Leitlinien der deutschen Berufsbildungszusammenarbeit mit Afrika

Die deutsche Bundesregierung arbeitet mit afrikanischen Partnern zusammen, um die Berufsbildung auf dem Kontinent zu stärken. Grundlage sind nationale Strategien und internationale Handlungsrahmen. Einen Überblick liefert die folgende Zusammenstellung von GOVET.

Berufliche Bildung leistet in Afrika einen wichtigen Beitrag, um Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sie ist der Schlüssel zu wirtschaftlicher Entwicklung und gesellschaftlichem Fortschritt.

Am 23. Mai 2019 tauschten sich die Akteure des Runden Tisches für internationale Berufsbildungszusammenarbeit über die Länder des afrikanischen Kontinents aus. Grundlage für diesen Austausch waren die übergeordneten Handlungsrahmen deutscher Berufsbildungszusammenarbeit mit den Partnerländern in Afrika sowie die Afrika-Strategien mit Berufsbildungsbezug der einzelnen Bundesressorts.

GOVET hatte diese Leitlinien für den Runden Tisch aufbereitet. Einen Überblick über diese Handlungsrahmen und Strategien liefert der nachfolgende Beitrag.

1. Internationaler Handlungsrahmen für deutsche Berufsbildungszusammenarbeit

  • Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung

2. Überblick über den Referenzrahmen deutscher Berufsbildungszusammenarbeit mit Afrika

  • Koalitionsvertrag zwischen den Regierungsparteien der 19. Legislaturperiode
  • afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung
  • G20 Initiative: Compact with Africa
  • BMZ: Marshallplan mit Afrika
  • BMWi: Pro! Afrika
  • BMWi: Wirtschaftsnetzwerk Afrika
  • BMBF: Afrika-Strategie

Die Texte wurden teilweise von den verlinkten Internetseiten übernommen.

Internationaler Handlungsrahmen für deutsche Berufsbildungszusammenarbeit

Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung

Von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet, bilden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDGs), eine globale Agenda zur Bekämpfung von Hunger und Armut, zur Verbesserung von Gesundheit und Gleichberechtigung der Geschlechter. Mit dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird die Umsetzung und Förderung der nachhaltigen Entwicklung zum "Maßstab des Regierungshandelns".

Die berufliche Bildung leistet zur Erreichung aller 17 Ziele einen Beitrag und fördert eine ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Lebensweise. Insbesondere mit drei Zeilen der Agenda 2030 wird ein konkreter Bezug zur beruflichen Bildung hergestellt:
 

  • Ziel 4: "Für alle Menschen inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern"
  • Ziel 5: "Geschlechtergleichstellung und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen"
  • Ziel 8: "Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern"

Weitere Informationen zu den SDGs finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Überblick: Referenzrahmen deutscher Berufsbildungszusammenarbeit mit Afrika

Koalitionsvertrag zwischen den Regierungsparteien der 19. Legislaturperiode

Mit dem Koalitionsvertrag von 2018 bekennen sich die Regierungsparteien zu einem Ausbau der Unterstützung im Bildungssektor und zur Schaffung von menschenwürdiger Arbeit in Afrika.

Dafür soll im Rahmen des "Marshallplans mit Afrika" die Zusammenarbeit mit den Reformpartner- und G20-Compactländern verstärkt werden. Einen Schwerpunkt bildet das Programm für Ausbildungspartnerschaften. Die Umsetzung des Marshallplans mit Afrika ist als Unterstützung der Afrikanischen Union bei der Umsetzung ihrer Agenda 2063 zu verstehen.

Afrikapolitische Leitlinien der Bundesregierung

Im März 2019 wurde die Fortschreibung und Weiterentwicklung der afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung von 2014 unter dem Titel "Eine vertiefte Partnerschaft mit Afrika" veröffentlicht. Diese Leitlinien schreiben den umfassenden afrikapolitischen Ansatz fest, den die Bundesregierung verfolgt. Dieser soll kohärent, innerhalb der Bundesregierung koordiniert und in den europäischen und multilateralen Kontext eingebunden sein.

