Ausbilderqualifizierung online für kolumbianische Fachkräfte

Über 1.500 Ausbilder*innen aus acht Ländern Lateinamerikas haben den Fernlehrgang "Training of Trainers" bereits erfolgreich absolviert. Auch aus anderen Ländern der Region besteht großes Interesse an diesem Online-Angebot, das von der Christiani Akademie technisch und inhaltlich entwickelt wurde.

Ausbilder steht vor einer Klasse und schaut in die Kamera
andresr/iStockphoto.com

Der Erfolg Deutschlands dualer Ausbildung ist kein Zufallsprodukt. Er gründet auf einem zeitgemäßen Rechts- und Ordnungssystem, einer guten personellen Qualifikation aller an der beruflichen Bildung Beteiligter sowie lernfördernder Strukturen mit passgenauen Lehr-Lern-Arrangements. Ebenso essenziell ist die berufspädagogische Verzahnung von Theorie und Praxis. Gerade in Ländern mit einem sehr großen Anteil akademischer Abschlüsse wird Nachholbedarf bei praxisorientierter Ausbildung erkannt.

Um der beruflichen Ausbildung auch in diesen Ländern ein festes institutionelles Fundament zu bieten und damit ihren Stellenwert zu verbessern, setzt man auf alternative und bereits bewährte Ausbildungssysteme.

In Lateinamerika hat die Erfolgsgeschichte des deutschen Systems der dualen Ausbildung seit einigen Jahren durch die Auslandshandelskammern (AHKs) Bekanntheit erlangt. Kennzeichnend für den Erfolg des deutschen Ausbildungssystems ist nicht zuletzt eine starke und stabile Wirtschaft, die man sich in Lateinamerika auch für das eigene Land wünscht. Die daraus resultierende Absicht, duale Elemente in das eigene Ausbildungssystem zu implementieren, wird von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder der Dualen Hochschule Lateinamerika (DHLA) finanziell unterstützt.

Unterschiedliche Systeme

Das Interesse am deutschen System der dualen Berufsausbildung ist in den lateinamerikanischen Ländern groß, bedarf jedoch der Vermittlung. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung vor einigen Jahren damit begonnen, Anreize für Kooperationsmöglichkeiten zu schaffen, nicht zuletzt durch finanzielle Anreize für deutsche Bildungsanbieter. Auch das von Christiani realisierte Projekt wurde aus Fördermitteln der GIZ, der DHLA, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK)-Bildungs-GmbH und durch einen Eigenanteil der Christiani-Akademie finanziert.

Im April 2018 startete eine Kooperation zwischen der Christiani-Akademie und der AHK Kolumbien. Den meisten ausbildenden Fachkräften in den Unternehmen vor Ort fehlt es an Kenntnissen darüber, wie sich Ausbildungsinhalte didaktisch und methodisch im Einklang mit dem beruflichen Alltag vermitteln lassen. Für Ausbilderinnen und Ausbilder vor Ort gibt es nur sehr wenige Angebote zur Qualifizierung. Die geografischen Besonderheiten mit großen Entfernungen zwischen den Unternehmensstandorten machen Präsenzschulungen unmöglich.

Als Reaktion auf diese Rahmenbedingungen erfolgte eine Anfrage nach einem kompakten Online-Kurs, der die methodischen und didaktischen Grundlagen der Ausbildungspraxis im Selbstlernmodus und in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen vermittelt. Orientierungsgrundlage für die Umsetzung dieses Projektes war der Rahmenplan der Ausbildereignungsverordnung (AEVO).

Die AEVO ist ein Instrument, mit dessen Hilfe die persönliche und fachliche Eignung einer ausbildenden Person, das heißt ihre berufs- und arbeitspädagogische Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, geprüft und sichergestellt werden. Zur Vorbereitung auf die Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder, wie im Fall von Kolumbien, bei der AHK, nutzt man ein Lehrangebot, das den Inhalt von vier Handlungsfeldern vermittelt, die sich am Ablauf der Ausbildung orientieren: Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen, Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden mitwirken, Ausbildung durchführen und Ausbildung abschließen.

Der gesamte Inhalt der AEVO wurde von Christiani so weitgehend komprimiert und auf den kolumbianischen Bedarf zugeschnitten, dass er in weniger als 20 Stunden online absolviert werden kann. Nach der Schulung in jedem einzelnen Handlungsfeld findet eine Lernerfolgskontrolle statt. Hat man sich alle vier Handlungsfelder des Selbstlernkurses erfolgreich erarbeitet, kann man sich, nach Bestehen der finalen Online-Prüfung, die eigens hierfür erstellt wurde, ein Ausbildung der Ausbilder (AdA)-Abschlusszertifikat ausdrucken.

Erfahrungen und effizienter Informationsaustausch

Eine Herausforderung, die es bei der inhaltlichen Gestaltung des Online-Kurses für die Zielgruppe der kolumbianischen Fachkräfte zu meistern galt, waren neben den institutionellen und rechtlichen Unterschieden auch kulturspezifische Besonderheiten, wie die heterogene Sozialstruktur und die geographisch oder finanziell bedingten Barrieren zur Bildung.

Der Bildungsstandards der Länder Lateinamerikas variieren sehr stark. Diese Abweichungen betreffen nicht nur rechtliche und teils sprachliche Eigenheiten, sondern auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen.

Ein Ausbildungssystem, wie wir es in Deutschland kennen, ist in einigen Ländern nur ansatzweise oder gar nicht vorhanden. So gibt es oftmals zwar de jure Gewerkschaften oder ein Jugendarbeitsschutzgesetz, aber de facto haben diese Instanzen in den meisten Fällen keinen ausreichenden Geltungs- oder Einflussbereich.

Nach zwei Jahren wurde das Projekt AdA-online im April 2020 erfolgreich zum Abschluss gebracht. Die Erfahrungen als Anbieter von Fernlehrgängen und der effiziente Informationsaustausch mit der AHK-Kolumbien waren ausschlaggebend für das gute Ergebnis. Mittlerweile nutzen zahlreiche Auslandshandelskammern in Lateinamerika das in der Kooperation entstandene Online-Angebot.


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