Europäische Unternehmen in China weniger optimistisch

Die europäischen Unternehmen in China sehen ihre künftige Geschäftsentwicklung im Land weniger optimistisch, lautet das Ergebnis einer Umfrage der Europäischen Handelskammer in China, die gemeinsam mit Roland Berger Strategy Consultants durchgeführt wurde. Herausforderungen sind unter anderem steigende Arbeitskosten und Schwierigkeiten, gut qualifiziertes Personal zu finden und im Unternehmen zu halten.

550 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt. Der bereits zum zehnten Mal veröffentlichte "Business Confidence Survey" wurde Anfang Juni in Peking vorgestellt. Der Umfrage zufolge sehen die Unternehmen wenig Anzeigen dafür, dass die seit Jahren bestehenden Herausforderungen im Markt geringer werden.

Eine der wesentlichen Herausforderungen ist die Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums. Das sagten 61 Prozent der Unternehmen.

An zweiter Stelle folgen die steigenden Arbeitskosten und die Schwierigkeiten gut qualifiziertes Personal zu finden und im Unternehmen zu halten (56 beziehungsweise 55 Prozent).

Des Weiteren machen den Unternehmen Hürden beim Marktzugang (52 Prozent) sowie das rechtliche Umfeld und die Durchsetzung der rechtlichen Rahmenbedingungen (52 beziehungsweise 50 Prozent) Probleme.

Nach Berechnungen der Kammer der Europäischen Union (EU) konnten europäische Unternehmen aufgrund des beschränkten Marktzugangs und des rechtlichen Umfelds Geschäftschancen im Gesamtumfang von etwa 21,3 Milliarden Euro nicht wahrnehmen.

Hinzu kommen zunehmende Schwierigkeiten, ausländische Manager nach China zu holen oder in China zu halten. Dabei steht mit 68 beziehungsweise 64 Prozent die zunehmende Luftverschmutzung als Grund ganz oben.

Außerdem sehen sich die Unternehmen mit einem steigenden Wettbewerbsdruck durch lokale Unternehmen konfrontiert. Nur 14 Prozent der Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsposition optimistisch, in den beiden Vorjahren waren es 16 Prozent.

Wie im vergangenen Jahr sagten 68 Prozent der Firmen, dass sie in dieser Frage eher pessimistisch sind. Immerhin sind aber 68 Prozent der Unternehmen hinsichtlich der Wachstumsaussichten optimistisch, allerdings sind das drei Prozentpunkte weniger als 2013.

Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die glauben, profitabel zu sein, gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf 31 Prozent gestiegen. 2008 sagten das noch 47 Prozent der Firmen.

Der Anteil der Unternehmen, die eher negative Wachstumsaussichten sehen, stieg von einem Prozent 2013 auf jetzt fünf Prozent. Fast die Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) sprechen davon, dass die "goldenen Zeiten" in China vorbei seien.

Nur noch 57 Prozent verfolgen weitere Expansionspläne in China, im Jahr zuvor sagten dies noch 86 Prozent. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in den einzelnen Branchen:

In der chemischen Industrie und im Autobau wollen 79 beziehungsweise 78 Prozent der Firmen weiter expandieren, bei Finanzdienstleistungen sind es noch 55 Prozent, im Bereich Logistik 46 Prozent und im Maschinenbau 45 Prozent.

Die Frage, ob eine Verlagerung der Investitionen in andere Regionen denkbar ist, beantworteten elf Prozent mit "Ja", ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Für 39 Prozent dieser Firmen kommen die Märkte der ASEAN-Länder dafür in Frage, für 23 Prozent andere asiatische Länder und für 19 Prozent Europa.

Kammerpräsident Jörg Wuttke unterstrich, dass die Unternehmen ihre Aktivitäten in China intensivieren könnten, wenn die jetzt anstehenden Reformen im Land durchgesetzt werden und sich im Besonderen die Marktzugangsbedingungen verbessern. Er setzt auf einen schnellen Abschluss der Verhandlungen zum europäisch-chinesischen Investitionsabkommen, in dessen Folge Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen aufgenommen werden könnten.

Profitieren würde davon sowohl das europäische Engagement in China als auch das chinesische in den Ländern der Europäischen Union. Zudem sei dies auch ein Beitrag, den Handelsgesprächen im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO neue Impulse zu verleihen.

Business Confidence Survey 2014

Der Business Confidence Survey 2014 steht auf der Internetseite der Europäischen Handelskammer in China zum kostenfreien Download (Englisch) zur Verfügung.

Quelle: OWC Verlag für Außenwirtschaft, 02.06.2014