China: Vier Top-Prioritäten für das Bildungswesen im 13. Fünfjahresplan

Der chinesische Staatsrat hat den 13. Fünfjahresplan des nationalen Bildungswesens veröffentlicht, der die Bildungsentwicklung von 2016 bis 2020 umfasst. Damit sind die Weichen für die chinesische Bildung in den kommenden fünf Jahren gestellt. Es wurden vier Top-Prioritäten festgelegt.

1. Förderung der Bildungsgerechtigkeit

Die allererste Priorität im 13. Fünfjahresplan des chinesischen Bildungswesens ist die Förderung der Bildungsgerechtigkeit. Dafür sollen Maßnahmen in drei Handlungsfeldern getroffen werden, unter anderem "Garantie der grundlegenden Bildung", "Behebung des Bildungsdefizits" und "Förderung der Bildungsgerechtigkeit".

Vor allem muss die grundlegende öffentliche Bildung überall garantiert werden. Der Plan hat ein verbindliches Ziel gesetzt: Die Abgänger-Anfänger-Relation der Schulpflicht soll von 93 Prozent im Jahr 2015 auf 95 Prozent im Jahr 2020 steigen.

Die ausgewogene Entwicklung der Bildung in China soll vorangetrieben werden. Da die Bildungsressourcen bis jetzt nicht gleich verteilt sind, sollen mehr Bildungsinvestitionen nach Mittel- und Westchina, in finanziell schwächere Regionen, in die von nationalen Minderheiten bewohnten Gebieten und Grenzgebieten fließen.

China wird sich entschlossen darum bemühen, den Abstand zwischen armen und reichen Regionen zu verringern, indem man standardisierte Schulen aufbaut. Die Bildung in ländlichen Gebieten soll verbessert werden, indem man die Bildungsinvestition auf dem Land erhöht und ein Unterstützungsprogramm für Lehrkräfte auf dem Land durchführt, damit der Lehrkräftemangel auf dem Land behoben wird. Und für die Schulen in finanziell schwächeren Regionen wird ein Hilfsprogramm im Rahmen von Partnerschaften eingeführt, in dem sie Unterstützung von ihren Partnerschulen erhalten.

Behinderte Kinder und Jugendliche, Schüler und Studierende aus armen Familien, Kinder der Wanderarbeiter in Städten sowie zurückgelassene Kinder sollen nach dem Plan bessere und gerechte Bildungschancen bekommen.

Der vom Bildungsministerium veröffentlichte 13. Fünfjahresplan zur Armutsbekämpfung durch Bildung betont, dass Bildung eine Maßnahme zur Armutsbekämpfung ist und Armut wirksam und präzise bekämpft werden soll.

Vier Ziele müssen realisiert werden:

  • Bildungszugang für jeden;
  • Jeder besitzt praktische Fertigkeiten;
  • Hoffnung für jede Familie und
  • Unterstützung für jede Kreisstadt.

2. Förderung der Bildungs- und Unterrichtsreformen

Die Schulen sollen das Recht haben, ihre Schule eigenständig zu betreiben.

Die allgemeinbildenden Oberschulen, die über entsprechende Rahmenbedingungen verfügen, dürfen das neue Kurssystem einführen, das sich von dem traditionellen Klassensystem unterscheidet. Das heißt die Schüler bleiben nicht in einer Klasse, sondern dürfen sich nach gewissen Regeln ihre eigenen Schulfächer zusammenstellen, die aus Hauptfächern und Wahlfächern bestehen. Dadurch könnte theoretisch der Stundenplan von jedem Oberschüler anders aussehen.

Es wird angestrebt, ein modernes Berufsbildungssystem zu etablieren, um den Fachkräftemangel zu beheben und die Umstrukturierung des chinesischen Wirtschaftsmodells zu unterstützen.

Dieses Modell soll die Zusammenarbeit von Industrie und Ausbildung intensivieren. China wird entsprechende Maßnahmen ergreifen, um das Interesse der Unternehmen an der Gestaltung der Berufsbildung zu wecken und sie effizient in den Berufsbildungsprozess einzubeziehen.

Neue Hochschulbildungsressourcen werden bevorzugt in die neuen Urbanisierungsgebieten und industriellen Ballungsräume einfließen. Auf der Suche nach einem Bachelor-System mit Gleitstudienzeit, Kreditpunkten und Kombination von Hauptfächern und Nebenfächern soll schrittweise ein auf drei Arten von Bewertungsergebnissen basiertes Zulassungssystem für allgemeinbildende Oberschulen, Hochschulen und Universitäten eingeführt werden.

Zu den drei Arten von Bewertungsergebnissen gehören Leistungen durch die Lern- und Studienzeit hindurch, Leistungen der einheitlichen Prüfung und Bewertung der Kompetenz zusammen.

Auf rechtlicher Grundlage soll der Gehalt der Lehrkräfte garantiert und erhöht werden. Die besten Köpfe sollen für das Bildungswesen gewonnen werden. Die Politik räumt mehr Autonomie und Freiheit für Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen ein, indem man Forschungsführungskräften mehr Einfluss außer dem Fachbereich auch im Bereich Personal und Finanzen gewährt und Teilhabe von Forschern am Profit durch Ergebnistransfer steigert.

