Bildung soll Europäer stärken und enger zusammenbringen

Bildung ist der Schlüssel, die Europäer auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten und ihr Bewusstsein für gemeinsame Werte und Zusammengehörigkeit zu stärken. Über die dafür benötigte Bildungspolitik, diskutierten über 500 Bildungsexperten.

Die Fähigkeit, mit einer zunehmenden Zahl an Medien umzugehen und aus der Flut von Informationen die wichtigen und richtigen herauszufiltern, wird in Zukunft immer bedeutsamer. Medienkompetenz war deshalb beim ersten Bildungsgipfel der Europäischen Union (EU) in Brüssel eines der großen Themen.

Als Beitrag zu dieser Diskussion hat die EU-Kommission einen Aktionsplan für digitale Bildung vorgelegt. Er soll Wege aufzeigen, wie die Einstellung auf durch Digitalisierung veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen gelingen kann. Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport und Gastgeber des Bildungsgipfels sagte, es gehe darum, Bildung wieder "den Platz einzuräumen, der ihr gebührt – ganz oben auf der politischen Tagesordnung".

Bildung sei einerseits der Schlüssel, die Europäer auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten und anderseits ihr Bewusstsein von gemeinsamen Werten und Zusammengehörigkeit zu stärken. Welche Bildungspolitik dafür nötig ist, darüber diskutierten bei dem Brüsseler Treffen über 500 Bildungsexperten, darunter über 20 Ministerinnen und Minister, in mehr als 25 Arbeitsgruppen.

Ziel des nun angestoßenen Prozesses ist es, bis 2025 den von den EU -Staats- und Regierungschefs unterstützten „europäischen Bildungsraum“ zu schaffen, in dem Menschen lernen, studieren und forschen können, ohne von Grenzen behindert zu werden.

Schlüsselkompetenzen eröffnen Chancen

Die Bildungsprogramme müssten sich an alle Menschen richten und damit der gewachsenen Ungleichheit in der EU entgegenwirken, die ein Hindernis für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt sei, sagte Navcracsics. Man müsse sich wieder mit denen beschäftigen, "die sich abgehängt fühlen und inklusivere und widerstandsfähigere Gesellschaften bauen, so dass jedermann sein eigenes Schicksal meistern kann", so der Kommissar.

Die Kommission hat bereits eine Reihe von Schlüsselkompetenzen vorgeschlagen, die in allen EU-Staaten vermittelt und durch lebenslange Lernangebote gestärkt werden sollten. Besonderer Stellenwert wird dabei der Förderung des Unternehmergeists und einer innovationsorientierten Einstellung beigemessen, damit alle Menschen ihr persönliches Potenzial und ihre Kreativität entfalten sowie Eigeninitiative entwickeln können.

Europäer sollen voneinander lernen

Außerdem sollten die Gesellschaften in den EU-Ländern "auf einer soliden Grundlage gemeinsamer Werte und eines Zusammengehörigkeitsgefühls aufgebaut werden", sagte Navracsics. Die Kommission hat deshalb Vorschläge gemacht, mehr Wissen über europäische Geschichte und die in den EU–Verträgen angesprochenen gemeinsamen Werte wie Solidarität, Rechtsstaatlichkeit oder Gleichberechtigung in Lehre und Unterricht zu vermitteln. Auch sollen Aufenthalte in anderen EU-Staaten über Programme wie Erasmus+ gefördert werden.

Etliche der Bildungsministerinnen und -minister, darunter aus Spanien und Dänemark, unterstrichen, dass die jungen Menschen erfahren sollten, dass es in der EU nicht nur um Wirtschaftsfragen und Geld geht. Sie müssten erleben, welche Werte die Europäer teilen und welcher Reichtum darin liegt, gemeinsam zu arbeiten, voneinander zu lernen, neue Sprachen und damit neue Kulturen kennenzulernen, sagte Dänemarks Bildungsministerin Merete Riisager.

Navracsics kündigte für das Frühjahr weitere Kommissioninitiativen zum Aufbau des europäischen Bildungsraums an, darunter:

  • Europäer sollen außer ihrer Muttersprache mindestens zwei Fremdsprachen lernen.
  • Ein Qualitätsrahmen für frühkindliche Betreuung.
  • Die gegenseitige Anerkennung von Hochschulabschlüssen zur Förderung von Mobilität.

Die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert sagte, bei der gegenseitigen Anerkennung sei etwa durch die Angleichung von Master- oder Bachelorstudiengängen schon einiges passiert, doch lasse sich noch mehr tun. Etwa bei der Anrechnung von "Credit Points", die man an verschiedenen Hochschulen erwirbt, auch in fremden Fachbereichen, oder bei der Anerkennung von beruflichen Bildungsabschlüssen.

Kammerevert forderte ein Umdenken in der Richtung, dass eine gute Berufsausbildung als genauso wertvoll angesehen wird wie ein akademischer Abschluss. "Wir brauchen nicht nur Architekten. Wir brauchen auch die Menschen, die die Häuser dann bauen", sagte sie.


Quelle: EU-Nachrichten, Ausgabe 02/2018, 01.02.2018