Die Länder des Golfkooperationsrats (GCC) arbeiten an der Diversifizierung ihrer Wirtschaft, um adäquate Arbeitsplätze für die junge Generation bieten zu können. Die Entwicklungsstrategien sehen den Ausbau des verarbeitenden Gewerbes, möglichst im Bereich von Hochtechnologiebranchen, aber auch die verstärkte Ansiedelung hochwertiger Dienstleistungssektoren vor. Diese Ziele sind ohne ein entsprechendes Bildungssystem nicht erreichbar. Deutschland gilt vor allem im technischen Bereich als wichtiger Partner.
In der Entwicklungsplanung aller sechs Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrats (GCC) genießen der weitere Ausbau beziehungsweise die Modernisierung und Reformierung des Bildungs- und Forschungssektors hohe Priorität, allerdings ist die Umsetzung in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich. Der Bildungssektor steht in der GCC-Region allein schon aufgrund der wachsenden Schüler- und Studentenzahlen unter Druck.
Dabei zeigt der "Global Competitiveness Report 2013-2014" des World Economic Forum (WEF) große Differenzen innerhalb der Region. Auch wenn die Ergebnisse des WEF-Reports hinsichtlich Datenerhebung und Methodik nicht unumstritten sind, bietet das Ranking eine Orientierung.
In der Kategorie "Sekundar-/Hochschulbildung und Training" hält Katar im GCC-Vergleich mit der Position 29 (148 Länder sind erfasst) die Spitzenposition, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE; 35), Saudi-Arabien (48), Bahrain (53), Oman (57) und Kuwait (84). In der Kategorie "Innovation" erreicht Katar den 16. Rang und liegt damit weit vor den anderen GCC-Ländern: VAE (28), Saudi-Arabien (30), Oman (45), Bahrain (73) und Kuwait (118).
Einheimische für Privatwirtschaft qualifizieren
Eine besondere Herausforderung ist die Qualifizierung der jungen einheimischen Bevölkerung für den Bedarf der Privatwirtschaft. Bislang wird der größte Teil der "Locals" mit Stellen im öffentlichen Sektor versorgt.
Die Privatwirtschaft ist zu über 90 Prozent, in Katar sogar zu 99 Prozent, auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Dies wollen die Regierungen der GCC-Länder ändern, denn eine weitere Aufblähung der Beschäftigung im öffentlichen Sektor soll vermieden werden. Mit Ausnahme von Katar, Kuwait und Abu Dhabi wäre eine Ausweitung öffentlicher Beschäftigung mittel- und langfristig auch kaum finanzierbar.
Deutsche Expertise ist besonders in den Bereichen Naturwissenschaften und Ingenieurwesen sowie beruflicher Aus- und Fortbildung (duales System) gefragt.
Die in den GCC-Ländern aktiven deutschen Firmen verstärken ihre Aus- und Fortbildungsanstrengungen. Auch die deutschen Auslandshandelskammern in den VAE und Saudi-Arabien wollen ihre Aktivitäten für Aus- und Fortbildung forcieren.
In Saudi-Arabien und Oman stehen Hochschulen unter deutscher Leitung. Deutsche Schulen gibt es in Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Jeddah, Riad und Doha.
Gemäß der Projektdatenbank des Middle East Economic Digest (MEED Projects) befinden sich in der GCC-Region gegenwärtig über 200 Schul- und Hochschulprojekte im Wert von 11,3 Milliarden US-Dollar im Bau.
Es führt Saudi-Arabien mit 5,2 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Kuwait (2,7 Milliarden US-Dollar), Katar (1,7 Milliarden US-Dollar), den VAE (1,6 Milliarden US-Dollar), Oman (0,2 Milliarden US-Dollar) und Bahrain (0,03 Milliarden US-Dollar).
MEED Projects listet über 130 Schul- und Hochschulprojekte für 7,9 Milliarden US-Dollar, die noch in der Planungsphase sind und im Zeitraum 2015 bis 2020 fertiggestellt werden sollen. Auf Saudi-Arabien entfallen 3,7 Milliarden US-Dollar, für Kuwait werden Vorhaben in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar aufgeführt, für Katar 1,1 Milliarden US-Dollar, für die VAE 0,5 Milliarden US-Dollar, für Oman 0,4 Milliarden US-Dollar und für Bahrain 0,08 Milliarden US-Dollar.