China-Meldungen: Wanderarbeiter, Abwanderung, Greencard

Chinesische junge Wanderarbeiter bevorzugen Fließbandarbeit - Anwerbung ausländischer Talente soll Abwanderung von Top-Studenten ausgleichen - China wird Einschränkungen bei Greencard lockern. Mit diesen Themen befassen sich drei aktuelle Artikel des China Internet Information Center.

05.06.2014

 

Anwerbung ausländischer Talente soll Abwanderung von Top-Studenten ausgleichen

 

Um der anhaltenden Abwanderung von chinesischen Fachkräften zu begegnen, bemüht sich China verstärkt darum, Talente aus der ganzen Welt anzuwerben. Allerdings sollen auch heimische Fachkräfte besser gefördert werden.

China arbeitet energisch daran, sich in einen Magnet für talentierte Menschen aus aller Welt zu verwandeln.

Ein offizieller Bericht offenbarte, dass 2013 ungefähr 364.000 chinesische Auslandsstudenten nach ihrem Studienabschluss nach China zurückgekehrt sind – ein Anstieg um 29,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

In ungefähr fünf Jahren, so wird geschätzt, wird China einen Wendepunkt in Bezug auf Talentfluss erleben - von einem regelmäßigen Exodus von Studenten zu einem Zustrom von Absolventen.

So wie Modernisierung und Informatisierung voranschreiten, wurde die Macht der Begabung ein Hauptfaktor in Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie und der gesamten nationalen Stärke. Chinas Entwicklungsmuster verlässt sich nun weniger auf Kapitalinvestitionen und Exporte und mehr auf Innovation. Und Innovation benötigt einen gut gefüllten Fundus von Talenten.

Seit dem Start des Rekrutierungsprogramms für weltweite Experten vor sechs Jahren, auch als "Tausend Talente"-Programm bekannt, sind insgesamt 4.180 ausländische Fachleute in mannigfaltigen Bereichen nach China gekommen.

China verfügt über einzigartige Vorteile bei der Gewinnung von Talenten. Rasche Entwicklung bietet immer erhebliche Chancen für geeignete Leute. China hat Gutgläubigkeit für ausländische Talente gezeigt und bietet günstige Bedingungen in Bezug auf Gesundheitsversorgung, Versicherungen, Unterkunft und Steuern für Menschen an, die bei der Entwicklung des Landes helfen können, aber da sich die weltweite Jagd nach Talenten verschärft, haben entwickelte Länder immer noch ihre Reize.

Die Abwanderung von qualifizierten Fachkräften aus China ins Ausland ist noch erheblich; mehr als 80 Prozent der chinesischen Top-Wissenschaftler und -Ingenieure sind nicht in China.

Das Land braucht eine deutlich bessere Politik in dieser Hinsicht. Neben der Gewinnung von Talenten aus dem Ausland sollte gleichermaßen, wenn nicht sogar verstärkt, Wert auf die Förderung inländischer Fachkompetenz gelegt werden.

China erwäge auch die Lockerung seiner "Green Card"-Politik durch die Senkung der Antrags- und Genehmigungsschwelle, hieß es aus der Organisationsabteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPC).

Im Rahmen des im Jahr 2004 ins Leben gerufenen Systems können sich die ausländischen Familienmitglieder von chinesischen Staatsangehörigen, die als Elitetalent gearbeitet oder große Investitionen (mindestens 500.000 US-Dollar) getätigt haben, unter anderem um die Karte für ständigen Aufenthalt bewerben.

Fast 5.000 Ausländern wurde die chinesische "Green Card", laut Medienberichten, bis 2012 gewährt.

04.06.2014

 

China wird Einschränkungen bei Greencard lockern

 

Zurzeit arbeiten die chinesischen Behörden daran, die Vorschriften zur Überprüfung und Genehmigung bei der Greencard zu ändern und die Einschränkungen dafür zu lockern. Flexiblere und pragmatischere Bedingungen werden erarbeitet, damit mehr ausländische Fachkräfte angelockt werden können.

Um sich den Bedürfnissen der Öffnung nach außen und des modernen Aufbaus anzupassen, hat China im August 2004 die "Vorschriften zur Überprüfung und Genehmigung der unbeschränkten Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen für Ausländer in China" in Kraft gesetzt, womit das Greencard-System Chinas gemeint ist.

Laut den Vorschriften darf folgenden Gruppen von Ausländern eine Greencard gewährt werden:

 

  1. Hoch qualifizierte Ausländer, die in China tätig sind,
  2. Ausländer, die in China relativ hohe Direktinvestitionen getätigt haben,
  3. Ausländer, die große Beiträge für China geleistet haben oder von China dringend gebraucht werden,
  4. Ausländische Ehegatten, minderjährige Kinder oder Eltern, die nach China kommen, damit Familieneinheiten hergestellt oder aufrechterhalten werden können.

 

Laut einer Statistik haben seit der Einführung des Greencard-Systems bis zum 23. Mai 2014 1306 hoch qualifizierte Arbeitskräfte sowie ihre Familienangehörigen, die den Anforderungen des Planes zur Einführung hoch qualifizierter, ausländischer Fachkräfte ("Plan der 1.000 Personen") gerecht werden oder von Ministerien, Kommissionen oder Provinzregierungen vorgeschlagen wurden, eine chinesische Greencard erhalten.