Die Maßnahmen der Bundesregierung orientieren sich an den Grundsätzen und Zielen, die die afrikanischen Staaten in der Agenda 2063 der Afrikanischen Union festgelegt haben. Mit dem Ziel der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und den Investitionen für Jugend und Frauen Afrikas wird der Fokus auch auf den Zugang zu Bildung und Beschäftigung gelenkt.

Afrikanische Partner sollen darin unterstützt werden, die Strukturen und Kapazitäten sowie die Praxisnähe der beruflichen Bildung entlang der Bedarfe der Arbeitsmärkte zu verbessern. Die berufliche Bildung wird dabei als Markenkern des deutschen Engagements im Ausland verstanden.

Die Förderung staatlich-privater Ausbildungspartnerschaften und die Schaffung von Ausbildungsplätzen in den Partnerländern soll begleitet werden von einer Intensivierung des Austauschs zwischen jungen Menschen, die sich in Deutschland wie auch in den Ländern Afrikas in Ausbildung befinden.

G20 Initiative: Compact with Africa

Als Kernelement der Gruppe der Zwanzig (G20)-Partnerschaft mit Afrika bildet der "Compact with Africa" individuell zugeschnittene Investitionspartnerschaften mit interessierten afrikanischen Ländern. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Investitionen in Afrika zu verbessern, ohne die eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich ist.

Zentrale Akteure sind vor allem die afrikanischen Länder selbst, die Weltbank, der Internationale Währungsfonds sowie die Afrikanische Entwicklungsbank. Gemeinsam mit interessierten G20-Partnern verhandeln sie die individuellen Reformprogramme und setzen diese um. Die afrikanischen Partner entscheiden dabei, welche Maßnahmen aus ihrer Sicht am wichtigsten sind und zu welchen Reformen sie sich verpflichten wollen.

Die Initiative ist bei vielen afrikanischen Ländern auf großes Interesse gestoßen. Der G20-Initiative "Compact with Africa" haben sich bisher 12 afrikanische Länder angeschlossen: Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo, Tunesien.

Mit Hilfe der Initiative "Compact with Africa" werden beispielsweise steuerliche Rahmenbedingungen verbessert, um Investitionen zu fördern und verlässliche Steuereinnahmen zu ermöglichen.

BMZ: Marshallplan mit Afrika

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die Zusammenarbeit mit den Staaten Afrikas neu ausgerichtet. Der Marshallplan mit Afrika dient als strategischer Referenzrahmen für die Afrikapolitik des BMZ.

Ziel des BMZ ist es, die eigenen Entwicklungskräfte der afrikanischen Staaten zu stärken​, da nachhaltige Entwicklung nur möglich ist, wenn sie von innen heraus angestoßen und getragen wird. Dazu müssen die Regierungen Reformen in die Wege leiten und ihrer Verantwortung gegenüber ihren Bürgerinnen und Bürgern nachkommen. Mit dem Marshallplan mit Afrika sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die private und öffentliche Investitionen ermöglichen.

Teil dieser Rahmenbedingungen sind die Achtung der Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit, aber auch die Stärkung der Bildung und der wirtschaftlichen Stabilität. Diese Ziele haben sich die afrikanischen Staaten in der Agenda 2063 der Afrikanischen Union selbst gesteckt​. Der Marshallplan sieht vor, sie bei der Anwendung ihrer innovativen Strategien zu unterstützen. Dementsprechend bilden die drei Säulen "Wirtschaft, Handel und Beschäftigung", "Frieden und Sicherheit" sowie "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" den Kern des Marshallplans.

Im Rahmen der ersten Säule des Marshallplans zielt der Marshallplan unter anderem auch auf die Ausweitung von beruflicher Bildung ab, die an den Bedarfen lokaler Arbeitsmärkte ausgerichtet ist.

