EU-Mitgliedstaaten machen Fortschritte bei Berufsbildungsreformen

Die Reform der Systeme der beruflichen Bildung im freiwilligen europäischen Rahmen für die Zusammenarbeit in der Berufsbildung, auch als Kopenhagen-Prozess bekannt, hat die Berufsbildung in Europa vorangebracht. Der Nutzen der Veränderungen ist jedoch noch nicht in vollem Umfang bei den Menschen und den Unternehmen angekommen.

Seit 2010 haben alle Länder auf der Grundlage der gemeinsamen Ziele des Brügge-Kommuniqués ihre Berufsbildungssysteme reformiert. Auch Länder mit gut verankerten Berufsbildungssystemen wie Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Malta, Österreich, Finnland und das Vereinigte Königreich haben seit 2010 ihre bestehenden Angebote angepasst und neue eingeführt. Andere Länder, zum Beispiel Bulgarien, Estland, Griechenland, Kroatien, Portugal, Polen und Rumänien, haben ihre Systeme verbessert und aufgeholt.

Einem neuen Bericht des Cedefop (European Centre for the Development of Vocational Training) zufolge sind die wichtigsten Veränderungen in der Berufsbildung, die die europäischen Länder seit 2010 erreicht haben, System-Verbesserungen, vor allem gesetzliche oder politische Änderungen zur Anpassung vorhandener oder zur Einführung neuer Programme, Angebote und Qualifikationen. Ebenfalls weit oben auf der Agenda vieler Länder steht die Verbesserung der Qualität und der Attraktivität der Berufsbildung.

Durch die Reformen der Länder zeigte sich das wiedererwachte Interesse an der Lehrlingsausbildung und anderen Formen des arbeitsplatzbasierten Lernens. Die nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), ursprünglich als Weg zur Unterstützung der Mobilität konzipiert, um das Verständnis und den Vergleich von Qualifikationen aus anderen Ländern zu erleichtern, sind zu einem Katalysator für die Verbesserung des Zugangs zu Bildung und Ausbildung und zur Individualisierung von Bildungs- und Ausbildungswegen quer durch verschiedene Bildungssektoren, einschließlich der Hochschulbildung, geworden.

Die Systeme zur Validierung nicht formalen und informellen Lernens werden allmählich verbessert. Das Ziel, durch Berufsbildungsmaßnahmen Geringqualifizierte und gefährdete Gruppen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wird stärker betont.

Unterstützt durch diese Veränderungen ist die Europäische Union (EU) auf dem besten Weg, ihr Ziel, die durchschnittliche Quote der frühen Schulabgänger bis zum Jahr 2020 auf zehn Prozent oder darunter zu senken, zu erreichen, und die Berufsbildungsteilnahme der Geringqualifizierten und anderer gefährdeter Gruppen entwickelt sich positiv.

Allerdings hat sich die Beteiligung von Erwachsenen am lebenslangen Lernen nicht so gut entwickelt wie erhofft. Die meisten Länder müssen das Ziel der EU einer Teilnahmequote Erwachsener am lebenslangen Lernen von 15 Prozent bis zum Jahr 2020 erst noch erreichen.

Sorgen macht nach wie vor die Finanzierung der Berufsbildung. Dazu ist eine engere Zusammenarbeit der Arbeitgeber und der Sozialpartner mit den Bildungsbehörden erforderlich. Nach wie vor ist eine Verbesserung der Grundfertigkeiten notwendig, und die Lehrkräfte und Ausbilder selbst benötigen mehr Weiterbildungsmöglichkeiten.

Die Anpassung an den Arbeitsmarktbedarf erfordert flexible Bildungs- und Berufsbildungsangebote, die verschiedene Arten und Stufen des lebenslangen Lernens kombinieren. Dies wurde noch längst nicht für alle verwirklicht. Die Berufsbildung hat sich durch die europäische Zusammenarbeit zwar verbessert, aber wir können noch viel voneinander lernen.

Kurzbericht des Cedefop

Auf der Internetseite "Stronger vocational education and training for better lives" stellt Cedefop den deutschsprachigen Kurzbericht "Bessere Berufsbildung für ein besseres Leben" zur Verfügung.

Quelle: Cedefop - European Centre for the Development of Vocational Training, Pressemitteilung 31.03.2015