereichen.

Die Verfügbarkeit von Personal spiegelt in Mexiko die Gesellschaftsstruktur wider. Eine sehr wohlhabende Schicht, aus der sich das Gros der Führungskräfte rekrutiert, hat Zugang zu exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten (zum Teil im US-amerikanischen Ausland) und verfügt in der Regel über gute Englischkenntnisse.

Mangel an Maschinenbauingenieuren

Der einkommensschwache Großteil der Bevölkerung ist hingegen auf das mangelhafte öffentliche Bildungssystem angewiesen. Entsprechend dünn ist die Mittelschicht, die im mittleren Management Beschäftigung findet oder im Bereich technischer Berufe. Besonders schwer zu finden sind nach Aussagen der Personalberaterin Rosemarie Fleischmann, die seit zehn Jahren die Beratungsfirma Boege & Business in Mexiko-Stadt leitet, Maschinenbauingenieure sowie Werkzeugbauer für die Kfz-Zulieferindustrie.

Da in Mexiko kein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland angewendet wird, fehle es Absolventen für technische Berufe am Praxisbezug. Großunternehmen - wie zum Beispiel Volkswagen - unterhalten in Mexiko daher eigene Ausbildungszentren.

Obwohl Mexiko etwa mit der Universidad Nacional Autonoma de Mexico (UNAM) eine der renommiertesten öffentlichen Universitäten Lateinamerikas aufweist, ist ein Universitätsabschluss abseits der Wirtschaftszentren, wo die Bildungsinfrastruktur oftmals besser unterhalten wird, zumeist nicht höher einzuschätzen als das deutsche Abitur.

Gleichzeitig hat die lange Präsenz ausländischer Unternehmen vor allem in der verarbeitenden Industrie dazu geführt, dass Unternehmen auf Kontingente von gut ausgebildeten Mitarbeitern zurückgreifen können, die allerdings zum Teil abgeworben werden müssen. Bei diesen Mitarbeitern sind durch langjährige Erfahrung mit ausländischen Unternehmensphilosophien mitunter auch weniger Konflikte aufgrund interkultureller Differenzen zu erwarten.

Diese werden nach Aussagen von Fleischmann in Mexiko leicht unterschätzt, da ausländische Unternehmer aufgrund des gewohnten europäischen Aussehens mexikanischer Mitarbeiter leicht dem Trugschluss verfallen, dass die kulturelle Distanz zwischen Mexikanern und Deutschen gering sei.

Für Führungskräfte ist Mexiko kein Billiglohn-Standort. Während einfache Arbeiter zwischen 1 und 3 Mindestlöhnen erhalten, sind die Managergehälter in Mexiko ähnlich hoch wie in Europa. Der Mindestlohn liegt je nach Standort zwischen 54,47 mexikanischen Pesos (mex$) und 57,46 mex$ pro Tag (zwischen 3,15 Euro und 3,32 Euro, 1 Euro = 17,2941 mex$, Stand: 11.10.10). Zu den Gehältern kommen für den Arbeitgeber noch etwa 20 bis 30% an Sozialabgaben hinzu sowie eine Steuer auf Gehaltszahlungen von 2%.

Hohe Rotation

Insgesamt herrscht auf dem mexikanischen Arbeitsmarkt nach Aussagen von Fleischmann eine höhere Rotation als in Europa. Dies liegt zum Teil am Arbeitsrecht. Es gibt keine Probezeit und alle Mitarbeiter, die formal beschäftigt werden, sind daher direkt voll angestellt. Gleichzeitig kann aber problemlos gekündigt werden.

Unabhängig vom Kündigungsgrund muss der Arbeitgeber allerdings drei Monate Abfindung und zusätzlich pro Arbeitsjahr den Lohn für 20 Arbeitstage an den Mitarbeiter zahlen. Die Abfindung fällt allerdings weg, falls der Mitarbeiter von sich aus kündigt.

Die Kündigungsfristen sind sehr kurz: Einarbeitung oder eine Überleitung der Arbeitsaufgaben von einem Mitarbeiter auf einen anderen ist daher kaum machbar. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, kurzfristig Ersatz für wichtige Aufgabengebiete zu beschaffen.

Die hohe Rotation bedeutet zudem, dass Firmen Strategien entwickeln müssen, um wichtige Mitarbeiter zu halten. Dazu zählen auch attraktive Zusatzleistungen, die in mannigfaltiger Form üblich sind. So mag sich ein deutscher Manager in Mexiko wundern, warum den Mitarbeitern Restauranttickets zur Verfügung gestellt werden, obwohl sie sich nicht auf Geschäftsreise befinden.

Weniger üblich sind in mexikanischen Firmen hingegen Karriereplanung, Weiterbildungsangebote und Besuche des Mutterhauses, um die Identifikation mit dem Unternehmen zu steigern. Wie andernorts auch werden Besuche - etwa in Deutschland - von mexikanischen Mitarbeitern als besondere Wertschätzung ihres Arbeitseinsatzes angesehen und können stark motivierend wirken.

Um die gesetzliche Verpflichtung zur Gewinnbeteiligung zu umgehen, gründen Firmen zum Teil eigene Serviceunternehmen, denen die Mitarbeiter übertragen werden und deren Gewinn entsprechend niedrig gehalten wird. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die das gesamte Outsourcing des Personalmanagements anbieten. Darunter aber auch schwarze Schafe, wie Fleischmann warnt.

Einige Serviceunternehmen, die der Firma große Ersparnisse versprechen, würden auf gesetzeswidrige Weise Zahlungen an die Mitarbeiter unterschlagen. Damit kann sich das Unternehmen, welches das Personalmanagement ausgelagert hat, unter Umständen ebenfalls haftbar machen.

Quelle: Germany Trade and Invest, gtai Online-News vom 18.11.2010