Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Länderseminar "iMOVE-Network China" am 9. und 10. Dezember 2010 in Berlin, um sich über aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich in der Volksrepublik China zu informieren.
Das Spektrum der Bildungsanbieter reichte von kleinen Unternehmen bis zu großen Einrichtungen, von China-Neulingen bis zu Bildungsunternehmen, die bereits seit vielen Jahren in China aktiv sind. Gerade die Mischung der unterschiedlichen Unternehmen führte an den zwei Tagen zu intensiven Diskussionen und einem sehr lebhaften und offenen Erfahrungsaustausch.
Mit dem Veranstaltungs-Format "Network" möchte iMOVE deutschen Bildungsanbietern eine Plattform zur Verfügung stellen, bei der die praktischen Erfahrungen in einem Land und der Austausch darüber im Vordergrund stehen. Dies scheint geglückt, denn in den Rückmeldungen seitens der Anwesenden heißt es unter anderem "(…), dass das zweitägige Network-Länderseminar seine Zielstellung zu 100 % erreicht hat."
Zu Beginn der Veranstaltung berichtete Jan Noether von der German Industry and Commerce Greater China in Shanghai über die aktuellen Entwicklungen im chinesischen Bildungssektor. Den Abend nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Netzwerken und tauschten sich über ihre individuellen Erfahrungen im Reich der Mitte aus.
Eric Swehla von der internationalen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie iVWA berichtete am zweiten Tag über seine mehrjährige Erfahrung in China. Dabei konzentrierte er sich auf den rechtlichen Bereich aus der Sicht eines kleinen Unternehmens.
Die Praxis zeigt, dass die Genehmigung zur Durchführung von ausländischen Bildungsangeboten durch die chinesische Seite mitunter ein steiniger Weg ist. So ist beispielsweise das Genehmigungsverfahren für längerfristige Bildungsmaßnahmen (ab 2 Jahren) zunächst durch die jeweilige Provinzregierung und dann durch das Erziehungsministerium in Peking ein zeitaufwändiger Prozess.
"In China lassen sich zwei Drittel misslungener internationaler Kooperationen auf nicht zueinander passende Verhaltensmuster der beteiligten Personen zurückführen", stellte Xueli Yuan von Asia Contact München fest, um die große Bedeutung der interkulturellen Kompetenz bei Geschäften in seinem Heimatland zu verdeutlichen.
In seinem ausdrucksstarken Vortrag erläuterte er, wie die verschiedenen Zeitgeister in China - Tradition, Sozialismus und Moderne - das Miteinander im Geschäftsleben beeinflussen. Allen Richtungen gemeinsam ist, dass eine positive und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen den Partnern eine unerlässliche Voraussetzung ist, um erfolgreiche Geschäfte zu machen.
Yuan brachte die Botschaft wie folgt auf den Punkt: "Geschäfte auf Augenhöhe erfordern eine Freund-Freund-Beziehung."
Rudolf Jany von Airbus Deutschland, Wolfhard Arlt vom Hamburg Port Trainingsinstitute, Holger Berg von Lufthansa Technical Training und Markus Kamann von gpdm berichteten sehr anschaulich und offen über ihre praktischen Erfahrungen im Reich der Mitte.
Auch wenn alle Unternehmen sehr unterschiedliche Wege in Bezug auf ihr Engagement in China gegangen sind, gibt es einige Erfahrungen und Wünsche, die alle unisono bestätigen:
- Eine Kontaktperson vor Ort, die die deutsche Mentalität und Geschäftswelt kennt sowie eine Kontaktperson in Deutschland, der die chinesische Denkweise und Sprache vertraut sind, erleichtern den Markteinstieg und -ausbau erheblich.
- Im chinesischen Markt sind kurze Ausbildungsmodule mit theoretischen und praktischen Teilen gefragt. Auf das größte Interesse stoßen passgenaue "Rundum-sorglos-Pakete" inklusive Zertifikat und Kontakten zu Firmen als potenzielle spätere Arbeitgeber.
- Die mangelnde Akzeptanz der Facharbeiterebene und mangelnde englische Sprachkenntnisse sind in China nach wie vor Hemmnisse im Business.
- Erleichterungen in der Visavergabe für Aufenthalte in Deutschland zur Teilnahme an einer dualen Ausbildung sind aus Sicht der Unternehmer wünschenswert und erforderlich.
- Für den Bildungsexport nach China ist eine politische Flankierung von großem Vorteil. Dabei verweisen die Bildungsanbieter auf den Support und das Marketing verschiedener angelsächsischer Länder. Eine Initiative wie iMOVE wird als große Hilfe gewertet, sollte aus Sicht der Anbieter aber ausgebaut werden.
Insgesamt waren sich alle Anbieter einig, dass Hartnäckigkeit eine wichtige Voraussetzung ist, um im chinesischen Markt Fuß zu fassen. Alle bestätigten, dass in China alles möglich, aber nichts einfach ist.
Im Feedback am Ende des iMOVE-Network China beurteilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Veranstaltung sehr positiv und nahmen viele Anregungen und neue Gedanken mit für ihre Arbeit zu Hause.