Südafrika: "Den Fachkräftemangel bewältigen"

Das Bundesinstitut für Berufsbildung unterstützt Südafrika beim Aufbau eines Berufsbildungsinstituts.

Deutschland.de: Frau Verfürth, seit 2013 unterstützt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Südafrika beim Aufbau eines Berufsbildungsinstituts. Worin liegen die Schwächen des Bildungssystems?

Verfürth: Unsere südafrikanischen Partner benannten etwa die fehlende Verzahnung von theoretischen und praktischen Aus- und Weiterbildungselementen als zentrale Herausforderung.

Südafrikanische Unternehmen sehen zudem oft keinen Mehrwert in der Ausbildung von Fachkräften, sondern eher eine finanzielle und personelle Belastung.

Als weitere Herausforderungen wurden unter anderem die mangelhafte Qualifikation der Ausbilder und die unstrukturierte und schlechte Qualitätssicherung genannt.

Deutschland.de: Können Sie das deutsche duale Modell in Südafrika einfach adaptieren?

Verfürth: Ein vollständiger Systemtransfer steht aufgrund anderer lokaler Bedingungen außer Frage. Wir beraten unsere Partner zu Elementen des deutschen dualen Systems, die an die lokalen Voraussetzungen angepasst werden müssen.
Bis 2015 befindet sich das südafrikanische Berufsbildungsinstitut noch im Aufbau.

Deutschland.de: Worin besteht aktuell Ihre Arbeit?

Verfürth: Wir fördern den Expertenaustausch weiter. Dieser umfasst nicht nur den Empfang von Delegationen oder etwa den Austausch von Studien und Konzepten, sondern auch den Besuch von Gastwissenschaftlern im BIBB, die hier unter anderem ein eigenes Forschungsprojekt verfolgen können und als Multiplikatoren mit den gewonnenen Erkenntnissen in ihre Institution zurückkehren.

Außerdem unterstützen wir das Partnerministerium in der Konzeption des südafrikanischen Berufsbildungsinstituts.

Deutschland.de: In Südafrika sind einige deutsche Konzerne aktiv – welche Rolle spielen diese für die Etablierung des dualen Modells?

Verfürth: Zum Teil haben sie eigene Insellösungen geschaffen, etwa in Form von Ausbildungsprogrammen. Dabei kooperieren sie oft mit einer Einrichtung, die den theoretischen Part der Ausbildung abdeckt. Diese Insellösungen sind meist bei großen Konzernen zu finden.

Für kleine und mittelständische Firmen wäre ein Clusteransatz möglich, aber solche Zusammenschlüsse existieren bislang kaum.

Deutschland.de: Inwiefern profitiert Deutschland von Ihrer Arbeit in Südafrika?

Verfürth: Wenn deutsche Unternehmen vor Ort ihren Fachkräftemangel bewältigen, indem sie gut qualifizierte Mitarbeiter einstellen oder selber ausbilden können, steigert dies natürlich auch die Produktivität. Dies wiederum kann zu weiteren Investitionen führen, die beiden Seiten nutzen.

Quelle: Deutschland.de, 13.08.2014