Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union

Die EU-Staaten und die Europäische Kommission arbeiten mit Hochdruck daran, die 2013 beschlossene "Jugendgarantie", wonach jeder junge Mensch in der Europäischen Union (EU) spätestens nach vier Monaten ohne Beschäftigung einen Job, eine Aus- oder Fortbildung oder ein Praktikum angeboten bekommt, zu verwirklichen.

Alle Staaten hätten inzwischen Pläne dafür vorgelegt, sagte EU-Arbeits- und Sozialkommissar Laszlo Andor bei einer Debatte über das Thema im Europäischen Parlament.

Mit 16 Staaten – darunter auch Deutschland – sind außerdem inzwischen Partnerschaftsvereinbarungen über den Einsatz der EU-Strukturfondsmittel bis 2020 geschlossen. Darin ist festgelegt, wie das Geld ausgegeben werden soll, etwa aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), in dem jährlich 10 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, und der laut Kommission das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist.

Die Umsetzung der Jugendgarantie sei eine Top-Priorität in den Partnerschaftsvereinbarungen. Zur Finanzierung werden die Mitgliedstaaten in diesem und im nächsten Jahr neben 4 Milliarden Euro aus dem ESF auch die gesamten 6,4 Milliarden Euro der EU-Jugendbeschäftigungsinitiative nutzen, berichtete Andor. Diese ist für 20 Staaten mit Regionen reserviert, in denen die Jugendarbeitslosigkeit über 25 Prozent liegt.

Deutschland gehört nicht dazu, erhält aber ESF-Mittel. "Die Umsetzung der Jugendgarantie ist auf Kurs und zeigt schon Wirkung", sagte Andor. "Verglichen mit anderen Strukturreformen in Europa wird die Jugendgarantie möglicherweise am schnellsten umgesetzt." Das ist wichtig, denn das Problem ist riesig.

Zwar sei die Jugendarbeitslosigkeit im vergangenen Jahr gesunken, sie sei mit über fünf Millionen arbeitslosen jungen Menschen aber immer noch viel zu hoch, so Andor. In dieser Lage sei die Jugendgarantie "eine Art Sicherheitsnetz", sagte er. Die Mitgliedstaaten könnten damit etwa den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern, damit junge Leute die für die weitere Karriere so wichtigen ersten Berufserfahrungen sammeln können und nicht durch längere Arbeitslosigkeit Hoffnung und Motivation verlieren.

Die "Erfolgsmodelle" Österreich und Finnland zeigen, was die Jugendgarantie leisten kann. In Finnland ist die Jugendarbeitslosigkeit gesunken, 83,5 Prozent der über die Jugendgarantie Betreuten konnte innerhalb von drei Monaten ein Job, eine Aus- oder Weiterbildung oder ein Praktikum vermittelt werden.

 

Pilotprojekte machen Mut

 

Mut machen auch erfolgreiche Pilotprojekte zur Jugendgarantie in mehreren Ländern. Im irischen Ballymun etwa wurden 316 junge Arbeitssuchende von regionalen Vermittlern unter ihre Fittiche genommen. Nach vier Monaten hatten 63 Probearbeitsplatz und 89 einen Aus- oder Fortbildungsplatz.

Im litauischen Vilnius konnten 270 Projektteilnehmer zwei Wochen lang zur Probe in individuell für sie ausgesuchten Betrieben arbeiten. 70 davon wurden direkt danach eingestellt.

In solche Projekte zu investieren, lohnt sich nach Ansicht der EU-Kommission auf jeden Fall. Denn die Kosten des Nichtstuns wären viel höher. In einer Studie von Eurofound werden allein die wirtschaftlichen Verluste durch Millionen arbeitsloser Jugendlicher in der EU für 2011 auf über 150 Milliarden Euro beziffert. Dazu kommen noch die langfristigen sozialen Folgen der Massenarbeitslosigkeit für die Gesellschaft und für die einzelnen Betroffenen.

Die EU kann bei der Umsetzung der Jugendgarantie nicht nur mit Geld helfen, auch der Erfahrungsaustausch über die erfolgreichsten Programme kann wertvoll sein. "Warum soll ein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland in anderen Ländern nicht funktionieren?", fragte etwa Herbert Reul, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament.


Quelle: EU-Nachrichten der Europäischen Kommission, Vertretung in Deutschland, 25.09.2014