Die deutsche Wirtschaft lebt vom Export

Jeder zweite in Deutschland erwirtschaftete Euro wird durch Auslandsgeschäfte verdient. Zudem schafft die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen immer mehr Arbeitsplätze und sichert damit den Standort Deutschland. Germany Trade & Invest befasst sich in dem Artikel auch mit der "Ausbildung als Exportschlager".

Die deutschen Exporte sind ein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Jeder zweite in Deutschland erwirtschaftete Euro wird durch Auslandsgeschäfte verdient, zudem schafft die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen immer mehr Arbeitsplätze und sichert damit den Standort Deutschland. In die international teilweise harsche Kritik an den deutschen Exportüberschüssen mischen sich inzwischen auch namhafte Befürworter, so etwa der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

Die deutsche Wirtschaft wird immer globaler. So steuerten die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen 2013 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (DeStatis) über 50 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, oder anders ausgedrückt wird inzwischen jeder zweite in Deutschland erwirtschaftete Euro durch Exportaktivitäten verdient. Interessant ist dabei vor allem die Dynamik der Entwicklung, denn die Exportquote hat sich seit 1991 von 25,7 Prozent auf inzwischen 50,6 Prozent nahezu verdoppelt.

Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung ist auch der Importanteil am deutschen BIP stetig gewachsen. 2013 erreichte er 44,3 Prozent, nach erst 26,1 Prozent im Jahr 1991. Und gemäß einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) wird auch das Ausland als Investitionsstandort für die deutsche Industrie noch attraktiver, denn fast jeder zweite Betrieb (45 Prozent) der 2.500 befragten Unternehmen möchte 2014 erneut im Ausland investieren.

Im Laufe des Jahres 2013 waren in Deutschland fast 800.000 Unternehmen im Außenhandel tätig. Wie Destatis Ende Juli 2014 mitteilte, importierten rund 685.000 Unternehmen Waren aus anderen Ländern, während knapp 340.000 Unternehmen Export betrieben. Einen wesentlichen Anteil am deutschen Außenhandel hatten 10.700 Unternehmen mit Sitz im Ausland.

Nach weiteren Erhebungen des Statistischen Bundesamtes hängt derzeit jeder vierte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab (1995: 15 Prozent). In der Industrie war es sogar jeder zweite (55 Prozent); im Dienstleistungsbereich dagegen nur jeder sechste (15 Prozent).

 

Etwa 100.000 "ausfuhraktive" Unternehmen - viele KMU exportieren nur sporadisch

 

Detaillierte Analysen von Destatis und des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) ergaben, dass 2011 (letzte verfügbare Angaben) nur 103.000 Exportunternehmen Umsätze über 2 Millionen Euro pro Jahr erzielten. Über 250.000 Unternehmen waren kleinere KMU (Umsatz unter 2 Millionen Euro), deren Ausfuhrquoten gemessen am Umsatz höchstens 5 Prozent erreichten und die vielfach unregelmäßig exportierten. Die Kleinst- und Kleinunternehmen exportierten im Durchschnitt in zwei bis sechs Länder, meist in der Europäischen Union (EU) oder Europa, aber das Interesse an außereuropäischen Regionen wächst.

Volkswirtschaftlich bedeutend sind nach den Analysen von Destatis und IfM die Exporte der Großunternehmen. Diese sind zu 96 Prozent ausfuhraktiv, zudem erreichten sie 2011 einen Anteil am deutschen Export von 88 Prozent.

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Selbst deutsche Ausbildung ist Exportschlager

 

Erfolgreich wie nie zuvor ist derzeit der Export von deutschen Bildungsdienstleistungen ins Ausland.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von iMOVE, einer vom Bundesbildungsministerium geförderten Vermarktungsinitiative, die deutschen Bildungsanbietern den Weg ins Ausland ebnen soll.

Die Exporterlöse der in der Studie befragten 100 Unternehmen beliefen sich 2013 auf 550 Millionen Euro und machten damit rund ein Fünftel ihres Gesamtumsatzes aus.

