WorldSkills 2019 Kazan: Prüfstein für Russlands Auszubildende

Russlands Berufsbildungssystem steht in der Kritik, dass es die Anforderungen des Arbeitsmarktes an Fachkräfte nicht erfüllt. Gleichzeitig nimmt Russland mit Erfolg an den WorldSkills-Wettbewerben teil.

Ausbilder und zwei Auszubildende arbeiten an einer Schaltung

Die WorldSkills sind eine Berufe-Weltmeisterschaft und damit ein internationaler Leistungsvergleich nicht-akademischer Berufe. Der Wettbewerb fand 1950 erstmals statt und wird inzwischen alle zwei Jahre weltweit abgehalten.

Bei der Berufeolympiade präsentieren Teilnehmende im Alter bis 23 Jahre ihre Fähigkeiten in rund 50 Disziplinen. Zu den Herausforderungen gehören Aufgaben aus den Bereichen Baugewerbe, Informationstechnologie, industrielle Produktion, zivile Verkehrsdienste, Dienstleistungen, Kreativität und Design.

Die WorldSkills Germany GmbH ist die deutsche Mitgliedsorganisation des ausrichtenden Dachverbandes WorldSkills International. Unternehmen, Verbände und staatliche Institutionen ermöglichen durch ihre Finanzierung und Expertise die Durchführung der Wettbewerbe. Neben den Weltmeisterschaften finden die Wettbewerbe auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene statt.

WorldSkills 2019

22. bis 27. August 2019

Bei den 45. WorldSkills in Kazan treten junge Menschen aus 67 Ländern an und wetteifern in 56 Disziplinen.

Berufsschüler sitzen im Klassenraum, zwei sprechen miteinander

Russland nimmt 2019 zum wiederholten Male an dem internationalen Wettbewerb teil und richtet die WorldSkills 2019 in Kazan auch aus. Für die Berufe-Weltmeisterschaft auf heimischem Boden soll die russische Nationalmannschaft per präsidialem Dekret fit gemacht werden.

Bei den WorldSkills in Leipzig hatte Russland 2013 noch den letzten Platz belegt. Schon 2017 gewann die russische Mannschaft in Abu Dhabi sechs Gold- und vier Silbermedaillen. Mit der prominenten Rolle bei den WorldSkills bezweckt die russische Regierung nun, das Image klassischer Handwerksberufe zu verbessern und die Attraktivität von Berufsbildung in den Augen der Russinnen und Russen und auf internationaler Ebene zu stärken.

Zu Zeiten der Sojwetunion galt die Berufsbildung als gute Alternative zum Studium. Die graduierten Spezialistinnen und Spezialisten hatten in der Planwirtschaft eine fast hundertprozentige Chance auf einen Arbeitsplatz.

Heute mangelt es in russischen Berufsschulen allerdings an zeitgemäßer Ausstattung und an Fortbildungsmöglichkeiten für Ausbilderinnen und Ausbildern. Entsprechend veraltet sind die in den Berufsschulen vermittelten Techniken und Wissensstände. Darüber hinaus sind die Praxisanteile in der Ausbildung sehr gering.

In der Folge klagen russische Unternehmen über den Mangel an Fachkräften und darüber, dass selbst bei abgeschlossener Berufsausbildung eine intensive Einarbeitung in den jeweiligen Betrieben notwendig bleibt.

Die russische Regierung unternimmt daher umfassende Umstrukturierungen des Bildungssystems. In diesem Kontext werden internationale Berufsstandards eingeführt und die praktischen Anteile der Ausbildung werden erhöht.

Vorschau Russland

Titel der Marktstudie Russland

Im Sommer 2019 erscheint eine neue iMOVE-Marktstudie Russland für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Trainingssituation im Bereich Gesundheit

Vor dem Hintergrund dieser Umstrukturierungen bieten die WorldSkills in Kazan, Russland, eine internationale Plattform, um zu demonstrieren, dass Russlands Ausbildungssystem jetzt internationalen Standards gerecht wird. Als Messlatte dienen dabei die Leistungen anderer Auszubildender weltweit.

Die Teilnahme an den Wettbewerben hat auch das Potenzial, die Qualität der Lehre an sich zu verbessern. Da russische Auszubildende neben den WorldSkills auch an den WorldSkills Eurasia sowie an den landesweiten AgroSkills und LogistikSkills teilnehmen, ist ein fortlaufendes Training erforderlich, um bei all diesen Wettbewerben gute Leistungen zu zeigen.

Bei der Vorbereitung der Auszubildenden auf die Wettbewerbe arbeiten Lehrkräfte aus Berufsbildungseinrichtungen und Expertinnen und Experten aus Unternehmen zusammen. Dies führt zu einer stärkeren Verzahnung von Wirtschaft und Lehre und erzeugt Synergieeffekte für die künftige Verbesserung der Berufsbildung.

Zahlreiche Unternehmen sponsern die Wettbewerbe und lernen dadurch ihre potenziellen künftigen Fachkräfte kennen. Überdies bieten die Wettbewerbe einen geeigneten Rahmen für den Austausch russischer Vertreterinnen und Vertreter des Berufsbildungssystems mit ausländischen Expertinnen und Experten.

Die Platzierung der russischen Mannschaften bei den WorldSkills 2019 wird Aufschluss darüber geben, ob die Neuerungen im russischen Berufsbildungssystem bereits fruchten. Unabhängig von der Platzierung schafft die aktive Teilnahme Russlands an den Berufswettbewerben auch Potenziale zur kontinuierlichen Verbesserung der Ausbildungskonzepte und Ausbildungsinhalte in Russland.
 

  • Autorin des Artikels: Inga Markwart
  • Inga Markwart ist Mitautorin der neuen iMOVE-Marktstudie Russland, die im Sommer 2019 erscheint.

Quelle: iMOVE