Die Eliteuniversitäten werden weiterhin gefördert, damit sie das Weltniveau erreichen können. In den kommenden Jahren werden sich die Topuniversitäten bemühen, ins Projekt "Doppel-Erstklassig" (Weltklassige Universitäten und Disziplinen) aufgenommen zu werden. Dieses Projekt soll die Eliteuniversitäten bildungspolitisch und finanziell unterstützen, damit sie auf der globalen Rankingliste nach vorne rücken und international konkurrenzfähig werden.

3. Optimierung der Bildungsstruktur

Frühkindliche Bildung und Erziehung soll sich weiter entwickeln. Die neu eingeführte Zwei-Kinder-Politik infolge des demographischen Wandels bringt großen Entwicklungsbedarf und Potenziale in diesem Bereich mit sich. In den kommenden Jahren sollen mehr gemeinnützige Kindergärten gebaut werden.

Die Standardisierung also die Vereinheitlichung der Schulbildung wird sowohl in Städten als auch auf dem Land beschleunigt, um mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit für die Bildung in China zu schaffen.

Die Digitalisierung der Bildung nimmt dabei eine bildungsstrategische Stellung ein. Alle Schulen sollen mit der modernen Computertechnologie, zum Beispiel Breitband, ausgestattet werden. Eine einheitliche Plattform wurde bereits aufgebaut, auf der alle guten digitalen Bildungsangebote und -ressourcen zu finden sind. Damit wird ein besseres Lernen ermöglicht.

Die Bildungs- und Unterrichtsqualität muss in den kommenden fünf Jahren wesentlich erhöht werden, indem man das Bildungsaufsichtssystem verstärkt, mehr Lehrerbildung und -weiterbildung organisiert, insbesondere Lehrerbildung auf dem Land, und den Lehreraustausch zwischen Städten und ländlichen Regionen vorantreibt.

Einerseits muss die Allgemeinbildung gestärkt werden, andererseits wird man sich auch mehr für die Entwicklung der technischen und profilstärkeren Hochschulen einsetzen. Die neu geschaffenen Studienplätze sind hauptsächlich für die Ausbildung der praxis- und technikorientierten Fachkräfte angedacht, weil die Heranbildung der Fachkräfte für moderne Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistung beschleunigt werden muss.

In einigen Großstädten wird die Durchlässigkeit von oberen Berufsmittelschulen und Berufshochschulen verstärkt, damit die Berufsschüler mehr Anerkennung, bessere Bildungschancen und -perspektiven finden können. Außerdem wird ein Teil der Hochschulen zu praxisorientierten Fachhochschulen umgewandelt. Im Moment gibt es etwa 200 Pilothochschulen. Dadurch soll die Innovations- und Praxisfähigkeit der chinesischen Studierenden gestärkt werden.

4. Förderung der Öffnung und Kooperation im Bildungswesens

Gesellschaftliche Ressourcen und privates Kapital sollen Schulen, Hochschulen und Bildungseinrichtungen gründen. Es wird untersucht, wie man non-profit private Schulen und profitorientierte private Schulen differenziert unterstützen soll und wie man auf rechtlicher Grundlage die Schulen, die in internationaler Kooperation betrieben werden, besser verwalten kann, um das Niveau des internationalen Bildungsaustauschs und -kooperation zu erhöhen.

Mittels der Informationstechnologie wie Big Data und Cloud Computing soll die integrierte Entwicklung von "Internet" und "Bildung" vorangetrieben werden. Der gemeinsame Aufbau und das Teilen guter Bildungsressourcen sollen gefördert werden.

Bis 2020 soll ein gutes Dienstleistungssystem für Auslandsstudien aufgebaut werden. Die Bildungsqualität der ausländischen Studenten in China soll sich wesentlich verbessern. Der Effekt der auslandsbezogenen Bildung wird deutlich besser. Und eine größere Breite und Tiefe der bilateralen und multilateralen Bildungskooperation soll erreicht werden. China-Kompetenzen für die Mitwirkung an der Erarbeitung der internationalen Regeln im Bildungsbereich sollen beträchtlich erhöht werden.

China wird weiterhin die Austauschmechanismen mit ausländischen Bildungsnationen aufbauen, um die Völkerverständigung auf allen Ebenen zu fördern. Im Rahmen der Initiative "One Belt, One Road" (OBOR) werden verschiedene Bildungsaktionen durchgeführt und dadurch die Bildungskooperation zwischen China und OBOR-Ländern verstärkt und intensiviert.

Wenn der 13. Fünfjahresplan des Bildungswesens erfolgreich umgesetzt wird, können wir sehr zuversichtlich sein, dass das chinesische Bildungswesen in absehbarer Zukunft eine neue Qualität erreichen kann.

Natürlich sind die großen Herausforderungen im Bildungsbereich nicht einfach zu meistern. Bei manchen Problemen hat Deutschland schon gute Erfahrungen gemacht. In diesem Sinne ist ein weiterer reger Austausch im Bildungsbereich mit Deutschland von großer Bedeutung, weil der Austausch im internationalen Kontext zum Nachdenken über bessere Lösungsvorschläge für die vorhandenen Schwierigkeiten und Probleme anregen und damit Bildungsperspektiven für die Menschen schaffen kann.

Quelle: China Internet Information Center (CIIC), german.china.org.cn, 22.01.2017