Ein zentrales Element des Marshallplans sind die Reformpartnerschaften. Sie bilden den bilateralen Beitrag Deutschlands zur G20-Initiative "Compact with Africa". Das BMZ unterstützt "Reformpartnerländer" gezielt auf ihrem Reformweg hin zu mehr wirtschaftlichem Wachstum, Privatinvestitionen und Arbeitsplätzen.

BMWi: Pro! Afrika

Die Initiative Pro! Afrika orientiert sich an den afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Sie soll die ökonomische Entwicklung Afrikas unterstützen. Das Afrikakonzept des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Stärkung der Wirtschaft und für nachhaltiges Wachstum in Afrika will den Weg bereiten für eine vertiefte Kooperation und mehr Engagement der Privatwirtschaft.

Es geht darum, Perspektiven und Beschäftigung vor Ort zu schaffen und damit auch den Ursachen von sozialer Spaltung und verstärkter Migration in Richtung Europa entgegenzuwirken.

Im Fokus stehen Projekte und Initiativen im Bereich Neue Technologien, Innovation und Digitalisierung - zugeschnitten auf lokale Bedürfnisse und unterschiedliche Regionen. Hierzu werden die bewährten Instrumente der Außenwirtschaftsförderung für Afrika geschärft, die politische Zusammenarbeit vertieft und erfolgreiche Förderprogramme auch auf Afrika ausgerichtet.

BMWi: Wirtschaftsnetzwerk Afrika

Dieser Text wurde von der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)übernommen.

Mit dem Wirtschaftsnetzwerk Afrika bietet das BMWi ein gebündeltes Beratungs- und Unterstützungsangebot. Dies richtet sich insbesondere an deutsche mittelständische Unternehmen, die wirtschaftlich in Afrika aktiv werden wollen.

Das Wirtschaftsnetzwerk besteht aus den etablierten Akteuren und Programmen der deutschen Außenwirtschaftsförderung – zum Beispiel das Netz der Auslandshandelskammern, Germany Trade & Invest, das Markterschließungsprogramm und die Exportinitiativen des BMWi – sowie auf Afrika fokussierte Verbände, Vereine und Einrichtungen.

Mit der Gründung des Wirtschaftsnetzwerks trägt das BMWi zur Umsetzung des Entwicklungsinvestitionsfonds für Afrika bei. Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika bildet die dritte Säule dieses Fonds. Die erste Säule ist AfricaConnect, ein durch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) verwalteter Fonds zur Finanzierung deutscher Investitionen in Afrika. Mit der zweiten Säule, dem Fonds AfricaGrow der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), werden afrikanische Unternehmen unterstützt.

BMBF: Afrika-Strategie

Dieser Text wurde teilweise von der Internetseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) übernommen.

Im Fokus der Afrika-Strategie des BMBF stehen Innovation, Qualifizierung der Menschen und Anwendungsnähe. Mit dem Leitgedanken "Perspektiven schaffen" wird die Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern vor allem in jenen Themenfeldern gestärkt, die nachhaltig Lebensgrundlagen für die Menschen vor Ort schaffen, bewahren und verbessern sollen.

Die Projekte, die das BMBF fördert, unterstützen die afrikanischen Partner so bei der Bewältigung großer Herausforderungen. Bildung, Forschung und Innovationen sind die Schlüssel, um aus Herausforderungen Chancen zu machen.

Die Afrika-Strategie des BMBF orientiert sich an den Bedarfen und Prioritäten der afrikanischen Partner, zugleich verliert sie deutsche Interessen nicht aus dem Blick. Um Antwort auf die großen globalen Fragen zu finden, erfordert es mehr internationale Zusammenarbeit und Vernetzung – gerade in Wissenschaft und Forschung.

Dabei rückt die Afrika-Strategie fünf Handlungsfelder in den Mittelpunkt: Wissenstransfer und Innovation, Hochschulbildung und wissenschaftlicher Nachwuchs, Beschäftigungsfähigkeit von Hochschulabsolventen und Praxisnähe in der Berufsbildung, Forschungszusammenarbeit zur Umsetzung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sowie Nutzung von Synergiepotenzialen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene.


Quelle: GOVET - German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training, govet.international, 22.08.2019