Brasilianische Delegation informiert sich über deutsche Berufsbildung

Beim Besuch einer Brasilianischen Delegation aus Rondonia bei der Handwerkskammer Ulm stand die berufliche Bildung im Vordergrund. Die Brasilianer informierten sich über Details des Aus- und Weiterbildungssystems in Deutschland. Besonderes Interesse galt der technischen Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den Bereichen Schweiß- und Automatisierungstechnik.


Auf der Suche nach gut gemachter Bildung hat sich eine Delegation aus Brasilien speziell die beiden Bildungsakademien Ulm und Friedrichshafen der Handwerkskammer Ulm ausgesucht. Hauptgeschäftsführer Dr. Tobias Mehlich und die Akademiemitarbeiter konnten Stolz sein.

Zusammenarbeit vertiefen

"Neue Technologien gibt es vor allem in Deutschland und ebenso die entsprechende Ausbildung für ihre Herstellung." Delegationsleiter Denis Bau freute über den freundlichen Empfang. Die Zusammenarbeit soll vertieft werden.

Besuch Schweißtechnischer Ausbildungsstätten

Im Mittelpunkt des Besuchs stand die Schweißtechnische Ausbildungsstätte sowie das CNC-Zentrum in der Bildungsakademie Ulm. Hier führt die Handwerkskammer Kurse durch, von der beruflichen Erstausbildung bis zur Meisterausbildung. Die Brasilianer wählten dafür die Handwerkskammer Ulm aus, um Details über das Aus- und Weiterbildungssystem in Deutschland zu erfahren.

In Ulm und Friedrichshafen betreibt die Kammer eine der größten Bildungsakademien im süddeutschen Raum. Außerdem besuchten die brasilianischen Vertreter die Hochschule Ulm und einige Firmen in der Region. Sie zeigten die besonderes Interesse an technischer Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den Bereichen Schweiß- und Automatisierungstechnik.

Deutschland: beachtlicher Entwicklungsstand in manchen Techniken

"Deutschland verfügt über ein hervorragendes Know-how und einen beachtlichen Entwicklungsstand zum Beispiel in der Solartechnik. Nicht jedoch unbedingt über ideale klimatische Verhältnisse. In Brasilien ist es umgekehrt.", sagte Denis Bau. "Wir müssen neue Technologien entsprechend unserer Möglichkeiten nutzen", fügte er hinzu.

Denis Bau ist Präsident der Industrievereinigung Rondonia, einem Bundesstaat im Nordwesten Brasiliens. Hier werden aktuell einige Staudamm-Energie-Projekte umgesetzt. Er war begleitet vom Direktor der Ausbildungsinstitution SENAI, Ernesto Filho. SENAI ist eine landesweit arbeitende Organisation, die die berufliche Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft fördert.

Deutschland zerschießt sich selbst die Vorteile

"Wir teilen unser Wissen in der Bildung gerne, denn wer Wissen teilt, vervielfacht es", sagte Tobias Mehlich. "Es ist schon paradox: Andere Länder kommen immer wieder zu uns, um von unserer beruflichen Bildung zu lernen. Und wir zerschießen uns hier selbst deren Vorteile, wenn wir beispielsweise unsere Meisterausbildung abschaffen oder aushöhlen - ein Markenzeichen guter Qualität und Bildung, für das man uns andernorts beneidet."

Die größte Herausforderung für die brasilianische Wirtschaft

Denis Bau erklärte, was nach wie vor zu den größten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zähle: Dass sich die Kluft zwischen einer wohlhabenden, gut ausgebildeten Bevölkerungsminderheit und der schlecht ausgebildeten Mehrheit schließe und die sozioökonomische Entwicklung des Landes voranschreite. Wie kann Brasilien die "Energieversorgung der Bevölkerung" ohne qualifizierte Facharbeiter sicherstellen? Die Bildung spiele für die Bevölkerung eine entscheidende Rolle, insbesondere die berufliche Bildung. Denn ohne Ingenieure und Facharbeiter kann zum Beispiel keiner der Staudämme gebaut werden.

Unterstützung für Brasilien durch die Hochschule Ulm und die HWK Ulm

Die brasilianischen Delegationsvertreter zeigten sich sehr an einer Unterstützung durch die Hochschule Ulm und die Ulmer Handwerkskammer interessiert. Für eine weitere Zusammenarbeit sowie die Qualifizierung mehrerer brasilianischer Ausbilder sehen beide Einrichtungen ein dreimonatiges Trainingsprogramm vor, das demnächst gestartet werden kann.

Quelle: B4B Schwaben, Internet-Artikel b4bschwaben.de, 13.09.2010