Vietnams Konjunktur zieht an

Die Deutsche Bank prognostiziert für Vietnam ein reales Wachstum von 6,2 Prozent in 2015. Konsum, Investitionen und Einfuhren beschleunigen das Tempo. Ausländische Fabriken benötigen bessere lokale Zulieferer und Fachkräfte, damit nicht nur "verlängerte Werkbänke" entstehen.

Vietnams reale Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) legt weiter zu. Nach gemeldeten 5,6 Prozent in den ersten neun Monaten 2014 prognostizieren Konjunkturanalysten mittelfristig Raten von ungefähr 6 Prozent. Ein noch höheres Wachstumstempo wäre aufgrund des hohen Nachholbedarfs und des Entwicklungsstandes - das vietnamesische BIP pro Kopf liegt bei ungefähr 2.000 US-Dollar - durchaus erreichbar.

Kleinere und mittelgroße Unternehmen leiden aber unter schwierigen Rahmenbedingungen. Insbesondere für private Unternehmen sind diese verbesserungswürdig ("Ease of Doing Business Ranking" Platz 78 von 189 Ländern).

Die Verfassung räumt Staatsunternehmen eine privilegierte Stellung ein. Diese arbeiten trotz Subventionen und Vorzugsbehandlungen oft ineffizient. Ihre verlustreichen Vorhaben belasten die Bilanzen von Geschäftsbanken, die bei Kreditvergaben vorsichtiger geworden sind. Die Zentralbank möchte zum Jahresende 2014 das Kreditwachstum aber noch ankurbeln, das in der ersten Jahreshälfte magere 3,5 Prozent betrug.

Die Konjunkturpolitik kann 2014 immerhin Erfolge vorweisen. So wurde die Inflation eingedämmt; erwartet wird eine Rate von 4,5 Prozent. Die Devisenreserven steigen und wiesen im Oktober ein Niveau von circa 37 Milliarden Dollar aus. Der fixe Wechselkurs zum US-Dollar bleibt stabil und die Handelsbilanz im Überschuss. Der Exportmotor läuft rund. Auch die Aktienindizes in Ho-Chi-Minh-City und Hanoi haben 2014 kräftig zugelegt.

 

Vietnam zieht mehr FDI an

 

Die Deutsche Bank Research erwartet 2014 eine Zunahme der Bruttoanlageinvestitionen von 6,7 Prozent und prognostiziert für 2015 sogar 7,5 Prozent. Auch deutsche Unternehmen berichten von steigenden Auftragseingängen im Ausrüstungsgeschäft. Der Geschäftsklimaindex unter europäischen Firmen, den die Eurocham abfragt, kletterte im September 2014 auf den höchsten Wert seit 2011.

Ausländische Investoren bezeichnen die niedrigen Löhne und Gehälter als wichtigsten Standortvorteil und verlagern arbeitsintensive Fertigungen und Dienstleistungen aus der Volksrepublik China nach Vietnam. Nach Angaben des Ministeriums für Planung und Investitionen flossen von Januar bis Oktober 2014 "Foreign Direct Investments (FDI)" im Wert von circa 10,2 Milliarden Dollar (plus 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum).

Wichtigste Herkunftsländer der seit 1988 zugelassenen FDI-Projekte sind Japan, Korea (Republik) und Singapur. Deutschland liegt etwas abgeschlagen auf Rang 22 mit insgesamt 238 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 1,3 Milliarden Dollar.

Im Vergleich zu den FDI fallen die öffentlichen Investitionen zurück, weil der Staat 2014 weniger Steuereinnahmen als geplant erzielt. Internationale Entwicklungsgelder, die in den Aufbau der sozialen und technischen Infrastruktur fließen, können einige Lücken schließen.

Beim Handel mit China fährt Vietnam ein immenses Defizit ein, das für 2014 auf rund 25 Milliarden Dollar taxiert wird. Chinesische Firmen liefern die meisten chemischen Erzeugnisse sowie Maschinenbauprodukte und liegen auch bei der Lieferung von kompletten Kraftfahrzeugen inzwischen an erster Stelle.

Die deutschen Exporte nach Vietnam wuchsen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Zeitraum Januar bis Juli 2014 gegenüber der Vorjahresperiode um 7,3 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Deutschland lieferte nach vietnamesischer Statistik 9,5 Prozent der importierten Pharmazeutika, der Importanteil bei Kraftfahrzeugen wie auch bei Maschinenbauerzeugnissen beträgt jeweils 5,4 Prozent.

 

Hinweis

 

Dieser Artikel ist stark gekürzt. Die Vollversion der "Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2014/15 - Vietnam" mit Informationen zum Konsum sowie einzelnen Branchen ist nach einer kurzen Registrierung bei Germany Trade & Invest kostenfrei abrufbar.


Quelle: Germany Trade & Invest - GTAI, Die GTAI Online-News, 08.12.2014