Eine Reihe europäischer wie auch asiatischer Märkte, mit China und Indien an der Spitze, stehen im Fokus deutscher Bildungsanbieter. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Exportmärkte weiter zu. Der in vielen Ländern vorherrschende Fachkräftemangel eröffnet deutschen Bildungsanbietern auch langfristig beste Perspektiven für ein erfolgreiches Auslandsgeschäft.

 

Drang deutscher Unternehmen ins Ausland ungebrochen

 

Gemäß einer vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Ende März 2014 vorgelegten Umfrage "Auslandsinvestitionen in der Industrie" wird das Ausland als Investitionsstandort für die deutsche Industrie noch attraktiver.

Insgesamt will der Umfrage unter 2.500 Unternehmen zufolge 2014 erneut fast jeder zweite Betrieb (45 Prozent) im Ausland investieren. Als Zielregion setzen die Unternehmen weiterhin auf wachstumsstarke Regionen rund um den Globus sowie - nach der einsetzenden Erholung in der Euro-Zone - verstärkt auch auf die EU-15.

Zum ersten Mal seit elf Jahren spielt für die deutsche Industrie das Kostenargument bei Investitionen im Ausland wieder eine stärkere Rolle. Gaben die Kosten 2013 noch für 20 Prozent der Betriebe den Ausschlag, sind es nun 21 Prozent.

Immer mehr Industriebetriebe wollen mit ihrem Auslandsengagement auch ihren Energie- und Rohstoffbezug diversifizieren und kostengünstiger gestalten (Anstieg um drei Punkte auf 12 Prozent).

Mehr Unternehmen treffen ihre Investitionsentscheidung für das Ausland auch, um Handelshemmnisse beim Export zu umgehen (Anstieg von 22 auf 26 Prozent). Ebenso steigt der Anteil der Unternehmen, die sich durch den Aufbau von Auslandsproduktion gegen Wechselkursrisiken absichern wollen oder die auf ein besseres Fachkräfteangebot im Ausland setzen.

 

Mehr Beschäftige in Deutschland durch Auslandsengagement

 

Wie der DIHK weiter betont, geht der starke Internationalisierungskurs der deutschen Industrie nicht auf Kosten heimischer Investitionen oder Beschäftigung. Ganz im Gegenteil: Unternehmen, die sich im Ausland engagieren, weisen deutlich höhere Beschäftigungspläne auf als die Gesamtindustrie. Die Unternehmen wagen den Schritt ins Ausland hauptsächlich, um Produktionsstätten vor Ort auf- und auszubauen sowie um Vertrieb und Kundendienst zu etablieren oder zu festigen. Fast 80 Prozent der Industrieunternehmen planen aus diesen Gründen Investitionen im Ausland.

Vielfach sind es gerade mittelständische Betriebe, die - durch Neuengagements im Ausland beflügelt - Personal im Inland einstellen und damit nachhaltig dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum in Deutschland zu sichern. Zwar finden diese Maßnahmen in den Medien häufig weniger Beachtung als etwa Großinvestitionen auf der grünen Wiese, doch sind sie zusammen genommen von immenser Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung.

Aber nicht nur das Engagement deutscher Unternehmen im Ausland wächst. Auch umgekehrt steigt das Interesse ausländischer Unternehmen am Standort Deutschland und schafft hier durch Investitionen Arbeitsplätze.

Nach Erkenntnissen von Germany Trade & Invest sind neben den USA vor allem asiatische Schwellenländer wie die Volksrepublik China und europäische Nachbarstaaten auf dem Sprung nach Deutschland. Die große Anzahl der Unternehmen investiert in "Germany", um langfristig zu bleiben.

Vielfach wird über Firmenzentralen in Deutschland auch der Vertrieb im größten Binnenmarkt der Welt, der EU, organisiert. Dabei hilft vor allem das hoch geschätzte Label "Made in Germany".


Quelle: Germany Trade & Invest - GTAI, 08.10.2014