Während sich die Chinesen die Köpfe zerbrechen, wie sie eine amerikanische Greencard bekommen können, wissen nur wenige Leute etwas vom chinesischen Greencard-System. "Sind Bill Gates und Warren Buffett gut genug, wenn Sie sich in China niederlassen wollen? Das geht nicht, weil sie keine notwendigen Arbeitserfahrungen haben!"

Diese Worte, die im Internet kursieren, sind eigentlich kein Witz. Die chinesische Greencard wird ironischerweise als jene Greencard bezeichnet, die weltweit am schwierigsten zu bekommen ist.

Christophe Hisquin, der aus Frankreich stammt und zehn Jahre in Shanghai gelebt hat, hat keinen einzigen ausländischen Freund, der eine chinesische Greencard bekommen hat. "Weil sie nicht die Chefs eines weltweiten Top-500-Unternehmens sind und keine Investitionen in China getätigt haben."

Laut den Vorschriften darf das eingetragene Kapital eines ausländischen Investitionsimmigranten mindestens 500.000 US-Dollar (367.550 Euro) nicht unterschreiten. Überdies müssen sie zumindest fortlaufend drei Jahre Steuern bezahlt haben. Diese Bedingungen sind anscheinend nicht sehr attraktiv für Ausländer. Zwar hat Hisquin mehrere Jahre fortlaufend in China Steuern bezahlt und spricht fließend Chinesisch, aber er hat festgestellt, dass er maximal als Ausländer mit besonderen Beiträgen eine Greencard beantragen kann.

Ein Drittel der Greencard-Inhaber gehört dieser Kategorie an. "Die Definition des besonderen Beitrags ist sehr schwammig. Niemand kann mir sagen, wie man es abgrenzen soll. Ich kann nur die chinesischen Institutionen und Firmen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, bitten, schriftliche Unterlagen auszustellen, um meinen Beitrag in diesem Land zu beweisen."

Nicht wenige Experten glauben, dass sich China in Anbetracht seiner jetzigen Entwicklungsphase mehr um die Anlockung ausländischer, technischer Zuwanderer bemühen und die Einschränkungen für diese Menschen lockern solle.

Vor dem Hintergrund, dass eine große Menge ausgezeichneter Fachkräfte und humaner Ressourcen verloren geht, muss China nicht nur die eigenen Fachkräfte behalten, sondern auch die eigene Tür für gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland öffnen.

14.05.2014

 

Chinesische junge Wanderarbeiter bevorzugen Fließbandarbeit

 

Im Gegensatz zu ihren Vorgängern arbeitet die junge Generation der chinesischen Wanderarbeiter lieber in der Produktion als in der Bauindustrie.

Einer 2013 vom chinesischen Statistikamt durchgeführten Studie über Wanderarbeiter zufolge stieg die Zahl der Wanderarbeiter in China Ende 2013 mit 2,4 Prozent auf 269 Millionen. 46,6 Prozent von ihnen wurden nach 1980 geboren.

Etwa 39 Prozent der jüngeren Wanderarbeiter sind im verarbeitenden Gewerbe tätig, während es bei den älteren nur 26,5 Prozent sind.

Nur 14,5 Prozent der jungen Wanderarbeiter arbeiten in der Bauindustrie, bei ihren älteren Kollegen sind es doppelt so viele.

"Es ist schwierig heutzutage, junge Leute zu finden, die als Tischler oder Maurer arbeiten möchten", sagt Mu Qunshan, Projektmanager bei Wuxi Jadeite Decoration Engineering Co Ltd.

"Zum einen sind sie der Meinung, dass ein Job, der mit viel harter körperlicher Arbeit und Schmutz verbunden ist, inakzeptabel sei, zum anderen dauert so eine Ausbildung immerhin zwei Jahre. Stattdessen bevorzugen es viele junge Leute, in Fabriken am Fließband zu arbeiten", fügt Mu hinzu.

Zhang Beilei, Geschäftsführerin von Wenzhou Gaotian Shoe Co, bestätigt, dass es einfach sei, Fließbandarbeiter zu finden: "Trotz des Arbeitskräftemangels, der seit einigen Jahren besteht, bewerben sich viele Leute bei uns. Die meisten Arbeiter, die nach den Frühlingsfestfeiertagen zu uns kommen, wurden nach 1980 geboren."

Die Studie ergab außerdem, dass die jungen Wanderarbeiter gebildeter sind als ihre Vorgänger. Ein Drittel von ihnen hat die Mittelschule beendet, das sind immerhin 19,2 Prozent mehr als bei der Generation davor.

Statt wie Zugvögel von Ort zu Ort ziehen und das Geld zurück in ihre Heimat zu bringen, will die junge Generation jedoch in der Stadt bleiben, in der sie arbeitet. Etwa 54,9 Prozent von ihnen leben in regierungsunmittelbaren Städten, während es bei den Älteren nur etwa 26 Prozent sind.


Quelle: German.China.org.cn, China Internet Information Center (CIIC), Mai und Juni 2014