iMOVE-Länderseminar: Russland

Referent
Am 6. September 2011 fand im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn das iMOVE-Länderseminar Russland statt.

Knapp 30 Bildungsanbieter informierten sich über die landesspezifischen Rahmenbedingungen, die Bildungssituation und die daraus resultierenden Möglichkeiten des Exports beruflicher Aus- und Weiterbildung aus Deutschland. Erfahrungsberichte deutscher Bildungsanbieter, die in Russland aktiv sind, rundeten das Seminar ab.

    Hans-Gerhard Reh von iMOVE eröffnete das Seminar und erklärte, dass iMOVE dem russischen Bildungsmarkt nach einer längeren Zeit - die letzten iMOVE-Veranstaltungen zu Russland fanden im Jahr 2006 statt - erneut mehr Aufmerksamkeit schenken möchte.

    Wladimir Nikitenko, stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs DEinternational bei der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), stellte die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Russland dar.

    Die im Jahr 2009 begonnene und bis 2030 geplante große "Investitionsoffensive" der russischen Regierung verfolgt das Ziel einer ganzheitlichen Modernisierung des Landes und birgt Chancen für deutsche Unternehmen. Neben Moskau gewinnen auch die russischen Regionen immer mehr an Bedeutung. Russlandkenner erwarten trotz der bevorstehenden Parlamentswahl Ende 2011 und der Präsidentenwahl 2012 politische Kontinuität. 

    Wolfgang Hellwig, GOPA Consultants, und Monika Muylkens, iMOVE, informierten über das staatliche Berufsbildungssystem in Russland und über die Ergebnisse der neu erschienenen iMOVE-Marktstudie Russland. Die Beiträge ermöglichten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich ein genaues Bild über die derzeitige Berufsbildungssituation im Land zu machen.

    Diese ist einerseits durch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, ein staatlich dominiertes, praxisfernes System der Berufsbildung, andererseits aber auch durch Reformbemühungen der Regierung gekennzeichnet. So wird beispielsweise durch verschiedene Maßnahmen versucht, die Privatwirtschaft in die Berufsausbildung zu involvieren. Auch die Verlagerung der Zuständigkeiten von der föderalen Ebene hin zu den Regionen ist von besonderer Bedeutung.

    Über die Fördermaßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung berichtete Frank Holzwarth vom Projektträger Berufsbildungsexport im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das BMBF fördert Vorhaben, die vorzugsweise zu qualifizierten Fachkräften unterhalb des akademischen Niveaus auf Facharbeiterebene sowie auf der Ebene von ausgebildeten Fachkräften im mittleren Management führen.

    Auch das Internationale Büro des BMBF kann deutsche Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung finanziell unterstützen. Dr. Marion Mienert informierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Förderinstrument Forschungsmarketing. Mit Hilfe des Forschungsmarketings soll der Bekanntheitsgrad und die Attraktivität des Forschungs- und Entwicklungs-Standorts Deutschland in Russland erhöht werden. Es richtet sich zum Beispiel an deutsche Forschungsnetzwerke mit Beteiligung von Berufsbildungsanbietern.

     

    Über beide Instrumente informierte iMOVE in diesem Portal.

    Darüber hinaus stellte Dr. Mienert das laufende Deutsch-Russische Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation vor. Das Jahr verfolgt unter anderem das Ziel, die bestehenden deutsch-russischen Kooperationen im Bereich der Berufsbildung sichtbarer zu machen sowie zukünftig die Zahl deutscher Aus- und Weiterbildungsanbieter in Russland zu erhöhen. Es werden beispielsweise Messeauftritte oder eigene Veranstaltungen der Bildungsanbieter gefördert.

    Nach vier Erfahrungsberichten - siehe oben, Reiter "Erfahrungsberichte" - folgte eine lebhafte Diskussionsrunde, in der vor allem drei Themen angesprochen wurden: Russische Mentalität, Korruption und Markteintrittsstrategien.

