Japan: Geteilter Arbeitsmarkt bremst Aufschwung und Löhne

Japans Arbeitsmarkt wird zum Problem: Die Löhne und Gehälter in Japan stiegen im Juli 2014 so kräftig wie zuletzt vor 17 Jahren, nämlich um 2,6 Prozent. Das könnte damit zusammenhängen, dass Japan nahezu Vollbeschäftigung erlebt. Aber die Preise stiegen im gleichen Monat um 3,3 Prozent. Damit die Löhne schneller steigen, müsste die Regierung den Arbeitsmarkt reformieren.

 

Festangestellte versus Zeitarbeiter

 

Das Problem: Der japanische Arbeitsmarkt ist zweigeteilt: Fast 40 Prozent aller Beschäftigten arbeiten als Zeit- und Leiharbeiter und werden häufig stundenweise bezahlt. Auch ihre Einkommen sind im Schnitt deutlich niedriger, selbst wenn sie die gleiche Arbeit wie die Festangestellten machen.

Die Angehörigen dieses Prekariats fühlen sich sozial nicht abgesichert genug, um eine Familie zu gründen. Dafür reichen auch ihre Einkommen nicht aus. Der zweigeteilte Arbeitsmarkt trägt daher mit dazu bei, dass es nicht genug Babys in Japan gibt.

 

Festangestellte Baby-Boomer

 

Derzeit gehen gerade die Babyboomer-Jahrgänge – in Japan sind das vor allem die Jahrgänge 1947-1949 – in Rente. Ersetzt werden sie häufig durch billige Zeitarbeiter. Zugleich wächst die Zahl der Beschäftigten landesweit. Pro Kopf gerechnet schrumpft dadurch die Lohnsumme.

Die Regierung müsste mutig an einigen Stellschrauben drehen, damit sich diese Zustände ändern. Eine Möglichkeit wäre, den Abstand zwischen den privilegierten und nicht privilegierten Arbeitnehmern zu verringern.

 

Flexibler Arbeitsmarkt

 

Man könnte die Bedingungen für Teil- und Zeitarbeit einzuschränken, so wie es die Große Koalition in Deutschland gemacht hat. Oder ihnen mehr soziale Sicherheit geben. Etwa mit höherem Mindestlohn und einer verpflichtenden Sozialversicherung. Zugleich müsste der Status der Festangestellten aufgeweicht werden. Der Wechsel zwischen diesen Teilen des Arbeitsmarktes müsste leichter werden.

Zweitens könnten Gastarbeiter helfen, die Jobs zu füllen, die Japaner nicht mehr machen würden. Damit würden gleichzeitig neue Jobs geschaffen. So mussten diesen Sommer Hunderte von Fast-Food-Restaurants aus Mangel an Arbeitskräften schließen. Würden sie mit Hilfe von Gastarbeitern weiter betrieben, würde das auch Jobs für Japaner schaffen.

Drittens sollte der Staat die Förderung von Hausfrauen aufgeben. Derzeit sind die Einkommen von verheirateten Frauen bis zu einer Summe von rund 1 Million Yen (7.200 Euro) steuerfrei. Das führt dazu, dass viele Frauen weniger arbeiten als sie könnten, nur um in den Genuss der Steuerfreiheit zu kommen.


Quelle: Japanmarkt Online, japanmarkt.de, 12.09.2014