Nigeria online

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land auf dem afrikanischen Kontinent und in Bezug auf die Internet-Nutzerzahlen einer der größten Onlinemärkte weltweit. Lesen Sie einen Artikel zum Thema aus der neuen iMOVE-Marktstudie Nigeria.

junge Afrikanerin blickt auf Tablet, das sie in den Händen hält
MStudioImages/iStockphoto.com

Nigerias Absatzmarkt ist mit über 200 Millionen Menschen – und somit potenziellen Kundinnen und Kunden – zwar groß, allerdings weitgehend unerschlossen. Wie in vielen Ländern Afrikas werden Internet und soziale Medien in Nigeria sehr aktiv genutzt. Nach Angaben der Nigerian Communication Commission gab es 2019 über 123 Millionen Internetzugänge im Land, Online-Werbemaßnahmen können somit besonders viele potenzielle Kundinnen und Kunden erreichen.

Rechtliche Rahmenbedingungen für online Marketing sind noch rar. Die nationale Gesetzgebung wird dafür kritisiert, dem technologischen Fortschritt hinterherzuhinken. Das letzte verabschiedete Gesetz zu elektronischen Transaktionen (Electronic Transaction Bill, 2017) regelt immerhin Themen wie den Abschluss von Verträgen auf elektronischem Weg und sieht Bestimmungen über den Daten- und Verbraucherschutz vor.

Internationale Übereinkommen zu elektronischem Handel (UNICITRAL-Modellgesetz von 1996), Signaturen (UNICITRAL-Modellgesetz aus dem Jahr 2001) oder über den Einsatz elektronischer Kommunikation in internationalen Verträgen (UN-Übereinkommen von 2015) unterzeichnete das Land nicht. Ein von der Afrikanischen Union verabschiedetes Gesetz über Datenschutz und Cyber-Sicherheit wurde ebenfalls nicht angenommen.

Die National Information Technology Development Agency und die Nigerian Communication Commission haben allerdings zu verschiedenen Gebieten Richtlinien herausgebracht. Durch die zurückhaltende Gesetzgebung ist der online Werbemarkt also sehr liberal.

Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner Nigerias nutzen ihr Smartphone, um ins Internet zu gehen. Die Netzinfrastruktur wird von den führenden lokalen Mobilfunknetzbetreibern MTN, Globacom, Airtel und Etisalat bereitgestellt.

Aufgrund der hohen Anzahl an Internetnutzenden, die ihr Smartphone als Zugangsgerät verwenden, sollten Online-Werbemaßnahmen insbesondere auf "mobile" Seiten angepasst werden. Werbung wird hauptsächlich in sozialen Medien wie Facebook geschaltet. Die Kundinnen und Kunden informieren sich darüber hinaus unter anderem in Blogs, Newslettern und Internet Communities. Auch für Aus- und Weiterbildungsangebote ist es also empfehlenswert, über diese Kanäle um Kundschaft zu werben.

Ein wichtiger Punkt, den es bei online-Werbestrategien zu beachten gilt, ist die geringe durchschnittliche Download-Geschwindigkeit auf mobilen Endgeräten, die nur rund 16 Megabytes pro Sekunde beträgt. In den Metropolen Lagos und Abuja ist die Internetverbindung zwar wesentlich besser als auf dem Land, jedoch gibt es auch in den Megacities Schwankungen in der Bandbreite. Werbemaßnahmen sollten demnach keine zu großen Datenmengen umfassen und statt auf aufwendige Videos eher auf Werbebilder oder kurze Werbespots setzen.

Nigerianische Konsumentinnen und Konsumenten können im Bereich Bildung mit ausreichend Werbung und einem vernünftigen Preis gut überzeugt werden. In Studien wurde festgestellt, dass sowohl Webseiten von Bildungseinrichtungen als auch deren Facebook-Seiten bedeutenden Einfluss auf die Anzahl der Bewerbungen und Immatrikulationen haben.

Neben einer übersichtlichen und modernen Webseite können potenzielle Kundinnen und Kunden zusätzlich über Social-Media-Kanäle über den Alltag an der Institution informiert werden. Für angehende Auszubildende ist es besonders wichtig zu sehen, dass die Lehrinstitution über zeitgemäße Technologie und Lehrmittel verfügt.

Der entscheidende Faktor für die Familie, wenn sie Trainings und Ausbildung finanziert, bleibt aber der Preis. Aufgrund der relativ geringen Kaufkraft der Bevölkerung konzentrieren sich Werbemaßnahmen sämtlicher Sektoren auf die Kosten eines Gutes oder einer Dienstleistung; Studiengebühren sollten deshalb auf der Webseite publiziert werden, um eine Entscheidung für oder gegen eine Ausbildung an der Institution einfacher und schneller gestalten zu können.

Zahlungsfähige Zielgruppen sprechen Englisch. Es sollte jedoch überlegt werden, ob Werbung nicht zusätzlich auch auf Pidgin-Englisch geschaltet werden kann: Diese weit verbreitete Hilfssprache wird vorrangig zur Kommunikation zwischen Nigerianerinnen und Nigerianern unterschiedlicher regionaler oder ethnischer Herkunft verwendet. Außerdem sollte bedacht werden, dass gegebenenfalls nicht nur auszubildende Jugendliche erreicht werden wollen, sondern auch deren zahlenden Familien.

Je nach Region kann es deshalb sinnvoll sein, Werbung auch in den drei vorherrschenden nationalen Sprachen Hausa, Yoruba und Igbo zu schalten.

Eine erfolgreiche Online-Werbestrategie sollte auf zwei Gruppen abzielen: zum einen die angehenden Auszubildenden, die über Kanäle der sozialen Medien besonders gut zu erreichen sind, zum anderen die potenziell zahlenden Familien, bei denen ein Gesinnungswandel für berufliche Bildung erreicht werden muss. Hier muss kommuniziert werden, dass eine berufliche Ausbildung gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bietet.

Der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Sektor Nigerias ist gut ausgeprägt. Es gibt einige erfolgreiche Marketingagenturen, die berufsbildende Institutionen zu Rate ziehen können. Sie zeichnen sich durch ihre Expertise über den Markt und kulturelle Charakteristika aus und sind somit ideale Berater in Online-Marketingfragen.

Auf einen Blick:

  • In Nigeria leben mehr als 200 Millionen Menschen, 2019 gab es 123 Millionen Internetzugänge in dem Land,
  • der Online-Werbemarkt ist vergleichsweise liberal,
  • der Großteil der Nigerianerinnen und Nigerianer nutzt das Smartphone, um online zu gehen,
  • die Bandbreite der Internetverbindungen variiert in Stadt und Land, ist jedoch insgesamt eher gering,
  • Konsumentinnen und Konsumenten sprechen im Bildungsbereich gut auf Online-Werbemaßnahmen an, der entscheidende Faktor bleibt aber der Preis,
  • neben Englisch kann man potenzielle Kundschaft über Pidgin und die drei vorherrschenden Sprachen Hausa, Yoruba und Igbo erreichen,
  • der nigerianische IKT-Sektor ist gut etabliert, es gibt einige erfolgreiche Marketingagenturen im Land.

iMOVE-Marktstudie  Nigeria

Titelbild der Marktstudie Nigeria

Der Artikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Nigeria für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, die kürzlich erschienen ist. In der Marktstudie finden Sie alle für den Artikel verwendeten Quellen. 

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Quelle: iMOVE, Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Nigeria für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, 2021