    Einigkeit herrschte allgemein darüber, dass die russische Mentalität auf jeden Fall beachtet werden müsse. Der persönliche Kontakt sei ebenso wichtig wie die Position und Funktion des deutschen Partners. Auch gute Landes- und idealerweise auch Sprachkenntnisse seien sehr hilfreich im Russlandgeschäft.

    Korruption sei in Russland ein Thema, dem man sich stellen müsse. Um administrative Herausforderungen zu meistern, sei Kreativität gefragt. Eine wichtige Säule im Russlandgeschäft sei die Kooperation mit den richtigen lokalen Geschäftspartnern. Denn wenn diese in ihrem Umfeld gut vernetzt seien, bringe das die deutschen Partner und das gemeinsame Geschäft voran, meinten die Russland-Erfahrenen unter den Anwesenden.

    Den erfolgreichen Markteintritt in Russland betreffend brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt: Man brauche sehr viel Geld, wenn man es alleine schaffen möchte. Alternativ sei man auf eine Kooperation mit russischen Partnern angewiesen, die über notwendige Kontakte und Kenntnisse der lokalen Begebenheiten verfügen.

    Eine gewisse Risikobereitschaft sei im Russlandgeschäft unabdingbar, auch hier waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Wie ein Teilnehmer es ausgedrückte, sei ein Engagement in Russland: "… sehr interessant und auf alle Fälle nie langweilig".
    Seminarteilnehmer
    Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer
    Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer
    Stillleben Seminar-Material

    Bildungszentren des Baugewerbes

    Den ersten von insgesamt vier Erfahrungsberichten deutscher Bildungsanbieter in Russland leistete Thomas Murauer von den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB).

    Die Bildungseinrichtung beteiligte sich an zwei mehrjährigen Modellprojekten in Russland. Im Modellprojekt in Moskau wurden von 1993 bis 2000 russische Stuckateure und Fliesenleger ausgebildet. Das zweite Modellprojekt in Jekaterinburg von 1998 bis 2010 befasste sich mit der Entwicklung einer Bildungsstruktur für Fliesenleger und Dachdecker.

    Beide Projekte beinhalteten Praktika für Lehrlinge und das Ausbildungspersonal in deutschen Unternehmen. Über die Curriculum-Entwicklung und Einrichtung der Werkstätten hinaus verfolgten die Projekte das Ziel, zur Stärkung eines handwerklichen Mittelstandes in Russland beizutragen.

    Während der Implementierung der Projekte lernte BZB, dass in Russland Person, Titel und Funktion eine große Rolle spielen und öffentliche Institutionen und politische Mandatsträger einen beachtlichen Einfluss ausüben.

    Produkte und Dienstleistungen aus Deutschland genießen einen exzellenten Ruf, was allerdings auch eine entsprechend große Erwartungshaltung gegenüber deutschen Firmen und Institutionen zur Folge hat.

    Deutsche Management Akademie Niedersachsen

    Dr. Ronald Pschierer von der Deutschen Management Akademie Niedersachsen gGmbH (DMAN) stellte die Aktivitäten der Akademie vor und berichtete über die Erfahrungen in Russland.

    Die angebotenen Trainingsprogramme, die viele technische Branchen abdecken, sind maßgeschneidert und richten sich immer nach einer konkreten Nachfrage.

    In Russland hänge laut Dr. Pschierer erfolgreiches Zusammenarbeiten sehr von einzelnen Personen ab, unabhängig von der Form der Organisation, in der sie tätig seien. Wenn man einmal vertrauensvolle persönliche Kontakte aufbauen konnte, würden diese über Jahre hinweg Früchte tragen, auch wenn die russischen Partner inzwischen ihre Arbeitgeber gewechselt hätten.

    Internationale Akademie für Management und Technologie

    Ähnlich wie DMAN bietet auch die Internationale Akademie für Management und Technologie e. V. (INTAMT) berufliche Qualifizierungsmaßnahmen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Russland in Deutschland an.

