Geschäftschancen für Bildungsbranche in Nordmazedonien und Serbien

Vom 4. bis 7. Oktober 2021 reisten zehn Unternehmensvertreterinnen und -vertreter der Aus- und Weiterbildungsbranche virtuell nach Nordmazedonien und Serbien, um dort mit potenziellen Geschäftspartnerinnen und -partnern Kontakt aufzunehmen und sich über Marktchancen zu informieren.

Platz in Skopje
Zefart/AdobeStock

Die virtuelle Geschäftsanbahnungsreise fand im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) statt. iMOVE war Fachpartner und begleitete das Programm.

Die Reise startete für die Aus- und Weiterbildungsanbieter am 4. Oktober mit einem Briefing über die wirtschaftliche Lage in Nordmazedonien und in Serbien.

Wirtschaftliche Lage in Nordmazedonien

Patrick Martens, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien, berichtete aus dem Land, dass die Wirtschaft um 5,3 Prozent im Pandemiejahr gesunken ist, sich jedoch wieder stabilisieren konnte. Derzeit ist mit keinem weiteren Lockdown zu rechnen, trotzdem geht die Wirtschaftsleistung wieder etwas zurück. 

Die Arbeitslosenquote beträgt laut Martens aktuell 20,2 Prozent und die Löhne belaufen sich auf Niedriglohnniveau.

Nordmazedonien hat vor circa 12 Jahren Industriesonderzonen geschaffen, in denen ausländische Investoren steuerliche Erleichterungen erhalten. Besonders Unternehmen aus dem Elektrozulieferbereich für Kraftfahrzeuge haben sich hier angesiedelt und Fachkräfte aus- und weitergebildet.

Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien (AHK Nordmazedonien) hat vor einigen Jahren damit begonnen, gefördert durch das SkillsExperts-Programm, duale Strukturen zu etablieren. Martens sieht durchaus positive Entwicklungen im Land. Das neue Lieferkettengesetz könnte noch einmal zu Umstrukturierungen führen.

Sein Kollege, Dejan Chupovski, betonte bei der Präsentationsveranstaltung am 5. Oktober auch noch einmal, dass den Absolventinnen und Absolventen von Ausbildungsgängen oft die praktischen Fähigkeiten fehlen und sie nicht in der Lage sind, sofort mit der Arbeit zu beginnen. Auch fehlt bei vielen Unternehmen noch die Bereitschaft, für die Ausbildung ein Gehalt an die Auszubildenden zu zahlen.

Hieraus ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten für deutsche Aus- und Weiterbildungsanbieter, ihre Angebote im nordmazedonischen Markt zu platzieren.

Wirtschaftliche Lage in Serbien

Frank Aletter, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Serbischen Wirtschaftskammer (AHK Serbien), sprach über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Serbien.

Serbien ist laut Aletter auf einem positiven Wachstumskurs, zumindest im Rahmen der Größe des Landes mit sieben Millionen Bürgerinnen und Bürgern und geringen Pandemieauswirkungen.

Automobil, Bau, Infrastruktur, Textilien, Maschinenbau, Energie, Nahrungsmittel und das Gesundheitswesen sind die zentralen Sektoren in Serbien. Wachstumschancen sind die Investorenanwerbung sowie das sogenannte "Nearshoring", die Entscheidung deutscher Unternehmen, in der näheren Umgebung zu investieren, unter anderem in Serbien.

Probleme sieht Aletter noch in den fehlenden Standards sowie dem hohen Korruptionsindex. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Serbien steigt kontinuierlich.

Es gibt einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften, was auch seine Kollegin Voith am 5. Oktober betonte, die einen großen Bedarf an Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen in Serbien sieht.

Screenshot einer virtuellen Konferenz
 

Screenshot mit den Expertinnen und Experten der virtuellen Geschäftsanbahnung Nordmazedonien und Serbien

Hohe Jugendarbeitslosigkeit bedeutet hohe Abwanderung

Martina Kollberg vom BMWi stellte das Markterschließungsprogramm vor und betonte noch einmal die hohe Jugendarbeitslosigkeit in beiden Ländern.

In der Folge ist die Gefahr der Abwanderung der jungen Menschen aus der Region hoch und somit auch auf das Potenzial, das für deutsche Aus- und Weiterbildungsunternehmen besteht.

Politische Lage in Serbien

Anne-Kristin Piplica, Leiterin der Wirtschaftsabteilung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Belgrad informierte über die politische Situation in Serbien.

Die Botschaft beurteilt die politische Lage als stabil.

Wichtige Vorhaben der neuen Regierung sind unter anderem auch die Fachkräftesicherung für die Region und die Umsetzung einer grünen Agenda. Wirtschaftswachstum steht ganz oben auf der Reformagenda der Regierung. Die Annäherung Serbiens an die Europäische Union ist sehr wichtig und das Land bemüht sich stark, die Beitrittsbedingungen zu erfüllen. Rechtsstaatlichkeit ist hier ein wichtiges Kapitel.

Die COVID-Krise wurde in Serbien laut Piplica gut bewältigt. Deutschland hat in Serbien ein sehr hohes Ansehen, unter anderem durch die Ausbildungsaktivitäten von Fachkräften.

Geschäftsklima in Nordmazedonien und Serbien

Das Geschäftsklima in der Region beleuchtete Martin Gaber, Korrespondent Westbalkan bei Germany Trade & Invest.

2021 steht Serbien mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum an erster Stelle des Westbalkans. Insgesamt übertrifft der Außenhandel des Westbalkans das Niveau des Vorjahres. Zu den aktuellen Themen der Region gehören Nearshoring, Green Deal und Fachkräftesicherung.

Auch der Fachkräfte- bzw. Qualifizierungsbedarf auf der einen und die hohe Jugendarbeitslosigkeit auf der anderen Seite stellen nach seiner Einschätzung ein großes Potenzial für Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen dar. Profile müssen angepasst werden, da sie nicht mehr den Anforderungen des Marktes entsprechen.

Bildungsanbieter präsentierten Portfolios vor 100 Interessierten

Bei einer Präsentationsveranstaltung am 5. Oktober, bei der Kristine Faenger die Aktivitäten und Services von iMOVE vorgestellte, hatten die mitreisenden Aus- und Weiterbildungsunternehmen die Gelegenheit, ihre Dienstleistungen und Produkte fast 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Nordmazedonien und Serbien vorzustellen.

Bei dieser Gelegenheit verdeutlichte Tobias Bolle, Projektmanager DIHK-KIBB (Kompetenzstelle Internationale Berufsbildung), in seinem Beitrag, dass die duale Berufsausbildung nach deutschem Vorbild nicht immer die beste Lösung ist, sondern eher die Weiterbildung in kürzeren Modulen.

Im Anschluss an die Konferenz nahmen die Unternehmen an Round-Table-Gesprächen mit serbischen und nordmazedonischen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern teil, um über mögliche Kooperationen zu diskutieren und sich tiefer über die Marktchancen in beiden Ländern zu informieren.

An den nächsten Tagen folgten im Wesentlichen virtuelle Betriebsbesichtigungen mazedonischer und serbischer Unternehmen sowie individuelle Online-Geschäftsgespräche.


Länderinformationen

Germany Trade & Invest

Auswärtiges Amt

Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien (AHK Nordmazedonien)

Deutsch-Serbische Wirtschaftskammer (AHK Serbien)