Perspektiven für Libanons Jugend

Jobs für Jugendliche und verbesserter Zugang zu Wasser

Die Berufsbildungs- und Cash-for-Work-Programme (CfW) vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) Libanon, die die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert, bieten Jugendlichen im Libanon Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Im Rahmen eines neuen Ansatzes konzentriert sich ein wichtiger Teil des Programms auf den Wassersektor. Über 3.000 Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen; gleichzeitig stärkt der Ansatz die Wasserinfrastruktur des Landes und trägt dazu bei, den Zugang zu lebenswichtigen Wasserdienstleistungen für Tausende vulnerable Haushalte zu verbessern.

Der Libanon beherbergt mehr als eine Million syrische Geflüchtete und ist damit weltweit das Land mit dem höchsten Anteil syrischer Geflüchteter in Relation zur eigenen Bevölkerung. Darüber hinaus leben im Libanon mehr als 200.000 palästinensische Geflüchtete.

Aufgrund der aktuellen schweren Wirtschafts- und Finanzkrise im Land ist ein großer Teil der libanesischen und nicht-libanesischen Bevölkerung dem Risiko ausgesetzt, unter die Armutsgrenze zu fallen. Die Lebensbedingungen derer, die bereits in Armut leben, haben sich weiter verschlechtert. Der Wettbewerb um Arbeitsplätze und der Zugang zu Basisdienstleistungen (zum Beispiel zu adäquater Wasserversorgung) gelten als Hauptursachen für zunehmende Spannungen zwischen Geflüchteten und Bewohnern aufnehmender Gemeinden.

Darüber hinaus ist die Jugendarbeitslosigkeit in der MENA-Region eine der höchsten der Welt. Im Libanon waren bereits vor Zuspitzung der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise im vergangenen Jahr ungefähr 34 Prozent der Jugendlichen arbeitslos.

Mit Unterstützung Deutschlands und der KfW hat UNICEF daher einen innovativen, multisektoralen Berufsbildungsansatz entwickelt, der folgende Ziele verfolgt:

  • Verbesserung des Zugangs zu Praxis und Theorie verbindenden Aus- und Weiterbildungen für libanesische und nicht-libanesische Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahre;
  • Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen sowie Bereitstellung einkommensschaffender Beschäftigungsmöglichkeiten (zum Beispiel durch ein breites Spektrum an Cash-for-Work-Angeboten);
  • Förderung von Alltagskompetenzen sowie der persönlichen Entwicklung der Teilnehmenden.

Über 3.000 Beschäftigungsmöglichkeiten im Wassersektor

Den Jugendlichen wird eine breite Palette an technischen und beruflichen Schulungen, darunter spezielle Weiterbildungen im Bereich Bau und Sanierung von Wasser- und Abwasserinfrastruktur (Water, Sanitation and Hygiene - WASH), geboten. Nach Abschluss ihrer Ausbildung erhalten sie im Rahmen eines speziellen CfW-Programms eine bezahlte Arbeitsmöglichkeit bei einem Bauunternehmen im Wassersektor. Letzteres wird ebenfalls durch die KfW im Auftrag des BMZ finanziert. Im Rahmen des Vorhabens entstehen über 3.000 Beschäftigungsmöglichkeiten im Wassersektor. Daneben verbessert sich der Zugang zu essentiellen Wasserversorgungsleistungen für tausende Haushalte in den ärmsten Gebieten des Landes.

Bis Mai 2020 wurden im WASH-Sektor bereits 2.900 Jobs geschaffen, mehr als 1.000 hiervon für libanesische und nicht-libanesische Jugendliche, die aus dem UNICEF- Berufsbildungsprogramm an die Bauunternehmen vermittelt wurden. Alle waren zuvor arbeitslos; viele von ihnen hatten noch nie einen bezahlten Job. Fast die Hälfte der Begünstigten waren Libanesen, 40 Prozent syrische und rund 13 Prozent palästinensische Geflüchtete.

Im Rahmen des WASH-Programms werden 17 Quellen rehabilitiert und 33 Wasserspeicher neu gebaut. Diese Maßnahmen sorgen für eine verbesserte Wasserverteilung für etwa 500.000 Menschen im Libanon.

Sozialer Zusammenhalt durch Teamwork und Erfolgsmomente

Das Programm entfaltet zusätzlich bedeutende Wirkungen im Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt der Bewohnerinnen und Bewohner der Gastgemeinden. Einzelne gesellschaftliche Gruppen (wie beispielsweise Libanesen, Palästinenser und Syrer), die außerhalb der Vorhaben kaum in Kontakt kommen, wurden in dessen Rahmen gemeinsam aktiv. Durch Teamarbeit und die erfolgreiche Umsetzung ihrer Projekte sind sie ein Stück weit zusammengewachsen.

Für manche war das eine prägende Erfahrung. Sarkis, ein 21-jähriger arbeitsloser libanesischer BWL-Absolvent, erklärt: "Es war toll, dass alle hier mit anderen aus verschiedenen Teilen des Landes und mit verschiedenen Nationalitäten zusammengearbeitet haben. Jedem, der das miterlebt hat, ist klar: Mit der richtigen Einstellung und der nötigen Offenheit ist alles möglich. Für uns sind jetzt alle Menschen gleich. Es darf keine Diskriminierung aufgrund von Nationalität, Geschlecht oder Fähigkeiten geben".

Rouya, eine Kunst-Absolventin, empfand die Mitarbeit im Programm als Herausforderung und Bereicherung zugleich. Sie wurde mit der Leitung einer Gruppe männlicher Bauarbeiter betraut und fand den Einstieg schwierig. Trotzdem: "Ich konnte mich durchsetzen. Die Jungs respektieren mich jetzt", sagt sie. Rouya wurde von der Baufirma Al Oula eine feste Stelle angeboten.

UNICEF wird sich auch weiterhin gemeinsam mit der KfW dafür einsetzen, der Jugend im Libanon eine bessere Perspektive zu bieten. Solange dieses Programm fortgesetzt wird, gibt es wohl auch in Zukunft Erfolgsgeschichten wie die von Sarkis und Rouya zu erzählen.


Quelle: KfW Entwicklungsbank, kfw-entwicklungsbank.de, 19.06.2020