    Eine Mitarbeiterin berichtete über die Fort- und Weiterbildungsreisen, die INTAMT für Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen, Vertreter von Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Verwaltungsfachkräfte, politische Entscheidungsträger und Multiplikatoren aus Russland organisiert. Thematisch spannt sich der Bogen von Berufs- und Hochschulbildung über Energiewirtschaft bis hin zur sozialen Sicherung und Gesundheit.

    Auch die Referentin betonte die Wichtigkeit des guten persönlichen Kontakts im Russlandgeschäft. Das Telefon werde bei der Kommunikation mit (potenziellen) russischen Partnern und Kunden vor der weniger persönlichen E-Mail bevorzugt. Auch sei die Außenstelle in Russland für ihr Geschäft extrem wichtig. Neben einem guten Internetauftritt spiele die Mund-zu-Mund-Werbung eine große Rolle.

    Mansfeld Consulting

    In dem letzten Erfahrungsbeitrag demonstrierte Michael Hauschild von Mansfeld Consulting GmbH wie von einer bilateralen wirtschaftlichen Innovation Bildungsthemen abgeleitet werden können.

    Nachdem mit deutscher und russischer Technik und Technologie ein Sonderkraftfahrzeug für die Feuerwehr entwickelt und angefertigt wurde, werden für die Branche Metall / Kraftfahrzeug entsprechende spezialisierte Bildungseinheiten zum Thema Sonderkraftfahrzeug für Lernorte in Deutschland und in Russland entwickelt.
    Referent
    Thomas Murauer, Bildungszentren des Baugewerbes (BZB)
    Referent
    Dr. Ronald Pschierer, Deutsche Management Akademie Niedersachsen (DMAN)
    Stillleben Seminar-Material

    09:00 Uhr Empfang und Registrierung

    09:30 Uhr

    Begrüßung und Einführung, Hans-Gerhard Reh, iMOVE

    09:45 Uhr

    Aktuelle wirtschaftliche und politische Entwicklungen in Russland und Unterstützungsleistungen für deutsche Unternehmen


    • Wladimir Nikitenko, DEinternational/Auslandshandelskammer (AHK) Russland

     

    10:15 Uhr 

    Vorstellung des russischen Berufsbildungssystems 

     

    • Wolfgang Hellwig, GOPA Consultants (Gesellschaft für Organisation, Planung und Ausbildung mbH

     

    10:45 Uhr Kaffeepause

    11:00 Uhr

    Aus- und Weiterbildungsmarkt in Russland: Qualifizierungsbedarf und Zielgruppen für deutsche Bildungsanbieter

     

    • Monika Muylkens, iMOVE

     

    11:30 Uhr

     

    Fördermaßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich der Berufsbildung in Russland

     

    • Frank Holzwarth, Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. Berufsbildungsexport

     

    12:00 Uhr Mittagessen

    13:15 Uhr

    Unterstützung der deutsch-russischen Zusammenarbeit durch das BMBF

     

    • Dr. Marion Mienert Internationales Büro des BMBF

     

    13:45 Uhr

    Erfahrungsberichte deutscher Bildungsanbieter

     

    • Thomas Murauer, Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB)
    • Dr. Ronald Pschierer, Deutsche Management Akademie Niedersachsen

     

    14:45 Uhr Kaffeepause

    15:15 Uhr

    Erfahrungsberichte deutscher Bildungsanbieter

     

    • Internationale Akademie für Management und Technologie (INTAMT) e. V.
    • Michael Hauschild, Mansfeld Consulting GmbH

     

    16:15 Uhr

    Diskussion
    , Moderation iMOVE

    17:00 Uhr Ende der Veranstaltung

    Seminarteilnehmer
    Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer
    Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Referent
    Wolfgang Hellwig, GOPA Consultants, über das russische Bildungssystem
    Referent
    Wladimir Nikitenko, DEinternational, über die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Russland
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Referentin
    Monika Muylkens, iMOVE, über die Ergebnisse der iMOVE-Marktstudie Russland
    Blick in den Seminarraum auf Teilnehmer und Referent